Letztes Kapitel Letztes Kapitel: Das Aus für den Bernburger und Aderstedter

Bernburg - Ende vergangenen Jahres war der Ausverkauf der Pflanzen eigentlich schon durch, die Regale waren leer und Bernd Nordmann drauf und dran, seine Baumschule am Platz der Jugend für immer abzuschließen. Nach mehr als 20 Jahren an diesem Standort sollte Schluss sein mit dem Geschäft.
Aber dann kam dem 68-Jährigen der Wein dazwischen. „Die Nachfrage nach Blauem Bernburger und Rotem Aderstedter war enorm“, erinnert sich Nordmann. Und zwar aus dem In- und Ausland. „Zum ersten Mal haben wir sogar nach Finnland geliefert.“ Aber auch auf Sizilien, an der Ostsee und vor allem in Österreich wachsen mittlerweile Weinstöcke aus Bernburg.
„Die Leute haben gekauft und gekauft und gekauft“
Weil die Nachfrage so groß war, hat Bernd Nordmann also doch noch ein Jahr drangehängt. Nicht nur mit dem Verkauf von Weinreben, sondern auch mit Rosen und vielerlei Sorten von Kernobst. Vor allem die Obstpflanzen gingen in diesem Frühjahr weg wie lange nicht mehr. „Die Leute haben gekauft und gekauft und gekauft.“
Ob es an der speziellen Corona-Situation in diesem Jahr liegt, in der sich die Menschen verstärkt auf das heimische Gärtnern konzentrieren statt in die Ferne zu schweifen, könne er nicht sagen. Auf jeden Fall sei es so viel gewesen, dass er noch mal nachbestellen musste.
Und trotzdem haben sich die Reihen mittlerweile schon wieder deutlich gelichtet. Das wird sich nun auch nicht mehr ändern. Denn spätestens im November soll Schluss sein. Diesmal aber wirklich.
Beginn der Selbständigkeit in Neugattersleben
1994 hatte sich der gelernte Diplom-Ingenieur mit der Baumschule selbstständig gemacht – damals noch in Neugattersleben. Seit 1998 sitzt er am Platz der Jugend. Das 4.000 Quadratmeter große Grundstück direkt am Bahndamm hatte er zuvor von der Stadt gekauft. Bereits vor dem Krieg hatte es seiner Familie gehört, seine Eltern hatten dort ein Sommerhaus.
Als er es 1997 zurückkaufte, war das Gelände in einem jämmerlichen Zustand: „Das war hier eine wilde Mülldeponie, ein richtiger Schandfleck.“ Viel Geld- und Arbeitseinsatz waren nötig, um aus der Fläche die Baumschule zu machen.
Seit 2003 vermehrt er dort den Blauen Bernburger - eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte. „Nach so vielen Jahren ist das immer noch ein Magnet.“ Viele Studenten der Hochschule Anhalt würden sich eine Weinrebe mitnehmen, wenn sie die Saalestadt Richtung alte oder neue Heimat verlassen.
Frost der Eisheiligen haben den Pflanzen geschadet
Bei ihm persönlich habe der Rote Aderstedter im vergangenen Jahr nicht so gut getragen und auch in diesem Jahr habe der Frost der Eisheiligen den Pflanzen geschadet. Aber es kommen auch wieder bessere Jahre. Dann aber ohne die Baumschule. Und das Grundstück? Wird wohl verkauft. „Schön wäre es natürlich, wenn ich jemanden finde, der das hier als Baumschule weiterführen würde“, sagt Bernd Nordmann.
Aber erst mal wird sich ab Mitte Juni wieder alles um den Wein drehen. Denn dann bekommt er noch ein letztes Mal neue Reben des Bernburgers und Aderstedters, die er unter die Leute bringen möchte – und auch wird. Schon jetzt kämen täglich Anfragen, wann die Pflanzen endlich da sind. (mz)