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Sozialer Fachdienst in Bernburg Sozialer Fachdienst in Bernburg: Ab aufs Sofa

Von Andreas Braun 04.04.2017, 07:58
Doreen Trojahn ist Diplom-Sozialpädagogin und will mit ihrer Einrichtung Menschen mit Behinderungen eine Orientierungshilfe im Leben geben.
Doreen Trojahn ist Diplom-Sozialpädagogin und will mit ihrer Einrichtung Menschen mit Behinderungen eine Orientierungshilfe im Leben geben. Engelbert Pülicher

Bernburg - Sofa - das klingt zunächst eher nach Chillen und einem entspannten Treffpunkt zum Plausch. Das ist natürlich auch gewollt. Doch nicht nur. Hier sollen Menschen, die seelisch, körperlich oder geistig behindert sind, ins Leben zurückfinden und möglichst eigenständig bleiben - so weit das geht.

Sofa - eigentlich „So.Fa“ - steht als Abkürzung für Sozialer Fachdienst. Zu finden ist die Einrichtung in der kleinen Halleschen Straße 8, und nur wenn man weiß, dass sie da ist, findet man auch den Weg.

Das ist so beabsichtigt, sagt Doreen Trojahn, die im Oktober 2015 die Einrichtung ins Leben rief. Menschen schätzten es, wenn sie hier das erste Mal herkämen, dass von draußen nicht gleich von weitem zu sehen sei, wohin sie sich wendeten.

40 Menschen werden betreut

Gut 40 Menschen werden derzeit vom „So.Fa“ betreut, sagt Doreen Trojahn. Der Bedarf sei steigend.

Was sie von anderen Einrichtungen, an die sich Menschen, die Hilfe brauchen, um im Leben zurechtzukommen, unterschiedet, ist, dass sich eine Betroffener selbst hinwenden kann, sich das Angebot anhört und entscheidet, ob er es annehmen will.

Er wird also nicht einer Einrichtung zugewiesen. „Wir beraten über das persönliche Budget, helfen beim Ermitteln des Bedarfes und auch bei der Antragstellung. Das persönliche Budget ist eine Alternative zur vorher gewährten Sachleistung und ist zweckgebunden. So können behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen Leistungen selbstständig einkaufen“, sagt die junge Frau.

Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein fördern

Eltern können das persönliche Budget auch für ihre behinderten Kinder beantragen. Das trage letztlich auch dazu bei, eigenständiger und dadurch selbstbewusster aufzutreten, da die Betroffenen die Entscheidung in der Hand haben, an wen sie sich wenden wollen.

Und das ist schließlich das Ziel: Die Wiedereingliederung in das gesellschaftliche Leben - so weit wie möglich ohne fremde Hilfe.

Auf die Idee ist Doreen Trojahn während ihrer Tätigkeit als vom Gericht bestellte Betreuerin gekommen.

Beide Bereiche sind bei ihr streng getrennt, sagt sie. Wer in die Einrichtung an der Kleinen Halleschen Straße komme, der werde nicht von ihr auf dem anderen Gebiet betreut.

Individuell auf Menschen eingehen

Sie habe aber bemerkt, dass so mancher sich selbst gern aussuchen wollte, wo er betreut wird. Das könne unterschiedliche Gründe haben. Wichtig sei, dass man individuell auf die Menschen eingehen könne.

Und dass sie sich untereinander kennenlernen, lernen, sich mitzuteilen, indem sie miteinander reden. Dazu sei der Freitag geeignet. Da trifft sich, wer Lust hat, und dann wird zusammen gekocht oder auch zusammen ein Spieletag veranstaltet.

„Es besteht bei uns aber keine Pflicht, immer und ständig da zu sein. Es soll freiwillig geschehen, die Menschen sollen sich freuen, herzukommen“, sagt die junge Frau, die 2000 ihren Abschluss als Diplom-Sozialpädagogin ablegte.

Aktivitäten jeder Art sind wichtig

Aktiv am Leben teilnehmen - das sei das Ziel und das gehe manchmal schneller, mancher brauche aber auch ein wenig mehr Zeit. Um das zu erreichen, sind Aktivitäten jeder Art wichtig.

Sei es durch Arbeit oder Beschäftigung, Bildung oder Hilfe bei alltäglichen Dingen. Es sei immer erst einmal eine Tagesstruktur zu schaffen, an der sich die Betroffenen orientieren können.

Aber auch Freizeitgestaltungen sind wichtig. So werden Begleitungen zu Konzertbesuchen organisiert oder auch die Teilnahme am Vereinsleben oder an Ausflugsfahrten sichergestellt.

Wichtig sei, dass alles freiwillig in Anspruch genommen werden kann. „Es geht manchmal nicht. Da ist jemand nicht in der Lage, vorbeizukommen. Dann fahren wir eben hin und sehen nach, ob wir helfen können“, sagt Doreen Trojahn.

Ansprechpartner: So.Fa soziale Fachdienstleistungen, Hallesche Straße 8, 06406 Bernburg, Telefon 03471/6 24 01 40, E-Mail [email protected]. (mz)