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Schloss Schlossmuseum Bernburg: Was bringt der Umbau für vier Millionen den Besuchern?

Von Torsten Adam 29.09.2018, 12:57
Der südwestliche Teil des Bernburger Schlosses wird in den kommenden zwei Jahren umfassend saniert - beginnend beim Blauen Turm über das Alte Haus (links) und das Krumme Haus (dahinter verdeckt). Das Museum muss deshalb für diese Zeit geschlossen werden.
Der südwestliche Teil des Bernburger Schlosses wird in den kommenden zwei Jahren umfassend saniert - beginnend beim Blauen Turm über das Alte Haus (links) und das Krumme Haus (dahinter verdeckt). Das Museum muss deshalb für diese Zeit geschlossen werden. Pülicher

Bernburg - Das Museum im Bernburger Schloss wird am 1. November geschlossen. Mindestens zwei Jahre lang. Im Jahr 2021 soll es wie Phoenix aus der Asche aufsteigen und sich den Besuchern in einem modernen, zeitgemäßen Gewand präsentieren.

Mehr als vier Millionen Euro lässt sich die Stadt Umbau und Neuausstattung kosten, größtenteils über Fördermittel finanziert. Es ist ein weiterer Mosaikstein auf dem langen, mühevollen und kostspieligen Weg, das Schloss, die zwischenzeitlich angestaubte Krone Anhalts, in voller Schönheit herauszuputzen.

Innenarchitektin stellte erste Pläne vor

Erste Orientierung, worauf sich die Museumsbesucher nach der Wiedereröffnung freuen können, hat Jacqueline Fox in dieser Woche in der gemeinsamen Beratung von Bau- und Hauptausschuss gegeben. Die freie Innenarchitektin aus Leipzig ist gemeinsam mit drei weiteren Experten mit Neukonzeption und Umgestaltung der Dauerausstellungen beauftragt.

Sie erläutert, was die Gäste auf dem Weg durch das dann sanierte Alte und Krumme Haus des Schlosses erleben werden. Der Rundgang mit interaktiven und museumspädagogischen Elementen beginnt im Keller mit den im Bernburger Kalksteinbruch entdeckten Saurierspuren.

Weitere Ausstellungen widmen sich der Erstbesiedlung des Saaletals, der in Vitrinen präsentierten anhaltischen Münzsammlung, Bernburg als fürstliche Residenz und einer Mineraliensammlung aus der Region.

Die folgenden Etappen befassen sich mit der Stadtentwicklung ab dem 18. Jahrhundert, Sagen und Legenden von Till Eulenspiegel, Knecht Ruprecht und dem Nickert.

Im zweiten Obergeschoss ist Platz für Sonderausstellungen

Das zweite Obergeschoss soll Domizil für Sonderausstellungen werden, beispielsweise für zeitgenössische Kunst, wie Museumsdirektor Roland Wiermann sagt. Er und seine Mitarbeiter werden, um dafür Platz zu schaffen, mit der Verwaltung dauerhaft ins Osttorhaus umziehen.

Museumsbesucher erhalten als Wegbegleiter einen Audioguide, der auf Deutsch oder Englisch die wichtigsten Informationen liefert. Für Kinder hält das mobile Gerät Eulenspiegel-Erzählungen bereit. „Überall wird es zudem Informationstafeln zur Geschichte jedes Raumes geben“, erklärt Jacqueline Fox

Risse im Blauen Turm werden geschlossen

Bevor es aber soweit ist, stehen umfangreiche Restaurierungsarbeiten ins Haus, die den südwestlichen Teil des Schlossensembles betreffen. So wird die vor fünf Jahren begonnene Sicherung des derzeit ungenutzten Blauen Turms fortgesetzt. Dessen Dach ist mittlerweile komplett restauriert.

„Jetzt geht es darum, die vertikalen Risse im Mauerwerk des Turmschaftes zu sanieren“, sagt Jan Schwesinger vom halleschen Architekturbüro Cuboidoo. Das schmucke Bild, das der Turm inzwischen von außen abgibt, ist trügerisch.

Korsett aus Stahlbändern soll später verschwinden

Die starken Schäden, die die Statik gefährden, sind in der Innenschale deutlich sichtbarer. Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) bestätigt das: „Optisch sieht der Turm von außen sehr gut aus, von innen ist das aber ganz schön erschreckend.“

Das um den Turmschaft zur Stabilisierung gelegte Korsett aus Stahlbändern und Lastverteilungshölzern soll laut Jan Schwesinger nur eine Zwischenlösung sein. „Wir müssen eine Verzahnung herstellen, bevorzugt durch den Austausch von Mauerwerk“, sagt er.

Museums-Inventar wird im Langen Haus zwischengelagert

Nebenan steht die Räumung des im Alten und Krummen Haus untergebrachten Museums bevor. Ein Depot zur Zwischenlagerung der Exponate wird derzeit im Langen Haus des Schlosses geschaffen.

Weshalb die Museumssanierung überfällig ist, erklärt Matthias Götz vom Planungsbüro aus dem bayrischen Pfaffenhofen: keine Barrierefreiheit in den einzelnen Geschossen, ein beengter Eingang, mangelhafte Sanitäranlagen, Lücken beim Brandschutz wie ein fehlender zweiter Rettungsweg, Feuchtigkeitsschäden im Keller, überlastete Deckenbalken, hoher Energieverbrauch durch Nachtspeicherofen und Einscheibenverglasung. All diese Defizite sollen beseitigt werden.

Am Museum ist auch ein Fahrstuhl geplant

Geplant ist unter anderem der Anbau eines Aufzugs auf der Hofseite. „Wir wollen die historische Ansicht von der Saaleseite nicht tangieren“, begründet Matthias Götz die Standortwahl. Der Eingangsbereich wird entkernt und in Anlehnung an seine Historie wieder in eine repräsentative Hofstube aus der Renaissancezeit umgestaltet. Über eine neu eingebaute Wendeltreppe werden die Gäste ins Haus geführt.

In technischer Hinsicht ist nach Angaben von Ingenieur Matthias Kunhart aus Wasserleben eine flächendeckende LED-Beleuchtung vorgesehen. Ein Erdgas-Anschluss für eine Fußbodenheizung und eine Alarmanlage werden ebenso installiert. Eine Lüftungsanlage und Entfeuchtungsgeräte für den Keller sollen das Klima im Museum regulieren.

Die Bauunterlagen liegen seit Mitte Juli dem Bauordnungsamt des Salzlandkreises vor, spätestens im März sollte die Genehmigung erteilt sein. Denn ab diesem Zeitpunkt sind laut Matthias Götz erste statische Eingriffe an der Bausubstanz erforderlich.

Bis Ende 2019 soll der Rohbau fertig sein, 2020 der Ausbau folgen. Weil für die Großbaustelle Platz zum Lagern der Materialien benötigt wird, ist der Schlosshof in den nächsten zwei Jahren nur eingeschränkt nutzbar. Für sechs Veranstaltungen im Jahr soll das Lager jedoch zeitweise geräumt werden. (mz)

So soll der neue großzügige Eingangsbereich des Bernburger Museums aussehen. Die Hofstube existierte in dieser Form bereits zur Renaissancezeit des Schlosses.
So soll der neue großzügige Eingangsbereich des Bernburger Museums aussehen. Die Hofstube existierte in dieser Form bereits zur Renaissancezeit des Schlosses.
Entwurf: Büro Bergmann