Salzlandkreis Salzlandkreis: Nachfrage steigt auf einmal deutlich
BERNBURG/MZ. - "Von unseren Bestandskunden, die ihre Reifen bei uns einlagern, sind alle schon durch", sagt Andreas Trostdorf vom Reifenservice Vergölst in Bernburg. Bei den treuen Kunden lasse sich auch ein einheitlicher Trend feststellen: Sie sind in diesem Jahr deutlich eher zum Wechseln gekommen. Der letzte Winter hat mit seinen Schneemassen offensichtlich nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Denn im vergangenen Jahr sei es Ende Oktober und Anfang November schon deutlich kälter gewesen als in diesem Jahr. Trotzdem hätten sich viele Kunden im vergangenen Winter mehr Zeit gelassen.
Das beurteilt Stephan Planert anders. Nicht zuletzt aufgrund der relativ milden Temperaturen bis jetzt, meint Planert, dass nicht wenige mit der Umrüstung ihrer Reifen noch gewartet hätten. Planert arbeitet für den Autoservice ATU in Bernburg. "Erst seit in dieser Woche der Schnee angekündigt wurde, steigt bei uns die Nachfrage deutlich", sagt der Spezialist. Von einem größeren Andrang als im vergangenen Jahr könne jedenfalls noch nicht die Rede sein.
Oder die Nachfrage steige erst dann deutlich an, wenn sich der Winter einfach nicht mehr ignorieren lasse. Aber so einfach lasse sich das Verhalten der Kunden auch nicht bewerten, aufschlussreich seien zunächst nur die Anzahl der gewechselten Reifen. Denn schließlich brauche man nicht in jedem Jahr neue Winterreifen, so dass die Verkaufzahlen noch nichts über die allgemeinen Wintervorbereitungen aussagten.
Auch Klaus-Dieter Hellmann, der seinen Reifenservice in Könnern betreibt, will noch keine Prognose über die aktuelle Saison wagen. "Die Auftragslage im Betrieb ist jedenfalls gut zur Zeit, wir haben ordentlich zu tun", sagt Hellmann. Auf die Frage, wie schnell ein Kunde zu seinen neuen Reifen kommt, fällt die Einschätzung der Spezialisten jedenfalls recht ähnlich aus. Das hänge wesentlich vom Typ und der Größe ab.
"Wir haben noch einiges auf Lager, aber manche Varianten müssen erst bestellt werden", sagt auch Planert. Und bei den anderen Firmen sieht es durchaus vergleichbar aus. Wer also noch nicht optimal auf die anstehenden Wintermonate vorbereitet ist, sollte sich allmählich um einen Termin kümmern. Je nach benötigtem Typ müsse sonst möglicherweise noch einige Tage gewartet werden.
"Pauschal lässt sich auch die Liefersituation nicht einschätzen", sagt Trostdorf. Einige Hersteller hätten zumindest zu Saisonbeginn noch Lieferengpässe gehabt.
Pflicht oder weiterhin Kür - das ist die Frage, wenn es um den Reifenwechsel vor dem Wintereinbruch geht. Seit Jahren wird den Autofahrern gesagt, es komme der Tag, an dem die Winterreifen zur Pflicht erhoben werden. Seit jüngster Zeit steht dieses Thema wieder verstärkt zur Debatte.
Nur - feststeht noch überhaupt nichts. "Der Gesetzgeber scheint nicht so richtig zu wissen, was er will", sagt Polizeihauptkommissar Henri Trautmann vom Polizeirevier Salzlandkreis. Sein Kollege, Hauptkommissar Detlef Thiemann, gibt gleichzeitig für diejenigen Entwarnung, die immer noch mit Sommerreifen unterwegs sind. Es müsse gegenwärtig niemand befürchten, falls er in eine allgemeine Verkehrskontrolle gerät, dass er wegen fehlender Winterbereifung zur Kasse gebeten werde, so der Polizei-Verkehrsexperte. Da müsse die Polizei nicht einmal ein Auge zudrücken, denn es gibt keine gesetzliche Handhabe. Was nicht ist, könne aber noch werden. Nämlich dann, wenn doch noch ein entsprechendes Gesetz zustande kommt.
Detlef Thiemann sieht das Thema überhaupt eher gelassen. Seiner Meinung nach sei eine den Straßenverhältnissen angepasste Fahrweise viel wichtiger als gesetzlich verordnete Winterreifen. Allerdings - kommt es bei glatter Fahrbahn zu einem Unfall und das Auto eines Beteiligten ist ohne Jahres- oder Winterreifen unterwegs - dann kann das schon teuer werden. Wenn nämlich die Versicherung nicht zahlt. Auch daran hat sich seit dem vergangenen Winter nichts geändert.