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Salzlandkreis Prognose für Arbeitnehmer im Salzlandkreis: Pro Jahr fehlen rund 200 Auszubildende

Von Andreas Braun 29.01.2018, 08:10
Hotel-Inhaber Thomas Beier (2. v. re.) sowie Felix Reibetanz (von links), Steffen Schmidt und Manuel Schagow zeigen stolz den Preis der IHK, der die Ausbildung im Hotel „Wippertal“ in Ilberstedt würdigt.
Hotel-Inhaber Thomas Beier (2. v. re.) sowie Felix Reibetanz (von links), Steffen Schmidt und Manuel Schagow zeigen stolz den Preis der IHK, der die Ausbildung im Hotel „Wippertal“ in Ilberstedt würdigt. Nicklisch

Bernburg - Es ist einer der härtesten Märkte in Deutschland. Es herrscht Konkurrenz in nahezu allen Branchen: der Kampf um Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt. Es ist für manche Betriebe überlebenswichtig, sich Fachkräfte zu sichern. Das fällt nicht leicht, weiß die Agentur für Arbeit, die provokativ fragt: „Sind uns die Fachkräfte bereits ausgegangen?“.

Und die Situation wird sich in den nächsten Jahren zuspitzen. Innerhalb von acht bis zehn Jahren wird jeder fünfte Arbeitnehmer in Rente gehen - gerechnet auf Renteneintrittsalter mit 67 Jahr, stellt Anja Huth, Chefin der Arbeitsagentur Bernburg, klar. Wenn - so wie der Trend derzeit ist - Fachleute schon früher in Rente gehen, dann könnte sich das alles noch verschärfen.

Pro Jahr fehlen rund 200 Auszubildende

Es gilt also, Potenzial zu finden, wie man aus dem Loch hinauskommt. „Allein, wenn wir alle Schüler nehmen, die ihren Abschluss machen, können wir die gut 1.000 Fachkräfte, die jährlich dann in Rente gehen, nicht ausgleichen. Da fehlen jährlich über 200 Auszubildende schon rein rechnerisch“, sagt Anja Huth. Und dann müsse man noch sehen, dass von den Schulabgängern gut 60 Prozent eine Lehre anstreben, 40 Prozent wollen studieren.

Ein Potenzial, wo Fachkräfte ausgebildet oder qualifiziert werden können, sind die Arbeitslosen. Hier vor allem die, die niedrig qualifiziert sind oder keinen Abschluss haben. Dabei muss man den Spagat schaffen, für den aktuellen Markt auszubilden und zu qualifizieren, aber auch mit Blick auf die Digitalisierung sich auf eine veränderte Arbeitswelt einzustellen.

Großer Bedarf im Handwerk und in Sozialberufen

Die größten Chancen, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, sieht die Agenturchefin im Handwerk und in den sozialen Berufen. Denn einerseits sind diese Branchen weit weniger von der Digitalisierung betroffen und auf der anderen Seite ist der Arbeitsmarkt in diesen Branchen nahezu leer gefegt. Und das bundesweit. Allerdings hat gerade das Handwerk Probleme, genügend Azubis zu bekommen.

„Das Handwerk hat sprichwörtlich goldenen Boden. Mehr denn je. Überall werden Fachkräfte gesucht und als Geselle hat man beste Chancen, beim Arbeitsvertrag zu verhandeln“, wirbt die Agenturchefin für die Branche. Allerdings ist in vielen Köpfen junger Menschen nicht die Chance, eine sichere Zukunft aufzubauen, sondern sie sehen die Mühen, die mit Hände Arbeit anfällt. Hier benötige man nicht viel Arbeit, um das Bild zu wandeln.

Doch die Entwicklung der alternden Arbeitnehmer sehen nicht alle Firmen ernst. „Wir bieten Analysen an, die wir mit den Firmen und unseren Mitarbeitern vom Arbeitgeberservice zusammen erstellen. Manche Firmenchefs reagieren sehr überrascht, wenn sie sehen, wie viele Fachkräfte ihnen in den nächsten Jahren fehlen“, so Anja Huth. Dabei müsse man sich darum bemühen, jetzt schon vorzusorgen.

„Ehe ein erfahrener Facharbeiter ersetzt ist, dauert es nicht nur die Ausbildungszeit, sondern dann noch mal gut fünf Jahre, ehe er das Niveau erreicht hat“, blickt Anja Huth voraus. Und: Ohne Zuwanderung werde man den Bedarf nicht decken können. (mz)