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Salzlandkreis Salzlandkreis: Schlüsselgewalt schützt Güsten vor dem Hochwasser

Von ANGELIKA ADAM 02.02.2011, 16:48

GÜSTEN/MZ. - Güstens Bürgermeister Helmut Zander (SPD) und der Leiter des Bauhofes der Stadt, Uwe Hanusa, sind kampferprobt. Sie verstehen sich blind. Über das Handy sind sie ständig in Verbindung. Seit Jahresbeginn haben sie einen besonders engen Draht.

Als am 7. Januar der Pegel der Wipper bei Groß Schierstedt den kritischen Punkt erreichte, funktionierten sie den Aufenthaltsraum im Güstener Bauhof kurzerhand in ihre Hochwasserzentrale um. Hier koordinierten sie alle Maßnahmen, damit nicht nur die Einwohner der Stadt Güsten, sondern auch die in Amesdorf und Warmsdorf, in Orsmarsleben und Giersleben sowie in Ilberstedt vom Hochwasser verschont blieben. "Kein Bürger war vom Hochwasser bedroht", ist Zander stolz, weil die Stadt den Zugriff auf die umfangreichen Schutzmaßnahmen nach dem Jahrhunderthochwasser 1994 erhalten hatte. "Mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt", so der Bürgermeister, "hat die Stadt Güsten eine Vereinbarung abgeschlossen und die Schlüsselgewalt über das Liethewehr und das Wehr an der Flutmulde erhalten."

So konnte Bürgermeister Zander gemeinsam mit den fünf Mitarbeitern des Bauhofes, mit den Freiwilligen Feuerwehren aus Giersleben und Amesdorf und in ständiger Absprache mit LHW-Mitarbeiter Wolfgang Streetz in Sangerhausen dem Hochwasser begegnen und mehr als 8 000 Einwohner vor dem Hochwasser schützen. Zwischen dem 7. und dem 21. Januar waren Zwölf-Stunden-Schichten eingerichtet und Wachdienste organisiert worden. Erst am 30. Januar um 11 Uhr konnte das Liethewehr, das zum Schutz vor dem Wipperhochwasser gebaut worden war, wieder geschlossen werden. "Alle vier Schotten waren am Wehr gezogen worden", beschreibt Zander das Ausmaß der Wassermassen.

Obwohl das Hochwasser jetzt bezwungen scheint, hält seit Tagen das Grundwasser besonders die Güstener in Atem. Jetzt verlangt der Kampf gegen das Grundwasser den Mitarbeitern des Bauhofes, dem Bürgermeister und den Grundstückseigentümern alles ab. Seit dem vergangenen Jahr ist der Grundwasserstand in Güsten um einen Meter gestiegen. Und die Wipper und die Eine führen vielmehr Wasser als sonst. In der Liethe steht das Grundwasser 20 Zentimeter hoch. Aus zahlreichen Gräben, die seit mehr als zehn Jahren keinen Tropfen Wasser gesehen haben, drückt das Wasser. "Damit die betroffenen Grundstückseigentümern wenigstens die Heizungsanlagen und die Elektroleitungen in den Kellern schützen können, hat die Stadt begonnen, in großem Umfang das Grundwasser abzupumpen. Zwei große Pumpen hat sich Zander vom Technischen Hilfswerk in Staßfurt ausgeborgt, die seit Tagen rund um die Uhr im Einsatz sind. Seit drei Wochen arbeitet eine große Pumpe am Freiheitsdamm und pumpt das Druckwasser in den Vorfluter. Eine zweite Pumpe ist im Siechstal im Einsatz. Dort wird das Grundwasser in den Regenwasserkanal gepumpt. Und schließlich ist die dritte Pumpe am Warmsdorfer Weg im Einsatz. "Hier geht es darum, soviel Grundwasser abzupumpen, dass der Wasserspiegel auf einem gerade noch akzeptablen Stand gehalten wird", sagt der Bürgermeister.

Ehe die Pumpen allerdings zum Einsatz kommen konnten, musste noch die Firma Stemmler aus Güsten dafür sorgen, dass der Elektroanschluss funktionierte. Außerdem war mit dem Abwasserverband geklärt worden, dass das Wasser in den Kanal abgepumpt werden kann. Die Pumpen werden noch einige Zeit laufen müssen, sind die Güstener überzeugt. Die Pumpen vom THW aber müssen an ihren Standort in Staßfurt zurück. "Deshalb hoffen wir", so Zander, dass unsere eigenen Pumpen, die seit dem Hochwasser 1994 schon gute Dienste geleistet haben und jetzt einer Reparatur unterzogen werden mussten, wieder zum Einsatz kommen können.

Für die Zukunft hoffen die Güstener Verantwortlichen, dass das Grabensystem vom Unterhaltungsverband geprüft und stets sauber gehalten wird und dass das für Wippra geplante grüne Hochwasserrückhaltebecken endlich gebaut wird. Bürgermeister Helmut Zander jedenfalls wird sich in der Wippraer Bürgerinitiative zum Bau dieses Beckens engagieren. Er hat die Einwohner der Stadt und der umliegenden Gemeinden aufgerufen, sich an der Unterschriftensammlung zu beteiligen und ihre Interessen auf einer ersten Bürgerversammlung zu vertreten, zu der die Bürgerinitiative am 11. Februar um 18 Uhr in die Turnhalle Großörner eingeladen hat. "Das Rückhaltebecken würde die Anrainer der Wipper schützen", ist sich Zander sicher.