Fußgängerbrücke beschädigt? Nach Irrfahrt auf Fußgängerbrücke am Saalplatz Bernburg: Stadt sucht dreisten Lkw-Fahrer aus Niederlanden

Bernburg - Nach der Irrfahrt eines Lasterfahrers, der in der vergangenen Woche unerlaubt Bernburgs Fußgängerbrücke einmal im Vorwärts- und ein weiteres Mal im Rückwärtsgang überquerte, wird es wohl Konsequenzen geben. Wie Bernburgs Ordnungsdezernent Holger Dittrich auf Nachfrage der MZ mitteilte, ist das Ordnungsamt der Stadt damit beauftragt worden, das niederländische Fuhrunternehmen ausfindig zu machen.
Lkw-Fahrer ignorierte Verkehrsschild „Fußgängerzone”
Deren Fahrer war am Mittwochabend kurz vor Sonnenuntergang die Wilhelmstraße heruntergefahren und wusste offenbar auf dem Saalplatz nicht weiter. Daraufhin ignorierte er das Verkehrsschild „Fußgängerzone” an der Brücke und rollte unerlaubt über das 58 Meter lange, fünf Meter breite und 200 Tonnen schwere Bauwerk.
Doch seine Fahrt endete kurz hinter der Brücke an einem Poller. Darum blieb ihm nur, wieder zurück zu fahren - und im Rückwärtsgang erneut die Brücke zu überqueren.
Dem Lkw-Fahrer droht Ordnungswidrigkeitsverfahren
Ob die Fahrt des Lasters - laut Augenzeugen soll es sich um einen voll beladenen 40-Tonner gehandelt haben - Schaden an dem 34 Jahre alten Bauwerk angerichtet hat, muss neben der möglichen Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens nun ebenfalls geprüft werden.
„Die Mitarbeiter des Tiefbauamtes wurden damit beauftragt, sich um eine Untersuchung zu kümmern“, so Ordnungsamtsdezernent Dittrich weiter. Gesperrt wird die Brücke bis zum vorliegenden Ergebnis jedoch nicht. Die elf Citybuspaare dürfen die Fußgängerbrücke auch weiterhin täglich befahren. Auch für die Stadtverwaltung ist dieser Fall ein echtes Novum: „So etwas hatten wir noch nicht“, sagt Dittrich.
Citybusse dürfen weiter über die Brücke fahren
„Gott sei Dank“, kann dazu Peter Walzel aus Könnern nur sagen. Schließlich war er einst der Oberbauleiter der Bernburger Fußgängerbrücke. „Als Errichter dieses Bauwerkes habe ich gleich mal das Kribbeln im Bauch bekommen. Man ist ja als Baumensch immer darauf bedacht, dass seine Bauwerke halten.
Und das hat sich damit eigentlich ganz gut bewiesen“, sagt der 78-Jährige, der seit dem Bau vor 34 Jahren eine echte Bindung zur Brücke aufgebaut hat. „Sie ist zwar nicht meine größte, aber meine interessanteste Brücke“, sagt der ehemalige Mitarbeiter des VEB Autobahnbaukombinats, Betrieb Stahlbrückenbau Könnern.
Vorgänger-Brücke von 1934 war deutlich massiver
Einen dicken Ordner füllen alle gesammelten Dokumente, Fotos vom Bau und Zeitungsartikel über die Brücke. Diese hatte schon zu Zeiten des Baus die Ingenieure und Handwerker einige Nerven gekostet. Wegen der Materialknappheit wurde damals entschieden, sie deutlich schmaler und nur für geringe Lasten, also ausschließlich für Fußgänger, zu bauen.
Die einstige Stahlbetonbrücke aus dem Jahr 1934, die neun Jahre später gesprengt wurde, war noch deutlich massiver. Das beweisen die Widerlager, auf denen auch heute noch die eigentliche Fußgängerbrücke aufliegt.
Fußgängerbrücke ist für maximal 18 Tonnen ausgelegt
Ob sie durch die schwere Last hätte einstürzen können? „Bei absoluter Überbelastung ist ein Schaden nicht auszuschließen“, sagt Walzel. Schließlich sei sie gerade einmal für 18 Tonnen ausgelegt. Nicht zu vergessen sei auch das Alter der Widerlager, die immerhin 50 Jahre älter sind als die eigentliche Brücke.
„In der Regel hält Beton 70 bis 150 Jahre. In dem Fall ist der Beton 74 Jahre alt“, so der einstige Oberbauleiter. Wichtig für eine weitere Lebensdauer der Bernburger Fußgängerbrücke ist laut Walzel vor allem der Korrosionsschutz, „denn Wartung und Pflege sind alles, besonders an den Fahrbahnübergängen“. (mz)