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Salzlandkreis Salzlandkreis: Hahn im Korb türmt Bausteine und zeigt die große weite Welt

Von KATHARINA THORMANN 27.07.2010, 17:27

BEESENLAUBLINGEN/MZ. - Ein Finger wandert in dem bunten Atlas zur Hauptstadt Madrid und zehn Kinderaugen starren auf den Punkt. Und dann schauen sie wieder zu ihm: Kevin Burdack. Der Bernburger ist ihr Erzieher in der integrativen Kindertagesstätte Parkwichtel in Beesenlaublingen, die vom SOS Kinderdorf betrieben wird. Dass der angehende Erzieher ihnen Geografie, Malen, Zeichnen und Singen beibringt und nicht wie üblich eine weibliche Betreuerin diesen Part übernimmt, wundert die Jüngsten nicht. Für sie ist das Normalität.

Wenn es nach Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) geht, wird diese Einrichtung kein Einzelfall bleiben. Denn mit einem bundesweiten Umschulungsprogramm will Schröder mehr Männer wie Kevin Burdack als Erzieher für Kitas gewinnen. In einer zweijährigen Ausbildung sollen sie umgeschult werden, damit die Kinderbetreuung weiter ausgebaut werden kann. "Ich finde das eine gute Sache", meint der 23-jährige Burdack zu den Plänen. Er selbst kam auch auf Umwegen zu seinem jetzigen Beruf in einer Frauendomäne. Nach seiner Lehre zum Hotelfachmann in Hannover wurde er nicht übernommen und verbrachte deshalb seine Freizeit im Jugendclub in Güsten. "Dort brachte mich der Leiter auf den Gedanken, zum Erzieher umzuschulen. Er meinte, ich komme gut mit kleinen Kindern klar."

Nach einer zweijährigen Ausbildung zum Sozialassistenten und der anschließenden zweijährigen Lehre zum Erzieher sitzt er jetzt in seinem Anerkennungsjahr an einem Tisch, der ihm nicht einmal bis zu den Knien reicht, spielt mit Nina und Laura "Vier gewinnt" oder türmt mit dem sechsjährigen Max eine Burg aus Bauklötzen. "Als Kind wollte ich noch Feuerwehrmann werden", erinnert sich Burdack, der seine Entscheidung, den Beruf des Erziehers zu ergreifen, nicht bereut. "Es macht Spaß mit den Kindern zu arbeiten. Es ist abwechslungsreich mit den Kleinen, den Großen und deren Wünschen", findet er.

Dank seiner vorherigen Ausbildung zum Hotelfachmann ist er stressresistent: "Kinderlärm stört mich nicht." Die Reaktionen auf ihn sind positiv. "Frauen finden es toll, wenn ich erzähle, dass ich Erzieher bin. Und den Eltern der Kinder hier in der Kita gefällt es auch." Das bestätigt auch Ilka Duka, stellvertretende Leiterin der Einrichtung, und nennt einige Gründe: "Ich sehe den Vorteil, dass die Kinder auch mal werkeln können und im technischen Bereich kann er ganz andere Auskünfte geben als wir Frauen. Außerdem ist er ein Zugewinn, gerade als Ansprechpartner für die Jungs. Denn die väterliche Seite fehlt sonst ein bisschen."

Bei den Erzieherinnen ist Kevin Burdack der Hahn im Korb. "Wir verstehen uns alle gut", findet Burdack. Er bringt sich gern mit neuen Ideen ein. Gerade bereitet er einen Gruppenraum zum Kinosaal vor. "Felix reist um die Welt" wird zu sehen sein. Wo Spanien liegt, hat Burdack den Kindern schon verraten.