1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Sekundarschule: Sekundarschule Campus Technicus in Bernburg: War die Schließung der Außenstelle Tolstoiallee nötig?

Sekundarschule Sekundarschule Campus Technicus in Bernburg: War die Schließung der Außenstelle Tolstoiallee nötig?

Von Katharina Thormann und Marko Jeschor 13.06.2018, 05:54
Die Schule an der Tolstoiallee in Bernburg ist vom Landkreis aufgegeben worden. Der Grund: stark mit Naphthalin belastete Böden in den Klassenzimmern.
Die Schule an der Tolstoiallee in Bernburg ist vom Landkreis aufgegeben worden. Der Grund: stark mit Naphthalin belastete Böden in den Klassenzimmern. Pülicher

Bernburg - Die Nachricht von der Schließung der mit Naphthalin belasteten Schule an der Tolstoiallee in Bernburg hat bei der jüngsten Sitzung des Haushalts- und Finanzausschusses des Kreistages vor allem eines aufgeworfen:

Jede Menge Fragen, nachdem der Landkreis entschieden hatte, diesen einen von drei Standorten des Campus Technicus komplett aufzugeben und die Fünft- und Sechstklässler künftig in den beiden anderen Standorten unterzubringen.

Debatte im Haushalts- und Finanzausschuss

„Hier ist was faul“, sagte Helmut Zander (SPD). Vor einem Jahr habe man um die einzelnen Orte gerungen, nun seien plötzlich alle zufrieden. „Das verstehe ich nicht.“ Er bezweifelte, dass die prognostizierten Schülerzahlen stimmen. „Überall explodieren doch die Zahlen.“

Zander forderte einen Beschluss des Kreistags dazu. Fachbereichsleiter Mathias Kiegeland wies das jedoch zurück. Die Entscheidung falle allein in den Zuständigkeitsbereich der Verwaltung und sei nach langer Abwägung gefällt worden.

Verwaltung rechnet in Zukunft mit weniger Schülern

Hintergrund: Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass die Schülerzahlen in den kommenden Jahren sinken werden. Das habe man übrigens bereits 2010 bei der Konzepterstellung berücksichtigt, wandte Silvia Ristow (Linke) ein. Langfristig sollen die Schüler des Campus Technicus auf die zwei verbliebenen Standorte verteilt werden.

Nach Angaben von Kiegeland sind dafür auch keine Anbauten und zusätzlichen Klassenräume nötig. Stattdessen soll der Außenbereich noch strukturierter werden, damit genügend Platz für die zusätzlichen Schüler ist. Damit hat sich die Kreisverwaltung auch gegen eine 1,1 Million Euro teure Investition entschieden. Die wäre nötig gewesen, um in der Schule an der Tolstoiallee alle belasteten Böden zu ersetzen.

Schüler hatten über Übelkeit und Kopfschmerzen geklagt

Ausschussmitglied Thomas Gruschka (CDU) steht unterdessen hinter der Entscheidung. „Wichtig ist, dass die Eltern und Kinder damit leben können.“ Die hatten den Stein erst ins Rollen gebracht. So hatten einige Schüler über Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen geklagt, woraufhin mehrere Luftmessungen durchgeführt und Bodenproben genommen wurden.

Das Ergebnisse: Die Naphthalin-Werte waren zum Teil so hoch, dass sie sogar an die erlaubten Obergrenzen reichten. Daraufhin zog die Kreisverwaltung die Reißleine und sperrte die Schule noch vor den Pfingstferien.

Gerüchte, das Schulgebäude werde verkauft oder abgerissen, wies Kiegeland indes zurück. Man habe sich über die Nachnutzung noch keine Gedanken gemacht. „Für uns stand das Wohlergehen der Kinder im Vordergrund.“ Die Frage der Nachnutzung beschäftigte auch Ristow und auch Ulrike Selisko (SPD).

Trotz der Funde will die Kreisverwaltung andere Schulgebäude nicht auf mögliche Belastungen kontrollieren. Kiegeland sagte der MZ, ohne Anhaltspunkte werde man nicht aktiv. Anhaltspunkte bei der Schule an der Tolstoiallee habe es sogar schon im Jahr 2013 gegeben. Schon da erfolgte nach einer Beschwerde eine Raumluftmessung. Damals habe es aber keine auffälligen Werte gegeben. (mz)