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Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Strenzfeld Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Strenzfeld: Vögel sind mehr als ein Hobby

Von Nicole sollfrank 12.01.2016, 17:40
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft beim Beobachten von Eistauchern am Süßen See in Seeburg.
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft beim Beobachten von Eistauchern am Süßen See in Seeburg. privat Lizenz

strenzfeld - Lange gibt es sie noch nicht - die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (OAG) auf dem Campus der Hochschule Anhalt in Strenzfeld. Angesichts ihrer professionell aufgemachten Internetseite mag es überraschen, dass die Gruppe in Kürze ihren ersten Geburtstag feiern wird.

Faszination bei der Tierbeobachtung

Trifft man ihre Gründer, Tom Wulf und Matthias Bull, wird jedoch schnell klar: Für die beiden 25-jährigen Studenten der Fachrichtung Naturschutz und Landschaftsplanung ist die Vogelbeobachtung seit Jahren weit mehr als ein Hobby. „Reingerutscht“ in die Welt der Ornithologen ist der Hamburger Tom Wulf während seines Freiwilligen Ökologischen Jahres bei der Schutzstation Wattenmeer in Husum. Bei den regelmäßigen Vogelzählungen an der Nordseeküste „draußen sein, die Umgebung erkunden und die eigenen Sinne schärfen“ - das ist es, was ihn an der Beobachtung der Tiere schon damals faszinierte. Von Kindesbeinen an auf der „Jagd nach Eindrücken und Bildern“ ist sein Mitstudent Matthias Bull, der, gemeinsam mit dem ebenfalls naturbegeisterten Vater und ausgestattet mit Fernglas und Spektiv, jahrelang seine fränkische Heimat rund um den Altmühlsee durchkämmte und später seinen Zivildienst beim bayerischen Landesbund für Vogelschutz absolvierte.

„Sehr wichtig bei der Vogelbeobachtung ist, dass jemand einen ansteckt und mitnimmt“, weiß Bull aus eigener Erfahrung. Damit war die Idee für die Gründung der OAG Strenzfeld geboren: „Unser Ziel war es, neue Leute für die Ornithologie zu begeistern und sie an unserem Erfahrungsschatz teilhaben zu lassen.“

Für die eingefleischten Vogelliebhaber bedeutet das: andere auf ihre Wochenendausflüge an die Athenslebener Seen, die Sachsendorfer Kiesgruben oder in den Harz mitnehmen, ihnen die besten Beobachtungsorte zeigen, sie für die Schutzbedürftigkeit der Tiere sensibilisieren, sie mit den Bestimmungsmerkmalen verschiedenster Arten vertraut machen. „Unabhängig von Uhrzeit und Jahreszeit gibt es immer etwas Interessantes zu sehen und es wird nie langweilig“, schwärmt Wulf von ihren Touren, auf denen sie das im Schilf nistende Blaukehlchen, den farbenfrohen, tropisch anmutenden Bienenfresser, auf ihren Zugrouten ausruhende Pfeif- und Löffelenten oder Wintergäste wie die Blässgans und den Zwergsäger aufspürten.

Erforschung des Vogelzugs

Doch die Studenten sind nicht nur leidenschaftliche Vogelbeobachter - außerdem sind sie in der Forschung aktiv. Seit 2013 erfasst die OAG Strenzfeld auf dem Campus systematisch den Vogelzug. Zwischen August und November werden die bis zu zwei Stunden nach Sonnenaufgang durchziehenden Vogeltrupps gezählt und die Ergebnisse mit Datum, Uhrzeit und Zugrichtung notiert. Zwar ist der Campus, etwa im Vergleich zu den hiesigen Küstenlinien, kein Hotspot des Vogelzugs - jedoch können auch hier in nur zwei Stunden bis zu 5000 Buchfinken, sowie zahlreiche Ringeltauben, Stare und andere Vögel beobachtet werden.

#bigime

Seit August 2015 hat sich Tom Wulf einem weiteren Projekt verschrieben: Unweit einer ehemaligen Schießbahn in der Nähe des Campusgeländes hat der Besitzer eines Beringerscheines Netze installiert, in denen, bis in den November hinein, vorbeiziehende Vögel für kurze Zeit gefangen, beringt, vermessen und wieder freigelassen wurden. Auf lange Sicht lassen sich mit den so gewonnenen Erkenntnissen etwa die Auswirkungen des Klimawandels auf Zugverhalten und Verbreitung der Vögel erforschen. Insgesamt gingen den Vogelfreunden schon 44 verschiedene Arten ins Netz, am häufigsten die Mönchsgrasmücke, der vor Beginn der Beringungen auf dem Campusgelände kaum beobachtete Trauerschnäpper und, als seltenere Gäste, auch ein Kleinspechtmännchen und ein bunt schillernder Bergfink.

Lehrauftrag an der Hochschule

Durch ihre Fachkenntnis haben sich die engagierten Studenten bereits ihren ersten Lehrauftrag an der Hochschule erworben: Im Bachelor-Modul „Arten und Biotope“ sind sie es, die ihren Kommilitonen alles Wichtige über die heimische Vogelwelt beibringen.

Johannes Honold, Sohn eines Försters und ebenfalls Vogelfan seit seiner Kindheit, stieß erst später zur OAG Strenzfeld und gehört neben seinen Mitstudenten Bull und Wulf zum „harten Kern“ der Gruppe. „Ihr Bestehen ermöglicht uns zielführende Projekte statt Zufallsbeobachtungen, so dass wir unser Wissen stetig erweitern können“, freut sich der 25-Jährige. Regen Kontakt halten die Studenten deshalb zu Ornithologen aus der Umgebung und Einrichtungen wie der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby und dem Ornithologenverband Sachsen-Anhalt, auf dessen letzter Tagung die OAG Strenzfeld mit einigen Mitgliedern zu Gast war.

„Je mehr wir wissen und je mehr Menschen sich für unsere Sache einsetzen, desto besser ist es für die Vögel und ihren Schutz“, erläutert Bull. Deshalb ist die Gruppe immer auf der Suche nach Gleichgesinnten - ob sie nun jung oder alt, Anfänger oder Profis, ambitionierte Forscher oder einfach nur neugierig auf Vögel sind. „Jeder Interessierte ist herzlich willkommen“, betont Bull. (mz)

Vogelfreunde können sich neuerdings an der Arbeit der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft beteiligen. Dazu gehört auch die Beteiligung der Vogelzählung.
Vogelfreunde können sich neuerdings an der Arbeit der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft beteiligen. Dazu gehört auch die Beteiligung der Vogelzählung.
Privat Lizenz
Vogelbeobachtung ist mehr als ein Hobby für die Gründer der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft der Hochschule Anhalt in Strenzfeld.
Vogelbeobachtung ist mehr als ein Hobby für die Gründer der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft der Hochschule Anhalt in Strenzfeld.
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