Investition Maßregelvollzug in Bernburg wächst weiter
Das Land Sachsen-Anhalt plant für das kommende Jahr eine millionenschwere Erweiterung am Standort Bernburg. Warum das nötig wurde.

Bernburg/MZ - Die Bagger stehen schon jetzt kaum still auf dem Außengelände des Maßregelvollzugs in Bernburg. Ein Teil des Megazauns ragt bereits 5,50 Meter hoch in den Himmel. Er soll künftig dafür sorgen, dass die suchtkranken, straffällig gewordenen Patienten keine Chance mehr auf eine Flucht haben, wie es in der Vergangenheit schon öfter auf spektakuläre Weise vorgekommen ist.
Doch die jetzige Investition in die Sicherheit ist nur der Anfang eines millionenschweren Vorhabens, das das Land Sachsen-Anhalt am Standort Bernburg vorhat. Grund dafür ist nach Angaben des Betreibers die angespannte Belegungssituation. Darum soll im kommenden Jahr kräftig in einen Anbau investiert werden.
„Erforderlich am Standort Bernburg ist ein neues Stationsgebäude für 30 Patienten, ein Neubau für den Offenen Maßregelvollzug mit 30 Plätzen sowie eine neue Werkhalle für die Arbeitstherapie mit 60 Therapieplätzen“, zählt Franka Petzke, Leiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Salus gGmbH mit Sitz in Magdeburg, auf.
Dafür ist ein Kostenrahmen von circa 21 Millionen Euro vorgesehen. Die Planungen haben kürzlich begonnen. „Mit dem Start der Bauausführung kann Ende des Jahres 2022 gerechnet werden. Die Bauarbeiten werden nach jetzigem Kenntnisstand etwa zwei Jahre andauern“, so Petzke weiter.
Schon seit Jahren zeichnet sich ein Platzproblem in der Einrichtung ab. Nachdem der Platzbedarf im Maßregelvollzug Bernburg bis 2017 auf hohem Niveau stagnierte, steigen laut Petzke die Patientenzahlen seither wieder an. Zum Vergleich: Ende 2016 waren dort 168 Patienten untergebracht, derzeit sind es 199, davon zwölf im Probewohnen außerhalb der Klinik.
Als Grund nennt Petzke die veränderten Krankheitsbilder. Dadurch musste häufig die Therapiedauer und damit der Aufenthalt im Maßregelvollzug verlängert werden. Das Kapazitätsproblem werde jedoch nicht allein in der Belegung sichtbar.
Problematisch sei auch, dass Personen, für die eine Unterbringung gerichtlich angeordnet wurde, zum Teil noch in Freiheit verbleiben müssen, bis ein Platz frei werde. Bereits 2019 wurden am Standort Bernburg deshalb die Plätze von 179 auf 200 Plätze erhöht. Doch perspektivisch werde im Durchschnitt mit etwa 215 Patienten gerechnet.
Im Rahmen der Projektplanung wird laut Petzke sowohl der äußeren als auch die inneren Sicherheit mit den Themenschwerpunkten „Ausbruchsschutz“ sowie „Sicherheit von Mitarbeitern und Untergebrachten“ hoher Stellenwert beigemessen.
Das neue Stationsgebäude sowie die Ergotherapiewerkstatt entstehen innerhalb der hochsicher umzäunten Klinikanlage, außerhalb dieses Bereiches ist ein Neubau für den offenen Maßregelvollzug geplant, wo die Patienten in Vorbereitung auf ihre Entlassung betreut werden.
Mit der Erweiterung stellt die Salus auch weitere Arbeitsplätze in Aussicht. Diese sollen im Pflegedienst und im fachtherapeutischen Bereich entstehen.