Museum Schloss Bernburg Museum Schloss Bernburg: Entkernung auf Hochtouren

Bernburg - Staub liegt in der Luft. Und im Hintergrund scheppert der Bauschutt über eine Rutsche in einen Container. Kaum vorstellbar, dass vor einem halben Jahr noch an derselben Stelle die Besucher des Museums Schloss Bernburg ein- und ausgegangen sind. Nun herrscht Großbaustelle. Und das ist auch gut so.
„Wir liegen absolut im Zeitplan“, sagt Matthias Götz vom Büro Bergmann aus Pfaffenhofen (Oberbayern). Götz ist der beauftragte Planer und froh, dass die Arbeiten in dem historischen Gemäuer bisher so gut fortgeschritten sind. Schließlich soll das Museum Schloss Bernburg Anfang 2021 nach einer vier Millionen Euro teuren Investition, vor allem im energetischen Bereich, wiedereröffnet werden. Ein sportlicher Plan.
Weihnachten 2018 wurden alle Exponate ausgelagert
Bereits zu Weihnachten vergangenen Jahres wurden deshalb sämtliche Ausstellungsstücke - vom Getreidekorn bis zur überlebensgroßen Sandsteinstatue aus dem Alten und Krummen Haus ausgeräumt. Das meiste lagert inzwischen im Übergangsquartier am anderen Ende des Schlosshofs im Langen Haus. Die wertvollen Exponate wurden in das Museumsdepot gebracht. Dort sind sie noch besser vor Kälte und Nässe geschützt.
Seitdem haben die Handwerker das Zepter in den beiden über Treppen miteinander verbundenen Häusern übernommen. Die alten Nachtspeicheröfen ausgebaut, abgehängte Decken abmontierte und alte Böden herausgerissen und damit die Balken freigelegt.
Decken wurden demontiert, Böden und alte Öfen rausgerissen
Das Ergebnis war zum Teil ernüchternd. „Manche Decken hängen bis zu 27 Zentimeter durch, das konnte man bisher gar nicht sehen, weil über die Jahre immer neue Fußbödenbeläge drübergelegt wurden“, sagt Götz.
Darum ist Vorsicht für die Handwerker geboten, die noch einigen Schutt aus den Räumen zu transportieren haben. „Hier darf man nur auf den Balken entlanglaufen“, warnt Götz. Denn die Gefahr ist da, dass plötzlich die Decke nachgibt.
Trotzdem sollen vor allem die historischen Balken so gut es geht erhalten bleiben. Wie? „Dafür müssen sie zunächst auf ihre Schwachstellen untersucht werden“, erklärt der Planer. Anschließend werden sie mit Stahlwinkeln an den Wänden verankert. Doch das ist erst der nächste Schritt.
Bei Bauarbeiten im Keller wurde eine weitere Mauer entdeckt, nun müssen die Archäologen ran
Denn untersucht werden muss zuvor auch der Dachboden des Krummen Hauses, über den es so einige verwunderte Blicke gab. Dort stützen zum Teil bis zu vier verschiedene Balkenlagen die Decke. Für den Laien sieht es aus wie ein überdimensional großes Labyrinth aus dünnen und dicken Holzbalken.
Eine Überraschung hat es während der bisherigen Bauarbeiten vor allem aber im Keller gegeben. Dort sollen künftig die Saurierspuren präsentiert werden, die vor rund elf Jahren im Kalkstein-Tagebau am Ortsausgang von Bernburg in Richtung Strenzfeld gefunden wurden. Nun muss an dem Ort, wo die Funde bald zu sehen sein werden, selbst geforscht werden.
„Hier müssen die Archäologen tätig werden, da wir hier eine Mauer gefunden haben. Möglicherweise deutet sie auf einen weiteren Keller hin“, begründet Kerstin Schannor, stellvertretende Hochbauamtsleiterin bei der Stadt Bernburg und zuständig für die bevorstehenden Arbeiten auf der Baustelle im Museum.
Spannend könnte es aber auch gleich nebenan werden. Genau dort, wo künftig die Toiletten für die Museumsbesucher entstehen sollen. Um diese im Keller einbauen zu können, müssen zunächst weitere Teile freigelegt und auf Spuren der Vergangenheit untersucht werden.
Aber nicht nur im Inneren wird unter Hochdruck gearbeitet. Bereits in den kommenden Wochen wird laut Schannor das Museum hinter einem Rüstungskorsett verschwinden.
Denn dann geht es unter anderem mit dem Trockenbau und dem Einbau eines Fahrstuhls weiter, damit das Museum Schloss Bernburg künftig auch von Rollstuhlfahrern und Gehbehinderten problemlos besucht werden kann. Bisher war das wegen der verschiedenen Höhenstufen der beiden Häuser so gut wie unmöglich. (mz)

