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Spanier bei Bauerngut Fleisch- und Wurstwaren Spanier bei Bauerngut Fleisch- und Wurstwaren: Nach Könnern gekommen, um zu bleiben

Von Frauke Holz 22.09.2015, 18:27
Miguel Angel Freire de Castro lernt während seiner Ausbildung alle Stationen bei Bauerngut kennen, hier die Räucherkammer.
Miguel Angel Freire de Castro lernt während seiner Ausbildung alle Stationen bei Bauerngut kennen, hier die Räucherkammer. Engelbert Pülicher Lizenz

Könnern - Am Ende war es nur noch einer: Miguel Angel Freire de Castro ist quasi der letzte Spanier in Könnern. Er hatte im vergangenen Mai gemeinsam mit vier Landsleuten ein dreimonatiges Praktikum bei der Bauerngut Fleisch- und Wurstwaren GmbH aufgenommen. Bei Eignung und Gefallen sollte sich daran im September eine Lehre anschließen.

Heute, gut ein Jahr später, ist Miguel alleine. Mit ihm hatten zwar zwei junge Frauen die Lehre begonnen, doch diese aufgrund fehlender Deutschkenntnisse zum Jahresende abbrechen müssen, wie Personalreferentin Katrin Mühlbach berichtet. „Die beiden anderen Männer wollten die Ausbildung erst gar nicht beginnen.“ Der eine habe stattdessen ein IT-Studium in Spanien aufgenommen, der andere sei auf den elterlichen Hof zurückgekehrt.

Freundschaft verbindet ihn mit Ausbildungsleiter

Miguel hingegen befindet sich mittlerweile im zweiten Lehrjahr zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik. „Es gefällt mir. Ich lerne hier so viel Neues“, sagt der 36-Jährige. Von Anbeginn an habe er sich wohlgefühlt. Kein Wunder, ist er doch in Deutschland geboren und mit den hiesigen Gepflogenheiten vertraut. „Ich war hier bis zu meinem zehnten Lebensjahr“, erzählt er. Noch heute lebe ein Teil seiner Familie in Hannover. Er selbst wohnt in Halle, wo ihm Ausbildungsleiter Fred Knauth zur Seite steht - und das über Wohnungssuche und Behördengänge hinaus. Die beiden verbindet Freundschaft. „Er hat mir schon bei der Gartenarbeit geholfen“, berichtet Knauth. Ebenso seien sie bereits gemeinsam Rad gefahren. Nicht zuletzt aufgrund dessen fühlt sich Miguel allmählich heimisch - auch in der deutschen Sprache.

Spanischkurs für Mitarbeiter

„Wir hatten für die Mitarbeiter eigens einen Spanischkurs organisiert“, berichtet Katrin Mühlbach, „und wir waren so stolz auf das, was wir gelernt haben.“ Doch Miguel habe nichts davon hören wollen. Er wollte nur in Deutsch kommunizieren. Mittlerweile ist er so gut, dass sein Ausbildungsleiter keine Bedenken hat, ihn nach drei Jahren Lehre zur Prüfung anzumelden. Nicht nur sprachlich sei Miguel fit. „Er ist vielfältig interessiert und fragt häufig nach“, sagt Knauth.

Abwechslungsreiche Ausbildung

Abwechslungsreich ist auch die Ausbildung, die sich nicht nur mit den Grundlagen des Fleischerberufes befasst. Kenntnisse bezüglich Qualitätssicherung, Lebensmittelchemie, Maschinenbetreuung sowie Etikettierung zählen gleichermaßen dazu. Miguel durchläuft alle Stationen - vom Rohstoffeingang bis hin zum Verpacken des Endproduktes. Ein Beruf, der kaum noch auf Interesse stößt, wie Werkleiter Mike Brach sagt. „Früher gab es weniger Lehrstellen als Bewerber, heute ist es umgekehrt.“ Der Beruf des Fleischers sterbe aus. „Er ist nicht mehr sexy.“ Sehr zum Unverständnis von Miguel, der erzählt, dass man in Spanien für eine Ausbildung sogar bezahlen müsse. „Hier gibt es so viele Stellen und keiner will sie haben.“

30 Lehrlinge hätten laut Katrin Mühlbach in diesem Ausbildungsjahr bei Bauerngut anfangen können, lediglich ein Einziger habe einen Vertrag unterschrieben. (mz)