1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Mit Heißluft gegen den Hausschwamm

Mit Heißluft gegen den Hausschwamm

Von Paul Spengler 20.04.2006, 18:26

Bernburg/MZ. - Im vergangenen Oktober war an einem tragenden Hauptsparren im Südwesten des Turms auf zehn Metern Länge der ausblühende Schwamm entdeckt worden. Nach dem üblichen Normverfahren müsste das Holz jeweils einen Meter über und einen Meter unter dem sichtbaren Befall das Holz ausgeschnitten werden.

"Der finanzielle Aufwand dafür wäre unermesslich", sagt Bernhard Heimrich. Der auf Altbausanierung spezialisierte Bauingenieur von der Dessauer Firma Satek ist zuversichtlich, mit weitaus geringerem Aufwand den Hausschwamm wirksam bekämpfen zu können. "Bei erhaltenswerter Bausubstanz hat sich dieses Verfahren als alternativlos bewährt", sagt der 37-jährige Holzsachverständige. Das Holz wird dabei zehn bis zwölf Stunden mit 120 Grad Celsius beheizt. Wichtig ist, dass im gesamten Querschnitt mindestens eine Stunde lang eine Temperatur von 60 Grad erreicht wird. Das reicht, um den Pilz zu töten.

Für die Talstadtgemeinde St. Marien / St. Nikolai ist die gesamte Sanierung des Turms der Marienkirche eine Aufgabe, die sie nur mit öffentlicher Unterstützung leisten kann. Erst im vergangenen Herbst hatte sich gezeigt, dass vermutlich aufgrund zu geringer Überstände bei der Dacheindeckung Feuchtigkeit im Bereich der acht Eckständer eingedrungen ist.

Johannes Lewek, der gerade im April die Gemeinde übernommen hat, ist froh, dass sein Vorgänger Eberhard Heimrich noch die entscheidenden Anträge in die Wege geleitet hat. Allerdings waren zum Zeitpunkt der Antragstellung die Fördertöpfe schon weitgehend erschöpft. "Im besten Fall kann die große Turmsanierung im September beginnen", sagt Lewek. Nach gegenwärtigem Stand werden die Kosten bei mindestens 260 000 Euro eingeschätzt. Lewek hofft darauf, dass sich noch Spender finden, die das Vorhaben unterstützen wollen.

"Auf alle Fälle ist es sinnvoll, die Sanierung möglichst in einem Zuge durchzuführen", plädiert der Magdeburger Architekt Peter Glufke, der mit dem Gebäude seit 15 Jahren vertraut ist. Die Stadt Bernburg hat bereits signalisiert, sich an dem Projekt zu beteiligen. Weitere Mittel werden von der Toto-Gesellschaft und vom Land erhofft.

Gegenwärtig zeichnet sich noch nicht ab, wann die Türmerstube wieder öffentlich besichtigt werden kann. Bis auf weiteres ist der herrliche Blick von oben den Besuchern verwehrt. Die von der Landeskirche geförderte "offene Kirche" ermöglicht jedoch, dass das Kirchenschiff weiterhin täglich besichtigt werden kann.