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Seit 20 Jahren ehrenamtlicher Prüfer Seit 20 Jahren ehrenamtlicher Prüfer: Bernd Müller ist der Mann fürs Detail

Von Diana Serbe 28.05.2017, 08:55
Bernd Müller befestigt Drähte am Stellungsregler eines Schwenkantriebes, der den Wasserdurchfluss in einer Rohrleitung regelt.
Bernd Müller befestigt Drähte am Stellungsregler eines Schwenkantriebes, der den Wasserdurchfluss in einer Rohrleitung regelt. Engelbert Pülicher

Bernburg - 100 Quadratmeter nennt Bernd Müller sein Reich in einer gut versteckten Lagerhalle auf dem Betriebsgelände des Bernburger Soda-Herstellers Solvay. In Kittel, Helm, Schutzbrille und Sicherheitsschuhen mit Stahlkappen werkelt der Elektroniker für Automatisierungstechnik hier täglich.

Im Umgang mit den kompliziert anmutenden Geräten beweist der Bernburger viel Geduld und den Blick fürs Detail. Etwa 4.000 bis 5.000 verschiedene kommen in seinem Bereich zum Einsatz, gut 30 haben er und sein Team täglich zur Instandsetzung auf dem Tisch.

„Wir kümmern uns um alles, was mit Regelung und Steuerung zu tun hat und beim Betriebsablauf wichtig ist“, sagt der 61-Jährige. Dazu gehören unter anderem Analysemessgeräte, Antriebe oder Steuerteile. Diese sind für zahlreiche Maschinen der Soda-Verarbeitung unabdingbar.

Ehrung für Einsatzbereitschaft

„Wenn man viel selbst kann, spart das dem Unternehmen Geld.“ Der Bernburger setzt sich daher für die Qualität der Ausbildung ein. Seit 20 Jahren ist er als ehrenamtlicher Prüfer bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) tätig, wofür ihm in der vergangenen Woche die silberne Ehrennadel verliehen wurde.

Auch der Nachwuchs wird getestet

Etwa zehn Tage nehme er sich in einer Prüfungsphase Zeit, um in einer fünfköpfigen Prüferkommission den Nachwuchs in seinem Beruf zu testen. Zwei Phasen gebe es jeweils pro Jahr, bestehend aus Theorie und Praxis. Dafür fahre er regelmäßig nach Wolfen.

Bernd Müller ist kein strenger Prüfer

Mit guter Rückendeckung des Unternehmens, wie er sagt. Als strengen Prüfer betrachte sich der Vater einer dreißigjährigen Tochter nicht. „Ich hatte in 20 Jahren vielleicht drei, die es nicht geschafft haben“, sagt Bernd Müller. „In Großbetrieben werden die jungen Leute solide ausgebildet.“

Die Praxisphase sollte seiner Meinung nach nicht zu kurz kommen. Früher habe mehr Handwerk zur Prüfung gehört. „Da mussten die Prüflinge zum Beispiel noch selbst löten, heute besteht die Arbeit zu 90 Prozent aus Programmierung am Computer“, sagt er.

Als die Wende mit der Wende kam

In den 1960er Jahren hat Bernd Müller den Beruf erlernt, weil es seiner Aussage nach als „Beruf mit Zukunft“ angepriesen wurde. „Automatisierung war zu Beginn meiner Ausbildung schon im Kommen“, sagt der 61-Jährige. „Das war von 1972 bis 1975.“

Früher noch als „MSR-Mechaniker“ (MSR steht für Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik) wurde der Beruf 1992 in „Prozessleitelektroniker“ umbenannt. „Da kam auch der größte Umbruch“, sagt Müller.

„Nach der Wende hatten wir plötzlich neue Messtechnik und mussten wochenlange Schulungen mitmachen.“ Ohne Computer funktioniere heute fast nichts mehr.

Seit 2006 gibt es eine einheitliche Bezeichnung

Seit 2006 gibt es die einheitliche Bezeichnung „Elektroniker für Automatisierungstechnik“ für den dreieinhalbjährigen Ausbildungsberuf. „Mehr Automatisierung bedeutet aber auch, dass umso mehr Personal zurückgefahren wird“, sagt er.

Von 1.600 Mitarbeitern seien nun nur noch 400 hier. Auf Azubis hofft er trotzdem weiter. Vor allem, um sein Team zu verstärken, wenn Kollegen in Ruhestand gehen. Was er im steten Umgang mit jungen Menschen lernt? „Auf jeden Fall, wie man ein Handy bedient“, sagt Müller. (mz)