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Schloss Bernburg Schloss Bernburg: Geschichte der Serviten

Von Maximilian Mühlens 30.09.2016, 07:51
Markus Heinevetter rückt den Habit der Serviten – das Ordensgewand - für die Ausstellung zurecht.
Markus Heinevetter rückt den Habit der Serviten – das Ordensgewand - für die Ausstellung zurecht. Engelbert Pülicher

Bernburg - Der Messkelch strahlt golden im Licht des Museums im Bernburger Schloss. Der Kelch ist schnörkellos und begeistert alleine durch sein Erscheinungsbild, das über die Jahrhunderte überdauert und keinen sichtbaren Schaden genommen hat. Der Messkelch stammt aus dem damaligen Kloster Bernburg. Zu Beginn der Gabenbereitung lag eine Patene - ein liturgisches Gefäß - auf dem Kelch und trug die große Zelebrationshostie.

Der Kelch und auch die Patene sind Teil einer neuen kleinen Ausstellung im Museum des Schlosses, die sich seit Kurzem den Serviten, einem Bettelorden, der 1308 das Kloster in Bernburg gründete, widmet. Die frühe Ordensgeschichte, der Weg der Serviten von Italien nach Mitteldeutschland und das lokale Leben und Wirken der Brüder werden mit Hilfe von historischen Bildern und Objekten ebenso dargestellt, wie die wechselvolle Geschichte des Bernburger Klosters.

„Es ist zwar nur eine sehr kleine Ausstellung, die aber sehr fein ist und die verschiedenen Facetten des Klosters darstellt“, lobte Roland Wiermann den Historiker und Kurator Markus Heinevetter. „Die Ausstellung basiert auf meiner Bachelorarbeit, die ich vor Kurzem fertiggestellt habe“, erzählte Heinevetter der MZ. Der 29-Jährige studierte an der Universität in Halle Geschichte und Philosophie.

Im Jahr 1233 gründeten die sieben Kaufleute Bonfilius, Alexis, Amideus, Bonajuncta, Manettus, Hugo und Sosteneus im italienischen Florenz den Ordo Servorum Mariae (die Serviten). „Die Gründung war schon etwas Besonderes, weil eigentlich ein Orden immer nur von einer Person gegründet wurde - die Kaufleute wollten ein anderes Leben führen“, so Heinevetter.

1308 erstmals urkundlich erwähnt

Im Gegensatz zu dem Franziskaner-Orden wollten sich die Serviten nicht verbreiten. Später taten sie es dann doch und gründeten Ableger zuerst in Köln und später in Mitteldeutschland. Im Jahre 1308, ganz genau am 21. Juli, wurde das Kloster in Bernburg erstmalig urkundlich erwähnt. An jenem Tag bestätigte Fürst Albrecht I. von Anhalt-Köthen den „Brüdern der Knechte der heiligen Maria, vom Orden des heiligen Augustinus“ die Schenkung einer, zwischen Neugattersleben und Nienburg, in Molendorf beziehungsweise Möllendorf, gelegenen Mühle durch Theodor und Hermann von Warmsdorf. Die Pachteinnahmen aus der Mühle dürften, nach Ansicht von Kurator Markus Heinevetter, dem Orden ein erstes, aber auch recht bescheidenes Einkommen bedeutet haben.

Besonders beeindruckend ist eine Original-Urkunde, die in der Ausstellung gezeigt wird. Sie ist datiert auf den 15. August 1318 und belegt eine weitere Schenkung - dieses Mal von Fürst Bernhard II. von Anhalt-Bernburg, der den Serviten das Patronatsrecht der Wolmersdorfer Kirche überließ. „Die Ordensbrüder waren in der Stadt hoch angesehen, weil sie sich wirklich pastoral engagierten“, erklärte Heinevetter. In der Stadt erkannte man sie an ihrem Habit.

Teile der Ordenstracht

Die schwarze Ordenstracht der Serviten, die es noch immer gibt, besteht aus einer Tunika beziehungsweise einem Talar, dem Skapulier, einem fast bis zum Boden reichenden Überwurf, einer Kapuze sowie der Cappa, einem bodenlangen und auf der Vorderseite offenen Umhangtuch, welches unter der Kapuze zum Schutz vor Wind und Regen getragen wird. Ein Exemplar des Habits wird in der Ausstellung ebenfalls präsentiert. Mit der Reformation im Jahre 1521 dürfte sich in Bernburg auch der Orden aufgelöst haben - das Jahr der Auflösung ist nicht eindeutig nachweisbar. Später nachdem der Orden nicht mehr in der Saalestadt existierte, zog ein Hospital in das ehemalige Gotteshaus ein.

Die Kirche des Klosters wurde im 30-jährigen Krieg komplett zerstört. Im 17. Jahrhundert wurde das Krankenhaus außerdem in St. Johannis („Arme Kloster“) umbenannt - dieser ist auch der Name der bis heute bestehenden Stiftung. Das heutige Denkmal, welches sehr gut erhalten ist, beherbergt nun Fachbereiche der Hochschule Anhalt.

Die Ausstellung „Serviten in Bernburg“ kann bis einschließlich Sonntag, 13. November, im Museum des Bernburger Schlosses besucht werden. Bis zum 31. Oktober hat die Ausstellung dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, ab dem 1. November dienstags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr, freitags von 10 bis 13 Uhr und samstags und sonntags von 10 bis 16 Uhr. Mehr Informationen gibt es im Internet unter: www.museumschlossbernburg.de. (mz)

Der Messkelch stammt aus  dem damaligen Kloster Bernburg.  Zu Beginn  der Gabenbereitung lag eine Patene  -  ein liturgisches Gefäß -  auf  dem  Kelch und trug die  große  Zelebrationshostie.
Der Messkelch stammt aus  dem damaligen Kloster Bernburg.  Zu Beginn  der Gabenbereitung lag eine Patene  -  ein liturgisches Gefäß -  auf  dem  Kelch und trug die  große  Zelebrationshostie.
Pülicher
Das barocke Altarretabel aus der Klosterkapelle:  Links vom Kreuz stehen Maria und Johannes. Auf der rechten Seite befindet sich Maria Magdalena.
Das barocke Altarretabel aus der Klosterkapelle:  Links vom Kreuz stehen Maria und Johannes. Auf der rechten Seite befindet sich Maria Magdalena.
Pülicher