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Peter Scholze putzt Klinken für Geolen

Von Carsten Steinborn 10.06.2008, 17:32

Bernburg/MZ. - Das muss heutzutage nicht mehr sein. Und auch das Argument der Stadt, die Kehrmaschinen würden sonst das Material aus den Fugen kehren, lässt Schulze nicht gelten.

Er hat eine eigene Firma. "Biologisch und ökologisch sinnvolle Beschichtungssysteme" bietet er an und meint damit Geolen. Das ist nichts anderes als ein Polyöl, das mit anderen Ölen gemischt wird. Vermischt man Geolen mit Quarzsand, entsteht daraus ein formbarer Stoff, der langsam aushärtet. Damit, so Scholze, könnte man Pflastersteine verfugen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Geolen-Sand-Gemisch ist auch in ausgehärtetem Zustand wasserdurchlässig. "Ich habe eine Terrasse aus Geolen und brauche keine Niederschlagswasser-Gebühr zahlen", sagt Scholze. Um die Leute vom Wasserverband zu überzeugen, habe er nur eine Gießkanne und Wasser benötigt. Aber im Bernburger Rathaus bekommt Scholze keinen Fuß in die Tür. Lediglich an der Fährgasse durfte er ein paar Steine in Geolen pflastern. Bezahlt wurde ihm die Arbeit bisher nicht, wie er sagt. Zu uneben seien die Steine im Geolen, habe man ihm erklärt. "Die sollen sich mal ihre anderen Straßen und Plätze anschauen, die gepflastert wurden - die sind nicht besser", kontert Scholze.

Und so geht Scholze deutschlandweit Klinken putzen. Mit Erfolg. Der komplette Eingangsbereich des Leipziger Zoos bis hin zum Aquarium hat einen Belag aus Geolen. Da war Scholze mit seinen fünf Mitarbeitern im Einsatz. Und jetzt soll er für die Stadt Wien Geolen liefern. Dort sollen die Baumscheiben mit Geolen gefüllt werden. Weil das Material das Wasser durchlässt und kein Unkraut durchwachsen kann. Für diesen Auftrag ist Scholze nach Wien gefahren und hat eine Baumscheibe als Muster hergestellt.

Peter Schulze besteht nicht darauf, alle Arbeiten selbst zu machen. Wer seinen Hof oder die Terrasse mit Geolen bauen will, zu dem kommt er und leitet ihn an. Dann liefert er das Material. Wer will, der kann bei dem Bernburger Kleinunternehmer auch das Prospekt mit der Preisliste und vielen Referenzen anfordern. Die reicht von der Gestaltung des Kirchplatzes in Grevesmühlen über Wege in Dresden, Baumscheiben in Halle bis hin zu Radwegen im Dessau-Wörlitzer Gartenreich.

Bei der Frage nach dem Preis kontert Scholze sofort. Wer einen Weg aus Geolen hat, spart die Unterhaltungskosten. Unkraut wächst nicht durch, Regenwassergebühren werden nicht fällig und auch Baumwurzeln haben es scher, das Geolen zu zerstören. "Das Material hat eine gewisse Elastizität und gibt nach", erklärt Scholze, der seit Anfang der 1990 Jahre Erfahrungen gesammelt und sein Verfahren immer weiter verbessert hat.

So wird Scholze weiter Klinken putzen. "Im eigenen Land gilt der Prophet nichts", weiß er und plädiert deshalb dafür, dass Firmen dort ihre Gewerbesteuern zahlen, wo sie Aufträge haben.