Lohelandhaus in Bernburg Lohelandhaus in Bernburg: Unpolitische Lehrerin Magdalene Trenkel

Bernburg - Die kontroverse Diskussion um die geschichtliche Bedeutung des Lohelandhauses im Stadtpark Alte Bibel ist um ein weiteres Meinungsbild reicher.
Bernburgs Stadtratsvorsitzender Jürgen Weigelt (CDU) hatte von einem „KdF-Tanztempel“ gesprochen, der in den Jahren 1935/36 von „NS-Gnaden“ errichtet worden sei. Seinen Angaben zufolge führte Gymnastiklehrerin Magdalene Trenkel während der Naziherrschaft dort KdF-Sportkurse durch.
Später seien Nachmittage für den Bund Deutscher Mädels (BDM), den weiblichen Zweig der Hitlerjugend, gestaltet worden. Wegen dieses dunklen Geschichtskapitels sei die sanierungsbedürftige Holzbaracke nicht denkmalschutzwürdig.
Darstellung erntet Widerspruch
Zu seiner Darstellung erntete Jürgen Weigelt Widerspruch, unter anderem von Landeskonservatorin Ulrike Wendland. „Auch Zeugnisse aus Geschichtsepochen, die uns heute fremd sind oder Haltungen, die wir heute nicht oder nur schwer nachvollziehen können, unterliegen vielfach dem Denkmalschutz“, sagte Sachsen-Anhalts oberste Denkmalschützerin.
Eine mögliche NS-Vergangenheit sei also nicht zwingend Ausschlusskriterium.
Quellen wurden ausgewertet
Zumal Magdalene Trenkel als unpolitische Person eingeschätzt wird, wie jetzt aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Landtagsabgeordneten Sarah Sauermann hervorgeht.
Diesen Schluss lasse „die Auswertung der recherchierten wissenschaftlichen Quellen zu, aber insbesondere die lückenlose Kontinuität ihres Wirkens in vier verschiedenen politischen Systemen (Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und DDR)“.
Weiter heißt es in dem Schreiben: „Trenkel gilt als für die damalige Zeit ungewöhnlich emanzipierte Frau und wichtige Verbreiterin der Körperkultur der anthroposophischen Lebensreformbewegungen des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts.
Sie war in Bernburg, aber auch darüber hinaus, eine bekannte historische Persönlichkeit.“
Die mit ihrer Biografie wissenschaftlich befassten Institutionen seien bisher auf keine über das zur damaligen Zeit normale Maß hinausgehende NS-Nähe gestoßen. Eine Mitgliedschaft in der NSDAP wurde vom Bundesarchiv nicht ermittelt.
Nutzung der Immobilie ist noch nicht klar
Was mit der Immobilie passiert, ist offen. Die Stadt hatte das Grundstück auf Beschluss des Stadtrates vor vier Jahren erworben, um hier bis zu 40 innenstadtnahe Parkplätze zu bauen.
Ein Jahr später wurde das zuletzt vom Kaninchenzuchtverein gepachtete Gebäude allerdings unter Denkmalschutz gestellt. Laut eines Gutachtens müsste die Stadt 230.000 Euro investieren, um das Objekt wieder in einen nutzbaren Zustand zu versetzen. (mz)