Nach dem Erdbeben in Baalberge Nach dem Erdbeben in Baalberge: Spekulationen und Rätselraten

Baalberge - Plötzlich wackelten Gläser, Schränke und sogar die gesamten Häuser: Auch drei Tage nach dem vermeintlichen Erdbeben, das die Bewohner des Bernburger Ortsteils Baalberge in der Nacht zum Dienstag aus dem Schlaf gerissen hatte, gehen die Spekulationen nach der Ursache munter weiter.
Nachdem das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt mit Sitz in Halle ein Erdbeben ausschließen konnte - die seismologischen Aufzeichnungen hatten darauf keinerlei Hinweise gegeben -, ist nun zumindest klar, dass auch der Salzproduzent Esco nicht für die Erschütterungen verantwortlich ist.
„Dort wird ausgeschlossen, dass es etwas mit dem aktiven Grubenfeld zu tun hat“, sagt Bodo-Carlo Ehling, Pressesprecher des Landesamtes für Geologie und Bergwesen.
Nach dem Erdbeben in Baalberge: Spezialisiertes Ingenieurbüro auf der Suche nach Signalen
Das Rätselraten um die drei kurz hintereinander aufgetretenen Erschütterungen geht also weiter. Erste konkrete Ergebnisse werden laut Ehling am Donnerstag oder Freitag erwartet: „Ein spezialisiertes Ingenieurbüro wurde beauftragt, um herauszufinden, wo die Signale herkamen.“
Für Rainer Weiser liegt die Sache schon jetzt auf der Hand. Denn der Baalberger und Sohn eines einstigen Bergmannes ist im Besitz von knapp 100 Jahre altem Kartenmaterial, in dem ganz klar die Hohlräume unter Baalberge zu erkennen sind. Diese reichen von Plömnitz bis an die Kolonie, also das Wohngebiet am Bahnhof entlang, wo auch die heftigsten Erschütterungen wahrgenommen wurden.
Dieser Schacht gehört aber nicht - wie bisher angenommen - zu dem in Friedenshall bei Bernburg, der Ende der 1960er Jahre wegen unkontrollierbarer Wassereinbrüche aufgegeben wurde. Stattdessen fuhren die Bergarbeiter von Plömnitz aus in die Tiefe, um auch unterhalb von Baalberge die Sole durch Ausspülen zu gewinnen.
Rainer Weiser hat beobachtet: Acker sackt immer weiter ab
Dass nun in dem Bereich die Erde nachgibt, hat Weiser schon länger beobachtet. Mit bestem Blick aus dem Küchenfenster kann er zusehen, wie der an das Wohngebiet angrenzende Acker immer weiter absackt. „Nach Starkregen steht dort immer mehr das Wasser“, sagt Weiser. Deshalb wäre es für ihn nicht verwunderlich, wenn die Erschütterungen aus diesem Bereich herrühren.
Laut Kartenaufzeichnungen müssten sich die meisten der Kolonie-Bewohner aber keine Sorgen machen. Denn die Hohlräume enden am Bahnübergang. Betroffen sei nur ein Teil der dortigen Grundstücke.
Nach dem Erdbeben in Baalberge: Sorge, dass sich doch noch ein Krater auftut
Noch hat sich aber nach Angaben von Baalberges Ortsbürgermeister Heiko Scharf (parteilos) kein Loch gezeigt, zumindest wurde noch keines auf dem Acker oder einer anderen Freifläche entdeckt.
Nichtsdestotrotz bleibt die Sorge darüber, dass sich möglicherweise doch noch ein Krater auftut.
Wie etwa im April 2010, Luftlinie nur drei Kilometer entfernt. Noch immer klafft auf der alten Deponie zwischen Bernburg und Zepzig ein 40 Meter breiter und ebenso tiefer Krater in der Erde. Dort war - wie bereits Ende der 1960er Jahre - an zwei anderen Stellen ein Salzstock eingebrochen.Aus Sicherheitsgründen wurde die dort entlang verlaufende Landesstraße für den Verkehr gesperrt und anschließend umverlegt.
Noch bis heute ist das Areal ausgewiesenes Sperrgebiet, das niemand betreten darf. Die Natur dort wird sich selbst überlassen. In der Vergangenheit gab es zwar schon Überlegungen, den Krater zu verfüllen. Bisher ist dazu aber noch keine Entscheidung gefallen. (mz)
