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Bildung Sprachlehrkräfte fürchten in Bernburger Kitas um ihre Zukunft

Janine Pierskalla und Monique Dombrowski vermitteln erfolgreich Sprache an Kinder in Bernburger Kitas. Dennoch fürchten sie um ihre Zukunft.

Von Sebastian Möbius Aktualisiert: 18.05.2022, 14:54
Janine Pierskalla (links) und Monique Dombrowski arbeiten in Bernburger Kitas, dort haben sie eine große Auswahl an Lehrmitteln für die Kindergartenkinder.
Janine Pierskalla (links) und Monique Dombrowski arbeiten in Bernburger Kitas, dort haben sie eine große Auswahl an Lehrmitteln für die Kindergartenkinder. Foto: Sebastian Möbius

Bernburg/MZ - Janine Pierskalla ist Fachkraft für sprachliche Bildung in der Kita „Löwenzahn“ in Bernburg. Ihre Kollegin Monique Dombrowski übt diesen Beruf in der Kindertagesstätte „Marienkäfer“ am Buschweg aus. Beide Frauen sind die einzigen Angestellten mit diesem Jobprofil in Bernburger Kitas unter kommunaler Regie.

Inklusive Pädagogik: Gruppendynamik und Wortschatz fördern

Im Zentrum ihrer täglichen Arbeit stehen die alltagsintegrierte sprachliche Bildung, die inklusive Pädagogik und die aktive Zusammenarbeit mit den Familien. „Es ist schon lange nicht mehr nur so, dass die Kinder im Kreis sitzen und wir ihnen vorlesen“, sagt die gelernte Logopädin Janine Pierskalla. Vielmehr liegt der Fokus darauf, die Kleinen schon zum eigenständigen Lernen und Ausprobieren zu animieren, so Monique Dombrowski.

Statt einer Vorleserunde ist der neueste Schrei das Kamishibai. Dieser Märchenbilderschaukasten ist japanischen Ursprungs und hatte eigentlich einen wirtschaftlichen Zweck. „Japanische Straßenverkäufer lockten damit Kinder an ihre Stände, um Süßigkeiten zu verkaufen. Wir haben daraus einen pädagogischen Ansatz entwickelt“, sagt Janine Pierskalla. Es wird ein Bilderbuch im Vorführkasten platziert und die Kinder können dann nach Belieben ihre Geschichte oder ihr Märchen mit einer zusätzlichen Sprachleiste gestalten und ihre ganz eigene Handlung daraus machen. „Somit soll aktiv die Gruppendynamik und der Wortschatz der Kinder gefördert werden. Ein Märchen kann so eine ganz neue Handlung bekommen“, sagt Monique Dombrowski.

Sensibilisieren und nicht umerziehen

Neben der Erweiterung des Wortschatzes und der Sprachförderung sei es wichtig, im Rahmen des Bundesprogramms Diversität und Inklusion zu vermitteln. In den beiden Bernburger Kitas „Löwenzahn“ und „Marienkäfer“ geschieht das beispielsweise durch Bücher wie „Zwei Papas für Tango“ und „Julian ist eine Meerjungfrau“. „Im Vordergrund steht dabei Sensibilisierung und Aufklärung“, so Janine Pierskalla. Dabei soll laut ihr niemand umerzogen werden: „Wir sind definitiv nicht das Ende der Weisheit.“

Zusätzlich soll anhand von Bilderbüchern die Diversität der verschiedenen Familienformen nähergebracht werden. „Früher war die klassische Vorstellung einer Familie Vater, Mutter, Tochter, Sohn, Hund, Katze und Haus. Das Bild hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert“, erklärt Monique Dombrowski. Deshalb wollen die beiden Lehrkräfte auch weiterhin dafür sorgen, dass die Sprache als elementarer Teil der frühkindlichen Entwicklung gefördert wird.

Förderprogramm läuft aus

Doch ob dies über das Jahr 2022 hinaus passiert, ist noch offen. Das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Bildungsprogramm läuft zum Ende des Jahres aus und eine Verlängerung sowie der weitere Fördermittelzuschuss sind unklar.

„Für uns beide ist diese Arbeit eine Herzensangelegenheit und wir würden sehr gerne noch weiter mit den Kindern an diesem Projekt arbeiten. Es ist ein wichtiger Baustein in ihrer und unserer Entwicklung“, sagt Janine Pierskalla mit nachdenklichem Blick in die Zukunft.