Saaleufer in Bernburg Saaleufer in Bernburg: Traum von Badestelle mit Strandbar

Bernburg - Eine Flussbadestelle unterhalb der Annenbrücke? Ein Dachgarten auf dem alten Mühlengebäude? Oder eine Freitreppe unterhalb der Kaimauer? Diese und weitere Ideen haben Landschaftsarchitektur-Studenten der Hochschule Anhalt in einer Hausarbeit unter Leitung von Heinrich Haass gesammelt. Sie sollen eine Diskussion darüber anstoßen, wie Bernburg entlang der Saale attraktiver gestaltet werden kann.
Denkbar ist auch eine Beachbar mit aufgeschüttetem Sandstrand oder eine Illumination der Brücken, heißt es in der Zusammenfassung von Johanna von Butler. Die MZ gibt nachfolgend einen Überblick über die Vorschläge der jungen Leute, die sich - zum Teil schon allein aus finanziellen Zwängen - vermutlich jedoch nicht allesamt realisieren lassen werden.
Flussbadestelle
Einst 20 Badeanstalten an der Saale zählte Bernburg, die erste bereits im Jahr 1842 auf dem Gelände am heutigen Feuerwehrdepot. Diese Tradition würden die Studenten gern wiederbeleben. Als geeigneten Standort schlägt Desiree Jehring die große Wiese unterhalb der Annenbrücke auf der Talstadt-Seite vor.
Der Zugang ins Wasser soll durch Treppenstufen erfolgen. Sportangebote wie Volleyballnetze und Tischtennisplatten werden von ihr ebenso genannt wie Grillplätze und ein Kiosk. „Die Saale ist wieder so sauber, dass man darin baden kann“, erklärt Haass. Flussbadeanstalten seien bundesweit im Kommen, ganz im Trend der 1920er Jahre.
„Das macht keinen großen Aufwand, hat aber einen hohen Nutzen“, glaubt der Professor. Solch ein Angebot wäre seiner Meinung nach in den Sommermonaten ein großer Anziehungspunkt für Studenten und nicht unbedingt eine Konkurrenz fürs Erlebnisbad „Saaleperle“.
Dachgarten
Sogenanntes Urban Gardening, also Gärtnern mitten in der Stadt, favorisiert Sophia Böttcher für das leerstehende Mühlengebäude. Auf dessen Dach könnten viele kleine Gartenparzellen mit Hochbeeten entstehen. Haass ist überzeugt, dass es eine entsprechende Nachfrage seitens Senioren geben würde: „Die Leute werden immer älter und können ihren Garten nicht mehr bewirtschaften, wollen dieses Hobby aber nicht aufgeben.“ Beete in Tischhöhe würden dies bis ins hohe Alter ermöglichen. Die unteren Etagen der Immobilie könnten für Gastronomie, zum Wohnen, zum Arbeiten oder für Ausstellungen genutzt werden, heißt es weiter.
Für derartige Anregungen dankbar ist Mathias Mönchmeier, dessen Familie das Grundstück vor etwa zehn Jahren erworben hatte und dort eine Wasserkraftanlage betreibt. „Ich bin offen für jede Idee, die fruchtet, aber das funktioniert nur im Rahmen eines Gesamtkonzeptes“, sagt er auf MZ-Nachfrage. Beim Anblick der alten Gebäude bekomme er jedes Mal selbst ein Grummeln in der Magengrube. Seine Familie werde aber kein Projekt selbst entwickeln, weil „das nicht unsere Kompetenz ist“.
Sie komme höchstens als Geldgeber in Frage. Vorschläge, wie die Industriebrache reaktiviert werden kann, gebe es zuhauf, sie füllen mehrere Aktenordner. Bislang hätten sich alle Pläne jedoch zerschlagen, auch weil die alte Mühle unter Denkmalschutz steht. Ein Abriss von Mühlengebäude und Turbinenhaus, beide 1913 in Stahlbetonweise errichtet, werde nicht genehmigt.
Maximal vorstellbar für die Denkmalschutzbehörde, so Mönchmeier, wären ein Ersatzneubau in gleicher Kubatur für das mit Wellblech verkleidete Silo und ein Schornstein-Abriss. „Wir sind derzeit im Gespräch mit zwei potenziellen Partnern, die Konzepte sind relativ weit“, macht er Hoffnung, dass der Schandfleck in Bernburgs bester Lage bald beseitigt wird. Favorisiert werde eine Nutzung zu Wohnzwecken, eventuell auch mit integrierter Gastronomie. Eine reine Gewerbeansiedlung dürfte schwierig werden, da es immerhin um 5500 Quadratmeter Nutzfläche gehe.
Angelpavillon
Einen festen Anlaufpunkt für Petrijünger in Form eines hölzernen Pavillons würde Melanie Amend am Rosenhag installieren. Er könnte den Anglern Schutz vor starker Sonneneinstrahlung bieten und bei Regen wäre das Equipment geschützt. Von einem ins Wasser ragenden Steg könnten die Ruten ausgeworfen werden.
Promenade
Unterhalb des Stadtparks Alte Bibel soll nach Vorstellungen von Leonie Humenda eine naturnahe Promenade geschaffen werden, die in sanften Schwüngen am Ufer entlang führt. Bänke rund um Bäume sollen zum Verweilen einladen.
Fahrradverleih
Julia Zwarg spricht sich für einen Fahrradverleih am Saale-Radwanderweg aus, am besten im Ausflugslokal Reimann. Da es in der Saison täglich geöffnet hat und Besuchern vor oder nach ihrer Radtour Rast bietet, sei es ein hervorragender Standort.
Freitreppe
Analog zum Vorbild am Restaurant „Maximus“ soll auch auf der Talstadt-Uferseite unterhalb der Kaimauer eine Freitreppe gebaut werden - zum Entspannen bei schönem Wetter, wünscht sich Melanie Schreier. Hier könnten auch Open-Air-Kino-Veranstaltungen stattfinden, die Filme auf eine große Leinwand an der alten Mühle projiziert werden, sagt die junge Frau aus dem Saarland, die im neunten Semester in Strenzfeld studiert.
Die Treppe hätte auch den Vorteil, Richtung Süden ausgerichtet zu sein, sie könnte als Sonnenbank dienen. Ihre Kommilitonin Sophia Böttcher kritisiert, dass es im Stadtraum bislang zu wenige größere Aufenthaltsmöglichkeiten gibt, sogenannte Hotspots. In ihrer Heimatstadt Magdeburg würde das Elbufer viel besser genutzt. Die Freitreppe am „Maximus“ sei nicht ideal, da nicht klar ist, ob sie vom Restaurant bewirtschaftet wird oder zum öffentlichen Raum zählt.
Tretbootverleih
Ein solches Angebot würde Kathleen Daniel an der Wiese neben der Feuerwehr etablieren. Der Haken: Das Gelände ist gar nicht öffentlich. Außerdem wird ab 1. April Boris Funda an anderer Stelle, zwischen Personenfähre und Ruderbootshaus, einen Bootsverleih eröffnen. Dort sind dann nicht nur Tretboote zu mieten, sondern auch Kanus, Motor- und Ruderboote. (mz)
