Muttersprache Professorin für Sprechwissenschaft wirbt für Muttersprache: "Spagat zwischen Hochdeutsch und Dialekt finde ich reizvoll"

Bernburg - Die Bernburgerin Susanne Voigt-Zimmermann leitet an der Martin-Luther-Universität (MLU) Halle-Wittenberg eine Abteilung für Sprechwissenschaft. Dies mag auf den ersten Blick angesichts des doch recht ausgeprägten Bernburger Dialektes kurios erscheinen.
„Gerade den Spagat zwischen Hochdeutsch und Dialekt empfinde ich aber als besonders reizvoll und herausfordernd, ja fast als basal, um anderen Menschen mit Ausspracheproblemen authentisch helfen zu können“, sagt die Professorin für Sprechwissenschaft und Phonetik, die wieder in ihrer Geburtsstadt lebt.
Doch die 52-Jährige ist nicht die erste aus Bernburg, die diese - in ihrer Art in Deutschland - einmalige Einrichtung an der Uni Halle leitet. Einer ihrer Vorgänger ist Professor Eberhard Stock gewesen, ebenfalls bekennender Bernburger.
Bis Ende Januar gibt es mehrere Veranstaltungen
Nur 17 Projekte an deutschen Hochschulen, darunter zwei an der MLU (Sprechwissenschaft und Bioinformatik), erhalten im Wintersemester 2019/20 die Möglichkeit, ihr Kleines Fach sichtbarer zu machen, ihre Leistungen für Wissenschaft und Alltag zu verdeutlichen und ihre Zukunftsfähigkeit über neue Kooperationen zu stärken. Das Programm der Hochschulrektorenkonferenz wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Den Auftakt im Rahmen der Kleinen-Fächer-Wochen machte ein Veranstaltungsquartett im November, unter anderem mit öffentlicher Podiumsdiskussion und Fachtagung. Bis Ende Januar gibt es unter dem Leitthema „miteinander sprechen – verantwortlich, kompetent, reflektiert“ weitere zahlreiche Programmpunkte, die das Bewusstsein für die Bedeutung des bundesweit seltenen Fachs stärken sollen.
Themenschwerpunkte sind Gesundheit, Öffentlichkeit, Medien und Digitalisierung, Kunst und Bühne sowie Bildung und Wissenschaft
„Ziel der Sprechwissenschaftler ist es, öffentlich darüber ins Gespräch zu kommen, was ihre Wissenschaft, was die Zivilgesellschaft und jeder Einzelne dazu beitragen können, das Führen und die Teilhabe an gesellschaftlichen Diskursen zu unterstützen“, erklärt Susanne Voigt-Zimmermann.
Themenschwerpunkte seien Gesundheit und Beratung, Politik und Öffentlichkeit, Medien und Digitalisierung, Kunst und Bühne sowie Bildung und Wissenschaft, die in ihrer Vielfalt die Spannbreite der Sprechwissenschaft aufzeigen.
Im Ratshof der Stadt Halle präsentiert eine Ausstellung noch bis zum 19. Dezember sowie nochmals vom 3. bis 28. Februar 2020 in beeindruckenden Porträtbildern, was Sprachtherapie leistet. Zur Vernissage mit Landessozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) kamen Klinische Sprechwissenschaftler mit Patienten und Vertretern aus dem Gesundheitswesen ins Gespräch.
Porträts im Ratshof in Halle zeigen, was Sprachtherapie leisten kann
In der Vorwoche wurde die Sprechwissenschaftliche Beratungsstelle (BESS) mit einer Fachtagung und der Präsentation eines Imagesfilmes eröffnet. Mit der neuen Einrichtung sollen zunächst die Mitarbeiter der MLU darin unterstützt werden, ihre kommunikativen Fähigkeiten in berufsbezogenen Kontexten zu reflektieren und zu optimieren.
Die Sprechwissenschaft an der MLU befasst sich in Forschung und Lehre theoretisch und praktisch mit allen Aspekten der mündlichen, das heißt mit der sprechsprachlichen Kommunikation von Menschen. Ihre Teilgebiete sind Phonetik, Rhetorik, Sprechkunst, Klinische Sprechwissenschaft und Sprechbildung.
Zurzeit sind rund 150 Studenten eingeschrieben. Sie werden von vier Professoren, sechs wissenschaftlichen Mitarbeitern und fünf Lehrkräften für besondere Aufgaben betreut. (mz)