Gastronomie Saalplatz und Lindenstraße in Bernburg: Mehrere Immobilien von Restaurants werden zum Kauf angeboten

Bernburg - Es scheint ein unaufhaltsamer Trend: Immer mehr Gastwirte werfen im Raum Bernburg das Handtuch. Den Beweis dafür liefert unter anderem die Verkaufsplattform Ebay-Kleinanzeigen im Internet, auf der derzeit gleich mehrere Restaurants in und um Bernburg einen neuen Inhaber suchen. Eines der prominentesten Objekte – das Wohn- und Geschäftshaus am Saalplatz.
In diesem wird momentan das tschechische Restaurant „Bohemia“ von Pächter Roman Mach betrieben. Wie lange noch? Das weiß der Gastwirt allerdings auch nicht. „Ich würde sehr gern in Bernburg bleiben und werde auf alle Fälle bis zum letzten Moment weiterkämpfen“, sagt der gebürtige Tscheche, der erst vor knapp anderthalb Jahren sein Restaurant am Saaleufer eröffnet hatte.
„Ich würde sehr gern in Bernburg bleiben", sagt „Bohemia“-Pächter Roman Mach
Falls der Eigentümer nun aber einen Käufer findet, der die in dem Wohn- und Geschäftshaus befindliche Gaststätte selbst betreiben möchte, muss sich Mach notgedrungen nach etwas anderem umsehen. Selbst möchte er die Immobilie nicht kaufen, dafür sei ihm der geforderte Preis einfach viel zu hoch. Ob das auch der Grund dafür ist, dass sich bereits seit mehreren Wochen auch für andere Objekte keine neuen Gastronomen finden lassen?
Fest steht zumindest, dass auch beim „Lindencafé“ an der Lindenstraße in Bernburg die Türen schon seit einiger Zeit dicht sind. Für das im Jahr 1910 erbaute Wohn- und Geschäftshaus, das auch als gastronomische Einrichtung eine jahrzehntelange Tradition hat, will der Eigentümer 125.000 Euro haben.
Gebäude vom „Lindencafé“ und „Zur alten Karosse“ in Baalberge stehen zum Verkauf
Zum Verkauf stehen aber auch Gaststätten rings um Bernburg. Unter anderem die Gaststätte „Zur alten Karosse“ im Ortsteil Baalberge. Für 80 000 Euro könnten Gastronomen Besitzer der Immobilie werden, die bei Interesse aber auch angemietet werden kann. Freuen über einen neuen Gastwirt würde sich auch Baalberges Ortsbürgermeister Heiko Scharf (parteilos).
Denn in dem Dorf gibt es inzwischen keine einzige Speisegaststätte mehr, nachdem auch im vergangenen Jahr die Lichter in der Gaststätte an der Gartensparte Am Schneiderberg endgültig ausgegangen sind.
Warum das Gaststättensterben immer weiter voranschreitet, dafür hat Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich eine Erklärung: „Es ist im Allgemeinen ein schwieriges Metier. Das liegt am Unterschied zu den alten Bundesländern, wo es oft Familienbetriebe gibt, die Gaststätten führen und die Gebäude auch in ihrem Eigentum sind.“
Das habe gleich mehrere Vorteile. Zum einen müsse man keine zusätzliche Miete zahlen, zum anderen würden in den Restaurants alle Generationen mithelfen bis hin zur Oma.
Restaurant „Los Olivos“ an der Halleschen Straße hat geschlossen
So etwas findet man laut Dittrich in den neuen Bundesländern und insbesondere in der Region um Bernburg kaum. Deshalb ist der Leerstand an Restaurants für ihn auch nicht verwunderlich, dafür aber sehr bedauerlich. Denn die kulinarische Vielfalt für die Bernburger ginge dadurch natürlich verloren. Spanisches Essen wird beispielsweise schon seit einigen Wochen nicht mehr in Bernburg serviert, nachdem das Restaurant „Los Olivos“ an der kleinen Halleschen Straße überraschend dichtmachte.
Wie es mit dieser erst im Jahr 2014 komplett sanierten Immobilie weitergeht, ist genauso unklar wie die Zukunft des „Schlehdorns“ im Bernburger Ortsteil Gröna.
Nachdem das dortige Steakhaus im vergangenen Sommer aufgegeben wurde, hat sich laut Dittrich bisher kein neuer Pächter für das Haus finden lassen. Dieses erst 2011 sanierte Dorfgemeinschaftshaus befindet sich im Besitz der Stadt Bernburg, die nun schon seit Jahren einen dauerhaften Gastronomen sucht. Bisher hat sich dieser aber nicht finden lassen. Und auch zukünftig dürfe es schwer werden. „Es gibt hier in der Region auch leider zu wenige Gründer, die es einfach mal wagen“, bedauert Dittrich. (mz)

