1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Fürst Bismarck, Kaiser Wilhelm: Otto von Bismarck, Kaiser Wilhelm I.: Viele frühere Denkmäler in Bernburg sind verschwunden

Fürst Bismarck, Kaiser Wilhelm Otto von Bismarck, Kaiser Wilhelm I.: Viele frühere Denkmäler in Bernburg sind verschwunden

Von Michael Münchow 26.12.2018, 10:57
Das Fürst-Bismarck-Denkmal für Otto von Bismarck (1815 bis 1889) stand auf dem Unteren Karlsplatz. Im Hintergrund ist die Karlskaserne zu erkennen, ab 1919 Rathaus, heute Sitz der Kreisverwaltung.
Das Fürst-Bismarck-Denkmal für Otto von Bismarck (1815 bis 1889) stand auf dem Unteren Karlsplatz. Im Hintergrund ist die Karlskaserne zu erkennen, ab 1919 Rathaus, heute Sitz der Kreisverwaltung. Stadtarchiv

Bernburg - Die  Saalestadt Bernburg hatte in der Vergangenheit etlichen bedeutenden Persönlichkeiten und Ereignissen der Geschichte Denkmale gesetzt. In der heutigen Zeit besitzt sie nur noch wenige Denkmale, weil viele von ihnen im Laufe der Zeit aus unterschiedlichsten Gründen demontiert wurden. In einer Reihe sollen nun die wichtigsten verschwundenen Bernburger Denkmale dargestellt werden.

Fürst-Bismarck-Denkmal auf dem Karlsplatz

Der Reichsgründer und langjährige Reichskanzler Otto von Bismarck (1815 bis 1898) war einer der wichtigsten Politiker der deutschen Geschichte. 1871 war es Bismarck gelungen, die Deutschen in einem Staat zu vereinigen.

Als Reichskanzler legte er dann mit der Sozialgesetzgebung die Grundlagen für unseren heutigen Sozialstaat. Zwar scheiterte ein im Jahre 1851 unternommener Versuch, Bismarck als Regierungschef nach Anhalt-Bernburg zu holen, doch später sollte er doch noch, wenn auch in anderer Form, in die Saalestadt kommen.

Nach Entlassung als Reichskanzler wurde Bismarck Ehrenbürger

Kurz nach seiner Entlassung durch Kaiser Wilhelm II. wurde ihm wegen seiner Verdienste bei der Reichsgründung am 3. April 1890 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Bernburg verliehen und man errichtete ihm ein Denkmal.

Das auf einem Granitsockel stehende Bronzestandbild des „Eisernen Kanzlers“ fand seinen Platz auf dem unteren Teil des Karlsplatzes. Es war von dem Bildhauer Prof. Robert Baerwald erschaffen worden und wog circa 35 Zentner (1.750 Kilogramm).

Am 1. April 1896 wurde das Denkmal feierlich eingeweiht, das dann auch alle Kriegswirren überstand.  Wie in anderen Städten der DDR entfernten die kommunistischen Machthaber in den Jahren 1949/50 auch das Bismarck-Denkmal in Bernburg aus ideologischen Gründen.

Kriegsdenkmal auf dem Sedanplatz

Auf dem Sedanplatz, dem heutigen Rheineplatz, war am 2. September 1875 ein großes Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 feierlich eingeweiht worden.

Es handelte sich um ein mächtiges Sandsteindenkmal mit der Statue der Siegesgöttin Victoria, die ein Schwert in die Höhe streckte und ein Schild mit dem Reichsadler darauf trug.

Neben ihr auf den hohen Podest standen vier Bären mit dem Bernburger Stadtwappen. Das Denkmal sollte an den Sieg der deutschen Truppen in der Schlacht bei Sedan am 2. September 1870 erinnern.

Auf einer großen Marmortafel waren die Namen der Gefallenen des Landkreises Bernburg eingemeißelt. Zu Beginn des Jahres 1946 wurde das Denkmal abgerissen.

Herzogin-Friederike-Denkmal an der Schlosskirche

Prinzessin Friederike Caroline Juliane von Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1811 bis 1902) heiratete 1834 Herzog Alexander Karl von Anhalt-Bernburg. Doch es war keine glückliche Verbindung: Der Herzog litt an einer Form der Schizophrenie und die Ehe blieb kinderlos.

Wegen der zunehmenden geistigen Umnachtung ihres Gatten wurde Friederike 1855 zur Mitregentin erhoben und führte bis zum Tode des Herzogs im Jahre 1863 zusammen mit einem Kanzler die Regierungsgeschäfte.

Als Herzoginwitwe lebte Friederike von Anhalt-Bernburg bis zu ihrem eigenen Tod 1902 in ihren Witwensitzen Ballenstedt und Bernburg. Die Wohlfahrt ihres Landes lag ihr stets besonders am Herzen. Deshalb gründete Herzogin Friederike etliche soziale Einrichtungen.

Kurze Zeit nach dem Ableben Friederikes weihte man am 13. November 1905 ihr zu Ehren ein Denkmal ein. Die Herzogin wurde auf einem Sessel sitzend dargestellt. Die Figur samt Sessel und Platte wog ungefähr 20 Zentner (1 Tonne) und bestand aus Kupfer.

1942 wurde das Friederiken-Denkmal im Rahmen der Kriegsproduktion abgebaut und eingeschmolzen. Lediglich der Steinsockel steht bis heute an seinem ursprünglichen Platz vor der Schlosskirche.

Fürst-Wolfgang-Denkmal auf dem Bernburger Markt

Der anhaltinische Fürst Wolfgang (1492 bis 1566) war ein sehr wichtiger Anhänger der Reformation Martin Luthers. 1526, also bereits in der Anfangsphase der Reformation, setzte er diese Lehre in Anhalt-Bernburg, das er seit 1508 regierte, durch. Anschließend verteidigte Fürst Wolfgang das evangelische Glaubensbekenntnis. Zeitweise wurde Fürst Wolfgang von Kaiser Karl V. geächtet und verlor seinen gesamten Besitz.

Zum Andenken an den berühmten und verehrten Landesvater wurde am 12. September 1880 auf dem Bernburger Markt feierlich eine Bronzestatue mit dem Abbild Fürst Wolfgangs enthüllt.

Die Bronzestatue, die vom Bildhauer Prof. Robert Henze erschaffen worden war, stand auf einem schönen Sandsteinbrunnen. 1942 fiel das stadtbildprägende Wolfgang-Denkmal der kriegsbedingten „Metallspende des deutschen Volkes“ zum Opfer und wurde eingeschmolzen.

Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf oberen Karlsplatz

Wilhelm I. (1797 bis 1888), infolge des Todes seines Bruders Friedrich Wilhelms IV. 1861 preußischer König geworden, war der Begründer des Deutschen Reiches (1871). In Bernburg wurde am 22. Mai 1901 ein imposantes Reiterstandbild für Wilhelm I. auf dem oberen Karlsplatz feierlich eingeweiht.

Es war von dem Berliner Künstler Prof. Ludwig Menzel erschaffen worden, bestand aus Bronze und wog über 30 Zentner (1.500 Kilogramm). Dieses Denkmal wurde ebenfalls 1942 für die Kriegsproduktion eingeschmolzen. (mz)