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Obdachlos auf den Philippinen Obdachlos auf den Philippinen: Hilferuf aus Manila erreicht Sohn in Bernburg

Von Katharina Thormann 16.06.2015, 18:43
Ein Ausschnitt aus der philippinischen TV-Sendung über den Auswanderer Ottfried Bach. Er lebt seit drei Jahren in Manila und möchte zurück nach Hause.
Ein Ausschnitt aus der philippinischen TV-Sendung über den Auswanderer Ottfried Bach. Er lebt seit drei Jahren in Manila und möchte zurück nach Hause. Screenshot/MZ Lizenz

Bernburg - Es ist ein Schock, als David Bach aus Bernburg das erste Mal den Fernsehbeitrag eines philippinischen TV-Senders im Internet anschaut. Dort zu sehen: ein älterer Herr mit zurechtgestutztem Bart und weißer Kappe auf dem Kopf - sein Vater, Ottfried Bach. Obdach- und mittellos. Mitten auf den Straßen der philippinischen Hauptstadt Manila. Auf Englisch berichtet der ehemalige Bernburger dort dem Kamerateam von seinem beschwerlichen Leben auf den Straßen der Stadt. Und dass er gern wieder zurück nach Deutschland möchte. Doch ihm fehlt das Geld für das Flugticket.

„Ich habe gewusst, dass es ihm nicht gut geht. Aber für mich war es trotzdem schlimm zu sehen, wie mittellos er ist“, sagt Sohn David, noch immer fassungslos von den Aufnahmen. Sie wurden Anfang Juni ausgestrahlt. Kurz zuvor hatten der 32-Jährige und sein 63-jähriger Vater über Internet Kontakt. Wie immer sehr sporadisch.

Beitrag zeigt, wie schlecht es dem Vater wirklich geht

Doch dass es ihm so schlecht geht, war der Familie bis dahin nicht klar. Wie der ehemalige Betreiber eines Reisebüros in Nienburg überhaupt in die missliche Lage kam? „Das war zwei Tage vor seinem 60. Geburtstag. Er hatte eine Frau kennen gelernt und entschieden, zu ihr auszuwandern“, erinnert sich sein Sohn. Doch anstatt am anderen Ende der Welt das Glück zu finden, steckt er nun in der Zwickmühle. Frau weg. Geld weg, berichtet sein Sohn, der mit seinem Hilferuf auch andere warnen möchte, nicht auf eine ähnliche Masche hereinzufallen.

Sein Vater habe sich nach dem Beziehungs-Aus zunächst gesträubt, wieder nach Deutschland zurückzukehren, wollte selbst wieder auf die Beine kommen. Doch das ist ihm bisher nicht aus eigener Kraft gelungen.

Wie es nun mit seinem Vater weitergehen soll? „Wir möchten ihn zurück nach Deutschland holen. Die ganze Familie will das Geld für das Flugticket zusammenlegen“, sagt David Bach. Doch damit allein sei es nicht getan. Bisher weiß niemand, welche Wege noch bei der deutschen Botschaft in Manila zu erledigen, welche Formulare wie etwa das Ausreisevisum auszufüllen sind, bevor er überhaupt seine Heimreise antreten kann.

Das Auswärtige Amt hat für die Philippinen Reise- und Sicherheitshinweise herausgegeben. Denn der asiatische Inselstaat ist Taifungebiet und hat aktive Vulkane. Außerdem muss in der Region mit Erd- und Seebeben sowie Tsunamis gerechnet werden. Besonders in der Regenzeit, die von Juni bis November andauert. Auch Überschwemmungen und Erdrutsche sind in dieser Zeit möglich.

Gewarnt wird beim Auswärtigen Amt aber auch vor Entführungen, hauptsächlich von philippinischen Staatsangehörigen, aber auch von Ausländern. Diese kommen vorrangig auf Mindanao und in der Sulu-See immer wieder vor. Auch in Manila selbst besteht grundsätzlich die Gefahr von Anschlägen und Entführungen.

Der letzte Anschlag mit Toten ereignete sich im Januar 2011. Damals explodierte in einem Reisebus in Makati, dem Geschäftszentrum von Manila, eine Bombe. Deshalb rät das Auswärtige Amt, die Umgebung aufmerksam zu beobachten und große Menschenansammlungen zu meiden. (kt)

Und die Herausforderungen gehen in Deutschland weiter. „Er braucht eine Wohnung und muss Rente beantragen“, zählt David Bach auf. Für all das wünscht sich der besorgte Sohn Unterstützung für seinen gestrandeten Vater zu finden. Doch bevor es soweit ist, hoffen die Bachs erneut auf ein Lebenszeichen vom Auswanderer. Denn er kann sich immer nur dann melden, wenn das Geld für einen Besuch im Internetcafé reicht. (mz)

Noch im Jahr 2009 hatte sich der Bernburger Ottfried Bach als Brötchenfahrer selbstständig gemacht und lieferte mit seinem Fahrrad die Backwaren in Bernburg frei Haus.
Noch im Jahr 2009 hatte sich der Bernburger Ottfried Bach als Brötchenfahrer selbstständig gemacht und lieferte mit seinem Fahrrad die Backwaren in Bernburg frei Haus.
Pülicher/Archiv Lizenz