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Salzlandkreis Salzlandkreis: Großwirschleben bekommt 300.000 Euro Siegprämie bei TV-Show

Von andreas braun und conny schreiber 29.05.2012, 13:58

Großwirschleben/Dessau-Roßlau/dpa. - Großer Zusammenhalt

Die Großwirschlebener nahmen den Titel der MDR-Sendung, die "Mach Dich ran" heißt, ernst und sicherten sich den 1. Platz. Tino Amelang war der, der bei der Live-Übertragung "Die Kirche bleibt im Dorf" die besten Nerven bei Spiel, Sport und Wissen hatte und fuhr somit den Sieg maßgeblich mit ein.

Für Pfarrerin Renate Lisock ist das alles weit mehr als nur ein Kraftakt, denn das ganze Dorf zeigt, dass es die Kirche halten will. "Wäre dieses Engagement nicht gewesen - die Kirche würde wahrscheinlich gar nicht mehr existieren", sagt die Pfarrerin und weiß, dass es dabei gar nicht darauf ankam, ob jemand als Christ mit half oder einfach als Großwirschlebener. Der Glaube spielte nicht allein die Rolle, die Einwohner machten sich gemeinsam stark. Denn die Kirche gehört zum Dorf. Sie vermittlet hier Zusammenhalt und der soll sich auszahlen. Denn unterhalb der Empore in der Kirche soll ein 38 Quadratmeter großer Raum entstehen, der von der Kirchengemeinde und den Vereinen genutzt werden kann. Das sei ein langgehegter Wunsch, sagt Renate Lisock. Für die Pfarrerin stand am Dienstag noch einmal ein anstrengender Tag an. Sie war mit einem Drehteam vom MDR unterwegs, um noch ein paar Aufnahmen zu filmen. Doch es gibt schlimmeres, als davon zu berichten, was man denn mit dem Geld machen kann.

Jubel über Sieg

Am Pfingstmontag hatte Sascha Fröhlich vom MDR die Gäste in Großwirschleben begrüßt. Zumindest die, die nicht nach Zwickau gereist waren zur Live-Sendung. Das waren immerhin gut 100 Einwohner und damit ein Drittel der Großwirschlebener Einwohner.

Freilich lockte das Ereignis auch noch Neugierige aus der Umgebung an. Dennoch war Pfarrerin Lisock beeindruckt von den vielen Gästen. Es wurde ein gemeinsames Motto vorgegeben für die Liveschaltung am Abend: Es kann nur einen Sieger geben und das ist Großwirschleben. Der Jubel war groß, als es dann wirklich Geld für die Sanierung der Kirche reinkam. Insgesamt werden die Kosten zwar auf 700.000 Euro geschätzt. Doch mit den jetzigen Geldern ist der Anfang gemacht.

Tino Amelang war aber an diesem Abend der Held. Vielleicht erweise sich das Datum seiner Zuzugs als Glücksdatum. Er zog nämlich am 02.02.02 nach Großwirschleben, übernahm hier das Grundstück seiner Großeltern und bauteein Haus. Dort lebt er mit seiner Frau und den zwei Kindern. Seine Motivation, für die Kirche zu kämpfen war recht einfach: "Ein Dorf ohne Kirche ist für mich undenkbar, wir brauchen unsere Kirche als Mittelpunkt des Ortes für die Menschen."

So sahen das auch die vielen Leute, die mit gelben T-Shirts als Team auftraten und für riesige Stimmung bei der Sendung und vor der Kirche selbst sorgten. Hinzu kamen noch Band, die die die gute Laune oben hielten. Die SCR aus Plötzkau, Feedback aus Bernburg, die Mittelalter- und Renaissancetanzgruppe aus Plötzkau und die Schalmeienkapelle Alsleben.

Doch nicht nur Feiern war angesagt, denn die Großwirschlebener musste auch ran. Zum Einen mussten sie einen Baum einen Meter tief pflanzen. Und sie mussten nach Zeit einen 1000-Liter-Bottich mit Wasser füllen. Zehn Großwirschlebener waren damit beschäftigt, unter notarieller Aufsicht versteht sich, so dass das Messergebnis auch amtlich beurkundet war.

Dacharbeiten noch in diesem Jahr

Große Freude und auch große Dankbarkeit herrschten bei der Landeskirche Anhalt. Die Kirche St. Bonifatius Großwirschleben ist zurzeit so baufällig, das in ihr keine Gottesdienste oder andere Veranstaltungen mehr stattfinden können, sagt Pressesprecher Johannes Killyen. Darum finde der Gottesdienst in einem Zelt vor der Kirche oder bei Gemeindemitgliedern zu Hause statt.

Mit dem Preisgeld soll noch in diesem Jahr die Sicherung und Sanierung der Dach- und Deckenkonstruktion beginnen. Damit sei dann erst einmal das Wichtigste gesichert, um weitermachen zu können. "Das Engagement des gesamten Ortes Großwirschleben war überwältigend und lässt hoffen, dass die Kirche ein dauerhafter Ort der Identifikation bleiben wird", sagte Oberkirchenrat Wolfgang Philipps, Baudezernent der Evangelischen Landeskirche Anhalts.

Großwirschleben ist ein Ortsteil der Gemeinde Plötzkau, die zur Verbandsgemeinde Saale-Wipper gehört. Insgesamt kommen Großwirschleben, Plötzkau und Bründel auf rund 1.600 Einwohner.

In Großwirschleben wohnen etwa 350 Menschen. Sie kämpfen seit 20 Jahren um die Kirche "St. Bonifatius", die 1352 erstmals urkundlich erwähnt wurde.