Schloss Trebnitz Schloss Trebnitz: Rechtsextremisten wollen Immobilie loswerden

trebnitz - Am kunstvoll verzierten schmiedeeisernen Tor hängt ein Schild „Betreten verboten!“. An der Mauer, die das Gutshaus umgibt, zerbröseln die Steine. Die Freitreppe ist von Unkraut überwuchert. Aus den kaputten Briefkästen hängt ein zerknittertes Werbeprospekt. Einziges Indiz, dass das Schloss Trebnitz nicht ganz verlassen ist, sind zwei vor dem alten Gemäuer grasende Pferde. Das ehemalige Herrenhaus scheint im Dornröschenschlaf zu liegen und wird es wohl vorerst bleiben. Befürchtungen des Vereins „Miteinander“, dass die Eigentümer des knapp 7.000 Quadratmeter großen Grundstücks hier ein Schulungszentrum für Rechtsextremisten errichten, sind nicht nur angesichts des optischen Eindrucks wohl vom Tisch. Denn am nahen Saale-Radwanderweg kündet ein Schild davon, dass die Immobilie zum Verkauf steht.
Ideal nutzbar als Wohnhaus oder Wellnesshotel
„Werden Sie Schlossherr eines ehemaligen Rittergutes nahe der Saale bei Könnern. Ideal nutzbar als Wohnhaus oder Wellnesshotel“, wird das Objekt auf der Internetseite der sächsischen Immobilienfirma Kienzle angepriesen. Und weiter heißt es im Exposé: „Eine durchgreifende Sanierung ist erforderlich“. Als das baufällige Anwesen vor fünf Jahren zwangsversteigert wurde, war im Gutachten von einem Sanierungsbedarf von zwei Millionen Euro die Rede. Thomas Wulff, Landesvorsitzender der Hamburger NPD, und Axel Schunk, ehemals Bundesfahrtenführer der 1994 verbotenen „Wiking Jugend“ aus Bayern, erwarben es dennoch - fortan mit Argusaugen beobachtet vom zunächst überraschten Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt. „Nunmehr soll diese Liegenschaft vermutlich wieder aufgegeben werden“, wird aus dem Kaufangebot im Internet im jüngst veröffentlichten Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2014 geschlussfolgert.
Die Ursprünge des Schlosses Trebnitz gehen auf eine mittelalterliche Wasserburg des Markgrafen Gero zurück. Um das Jahr 1600 wurde unter Einbeziehung der alten Bausubstanz von der Familie von Rauchhaupt das sogenannte Schloss errichtet, das eher einem Gutshaus entspricht. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg ließ Hans Christoph von Rauchhaupt das Gebäude bis 1683 in barockem Stil um- und neubauen und die Anlage mit weitläufigem Wirtschaftshof und Park erweitern. Bekannt ist, dass die Familie das Grundstück bis 1834 in ihrem Besitz behielt.
Später, von 1958 bis 1999, betrieb die Volkssolidarität in dem ehemaligen Herrenhaus ein Alten- und Pflegeheim. Seitdem ist das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ungenutzt. 2001 kaufte es der frühere sachsen-anhaltische NPD-Landesvorsitzende Steffen Hupka für 100 000 DM. Aus den Plänen, hier ein „Nationales Schulungszentrum“ zu etablieren, wurde nichts. Bei einer Zwangsversteigerung 2010 erwarben mit Thomas Wulff und Axel Schunk erneut zwei Rechtsextreme die Immobilie - für 80 000 Euro. Und bieten sie nun wieder für 85 000 Euro zum Verkauf an.
Auch wenn Kommunalpolitiker sonst froh sind, wenn denkmalgeschützte Gebäude wieder saniert werden, ist Könnerns Bürgermeister erleichtert, dass das Schloss im Ortsteil weiter im Dornröschenschlaf schlummert: „Still ruht der See - Gott sei Dank“, sagt Mario Braumann. Rätselhaft bleibe für ihn indes, warum die Noch-Eigentümer das Gutshaus überhaupt ersteigert hatten. (mz)