Mieterverein Bernburg/Staßfurt Mieterverein Bernburg/Staßfurt: Viele Streitfälle wegen Feuchtigkeit mit Schimmel

Bernburg - Jede zweite Betriebs- und Heizkostenabrechnung in der Region ist fehlerhaft. Darauf verwies Professor Peter Kaufmann, Vorsitzendes des Mietervereines Bernburg/Staßfurt während der Jahresversammlung am Sonnabend. Eine Überprüfung der Zahlenwerke habe deshalb auch die Hälfte der Beratungstätigkeit des Vereins im Vorjahr beansprucht.
Ersparnis für viele Mitglieder
Weil immer mehr neue Vermieter und Hausverwaltungen mit unterschiedlichsten Abrechnungssystemen auf den hiesigen Wohnungsmarkt drängen, werde es auch für die Berater der Mieter-Interessenvertretung immer schwieriger, durchzublicken. Dennoch hat es sich für die Hälfte der 950 Mitglieder gelohnt, die ihnen zugeschickte Abrechnung checken zu lassen. In einem Fall betrug die Ersparnis sogar 800 Euro - ein Ergebnis, das Kaufmann in gleicher Höhe bereits im Jahr 2015 konstatieren musste.
Vizepräsident will Gesetzesänderung
Grundsteuern, Versicherungen, Müllgebühren - all diese durch den Mieter nicht zu beeinflussenden Faktoren fließen in die Nebenkosten ein und machen die Abrechnungen unübersichtlich. Ellen Schultz, Vizepräsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), würde das gern per Gesetz ändern lassen. Statt einer Umlage auf die Mieter sollten Vermieter künftig diese Kosten in ihrer Kaltmiete einkalkulieren und nur noch verbrauchsabhängige Faktoren wie Strom, Wasser oder Gas abrechnen dürfen. Allerdings ist sich auch die Landesvorsitzende bewusst, dass für dieses DMB-Begehren noch ganz dicke Bretter in der Bundespolitik zu bohren sind.
Heizkosten-Ersparnis wird durch Strom-Steigerungen aufgefressen
Apropos Nebenkosten: Diese liegen im Raum Bernburg weiterhin durchschnittlich bei 2,85 Euro je Quadratmeter. „Wir erwarten für 2016 zwar einen Rückgang der Heizkosten, doch wird diese Ersparnis durch Steigerungen bei Strom, Grundsteuern und Versicherungen wieder aufgefressen“, prognostizierte Peter Kaufmann.
Die Kaltmiete ist im Schnitt binnen eines Jahres von 4,60 auf 4,65 Euro je Quadratmeter erneut leicht geklettert. Ein Trend, der seit 2013 zu verzeichnen ist. Eklatant groß ist aber die Spanne dessen, was Vermieter verlangen: Sie reicht von 1,09 bis 8,50 Euro je Quadratmeter. Vor allem die Entwicklung an der Obergrenze, die vor Jahresfrist noch 8,19 Euro betrug, betrachtet Kaufmann mit Sorge.
„Mir scheint, dass bezahlbare Wohnungen auch bei uns immer weniger werden.“ Nichtsdestotrotz waren die Quartiere der Wohnungsgenossenschaft im „Kiez am Südbogen“, die die neue Kaltmiete-Obergrenze setzten, binnen weniger Wochen vermietet, weil moderner Wohnraum in Bernburg aktuell überaus begehrt ist (die MZ berichtete). Doch auch im sozialen Wohnungsbau soll sich etwas tun. Peter Kaufmann begrüßte den Beschluss der Bundesregierung, jährlich 80.000 bis 100.000 Sozialwohnungen bauen zu lassen.
Getan werden muss aber auch dringend etwas für ältere Menschen. In Sachsen-Anhalt, laut Ellen Schultz das Bundesland mit dem mit Abstand höchsten Altersdurchschnitt, müssten jedes Jahr 4.000 bis 5.000 altengerechte Wohnungen entstehen, um mit der Demografie Schritt zu halten. Damit Quartiere auch nach Modernisierung bezahlbar bleiben, fordert sie Förderprogramme. Eines für die Installation von Aufzügen könnte das Land schon bald auflegen, ist die Hallenserin optimistisch.
Mehr als 1.000 Beratungsgespräche
Insgesamt machten die Mitglieder im Vorjahr 1.020 Mal Gebrauch von Beratungsgesprächen, hinzu kamen unzählige Telefonauskünfte. Neben der Prüfung von Betriebskostenabrechnungen (51 Prozent) bereiteten Mietmängel (19 Prozent), insbesondere Feuchtigkeit mit Schimmelbildung, und Streitigkeiten um die Kautionsauszahlung (8 Prozent) die meisten Sorgen. In allen Fällen gelang es dem Verein jedoch, gütliche Einigungen zu erzielen. „2016 stand keines unserer Mitglieder vor Gericht“, betonte Kaufmann, der hervorhob, dass der Verein sich seit der Fusion vor zwei Jahren gefestigt hat und finanziell gut dasteht.
Dennoch werden die Mitgliedsbeiträge ab 1. Juli um 50 Cent pro Monat steigen, weil im Vorjahr unterm Strich ein Minus von 3500 Euro stand - aufgrund von Mehrausgaben bei Energie, Porto und Reisekosten sowie eines Verlustes von durchschnittlich 25 Mitgliedern. „Bisher haben wir die Beiträge konstant gehalten, weil die Vorstandsmitglieder auf Zahlungen verzichteten und die Büros selber reinigten. Wir wissen nicht, wie wir noch sparen sollten“, begründete der Vorsitzende die Notwendigkeit dieser Erhöhung.
Der Mieterverein ist montags bis freitags über seine Geschäftsstelle in Bernburg, Kustrenaer Straße 65, unter Telefon 03471/31 40 81 zu erreichen. (mz)
