Online-Portal sorgt für Lacher Online-Portal sorgt für Lacher: Werbung mit Schloss Bernburg für Urlaub in Thüringen

Bernburg - Was Bernburg mit Thüringen zu tun hat? Offenbar eine ganze Menge. Zumindest wenn man nach einer Werbeanzeige geht, die seit wenigen Tagen durch das soziale Netzwerk Facebook geistert und damit für reichlich Gelächter unter den Bernburgern gesorgt hat.
Denn der nach eigenen Angaben führende Anbieter für Kurzreisen kurzurlaub.de lockt in einem seiner jüngsten Angebote mit einem dreitägigen Familienurlaub in einem Top-Hotel inklusive Dinner und Wein in Trockenborn-Wolfersdorf, das laut dazugehörigem Bild komischerweise haargenau so aussieht wie das Schloss Bernburg.
Verbindung zur Saale
Zufall? Nicht ganz. Denn die beiden Orte vereint zumindest der Besitz eines Schlosses - wenngleich es sich in Thüringen nicht um ein Residenz-, sondern um das Wasserschloss „Fröhliche Zukunft“ handelt - und die Verbindung zur Saale. Denn der 600-Seelen-Ort liegt im Süden des thüringischen Saale-Holz-Kreises. Dennoch: Das abgebildete Foto zeigt zweifellos eine Abendstimmung mit dem Wahrzeichen von Bernburg, das ganz eindeutig im Herzen des benachbarten Bundeslandes Sachsen-Anhalt liegt.
Eine sprichwörtlich harte Nacht dürfte den Touristen bevorstehen, wenn sie - wie auf dem Foto angepriesen - tatsächlich im abgebildeten Bernburger Schloss übernachten wollten. Denn Schlafgelegenheiten sind dort Mangelware. Höchstens ein paar historische Sessel hätte das Museum Schloss Bernburg zu bieten.
Unter anderem auch ein Exemplar aus der Barockzeit, das im Trauzimmer steht. „Aber auf diesem sitzt normalerweise nur die Standesbeamtin“, sagt Museumsleiter Roland Wiermann. Auch auf das angekündigte Dinner mit Wein müssten die Schlossbesucher lange warten. Stattdessen kann man sich am Getränkeautomaten in der Cafeteria des Museums eine Brause ziehen, Knabbergebäck wäre mitzubringen.
Fehler soll korrigiert werden
Von dem Werbe-Fehler hört man auf Nachfrage beim Reiseanbieter mit Sitz in Schwerin das erste Mal. „Sowas darf uns nicht passieren“, kündigt Geschäftsführer Henry Leitmann eine umgehende Richtigstellung an. Und damit nicht genug. Er könne sich zukünftig bei Interesse eine Zusammenarbeit mit der Stadt Bernburg als Urlaubsziel vorstellen, wenn es denn geeignete Unterkünfte gäbe. Denn im Schlossensemble sind die Sanierungsarbeiten noch längst nicht für solch eine Nutzung fortgeschritten. Dass der Urlaubsanbieter fälschlicherweise schon mit dem Bernburger Schloss für Thüringen wirbt, nimmt man bei der Bernburger Stadtverwaltung aber gelassen: „Wir sehen das positiv. Es ist zwar etwas kurios, aber wir freuen uns, wenn auf die Stadt aufmerksam gemacht wird“, sagt Bernburgs Stadtsprecher Wolfgang Knopf. Auch beim Tourismusverband des Salzlandkreises kann man sich ein Schmunzeln über den Fauxpas nicht verkneifen. „Ich bin zwar etwas überrascht. Aber alles, was die Stadt und den Kreis positiv ins Licht der Öffentlichkeit rückt, ist doch gar nicht verkehrt“, sagt Geschäftsführer Holger Naumann und hat auch schon eine Erklärung, warum bereits mit dem Schloss geworben wird: „Vielleicht sind die Betreiber der Seite schon einen Schritt weiter als wir und sehen nach der Fertigstellung des Ensembles schon Potenzial für ein Hotel.“ Schließlich sei es gar nicht so abwegig dort eine hochpreisige Übernachtungsmöglichkeit anzubieten. „Vielleicht sollte man wirklich solch eine Strategie weiterentwickeln. Platz gibt es ja im Schloss genug und ich wäre für jede Vision offen“, so Naumann.
*******************
Bei dem Schloss Bernburg handelt es sich um das ehemalige Residenzschloss der Fürsten und späteren Herzöge von Anhalt Bernburg. Erstmals wurde es nach Angaben des Museums Schloss Bernburg in einer Schenkungsurkunde Otto I. vom 29. Juli 961 urkundlich erwähnt. Nach einem Brand kamen in den weiteren Jahrhunderten weitere Gebäude hinzu. Nach dem Bergfried der Blaue Turm, das Alte und das Krumme Haus sowie im 16. Jahrhundert der Runderker - die so genannte Leuchte, die nun saniert wurde. Eine Nutzung gibt es bisher nicht. (mz)
