Lebenshilfe-Werkstatt Baalberge Lebenshilfe-Werkstatt Baalberge: Wellness für das Auto

Baalberge - Sauber ist nicht gleich sauber. Wer seinem fahrbaren Untersatz schon einmal eine Kur in „Bad“ Baalberge gegönnt hat, der weiß das. In der Lebenshilfe-Werkstatt im Gewerbegebiet „An der Ziegelei“, einem ehemaligen Autohaus, wienern Thomas Brüche, Danny Schmidt, Thomas Hübner, David Pusch, Martin Schille und Mario Stieberitz alles auf Hochglanz, was Räder hat, von innen nach außen und oben nach unten. Ob Zwei- oder Vierrad. Von gehegten Schätzchen wie dem Rolls-Royce Silver Shadow, Baujahr 1971, der schon zur Aufarbeitung hierher gebracht wurde, bis zu vernachlässigten Dreckschleudern, Leasingrückläufern und gut Gebrauchten, um sie für den (Wieder-)Verkauf fit zu machen.
Putzen mit der Zahnbürste
Dabei wird neben professionellem Gerät und zertifizierten Produkten auf ganz einfache Mittel zurückgegriffen: Zahnbürsten zum Beispiel. Um auch dem Dreck in den kleinsten Ritzen den Garaus zu machen. „Wir können nicht zaubern, kriegen aber verdammt viel hin“, sagt der Chef der Truppe, Gruppenleiter Axel Költsch, „wir hatten schon Fahrzeuge hier, an denen die Kunden vorbeigegangen sind, weil sie sie nicht wiedererkannt haben.“ Költsch hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt, viele Jahre in einer Werkstatt gearbeitet, dann irgendwann eine Herausforderung gesucht - und sie vor nunmehr acht Jahren in Baalberge gefunden. Mit dem von der Lebenshilfe angestrebten Ausbau der Abteilung Fahrzeugpflege.
Über zu wenig Kunden können sich Költsch und seine Jungs heute nicht beklagen. Das Auftragsbuch sei voll und Gutscheine würden immer häufiger nachgefragt, sagt er. Gerade jetzt um die Weihnachtszeit. Dabei geht es nach Größe der Geldbörse: Von der ganz normalen Trockenreinigung für 45 Euro bis zur Intensivreinigung mit Extraktionsgerät für 115 Euro sei alles drin, so Költsch. „Wenn es sich denn um ein normal verschmutztes Fahrzeug handelt.“ Was er unter „normal“ verstehe? Der Gruppenleiter lacht: „Wenn das Auto benutzt wird, wie es benutzt werden sollte, dann ist es normal verschmutzt.“ Und das sieht der Experte auf den ersten Blick. Für alles andere - die Reinigung ölverschmierter Sitze oder einen Lackschutz wie eine Nano- beziehungsweise Hartwachsversiegelung - müssten Fahrzeughalter tiefer in die Tasche greifen.
Verschollen geglaubte Sachen wiedergefunden
„Wir verkaufen aber keinem ein volles Paket, der es nicht nötig hat“, sagt er. Wenngleich Fahrzeughalter, die die Werkstatt in Baalberge aufsuchen, meist auch triftige Gründe dafür haben. Und so sind die Jungs in puncto Verschmutzung einiges gewohnt. „Wir sehen hier Sachen. Da fragt man sich: Wie kann es soweit kommen?“ Andere Kunden wiederum würden ihre Autos hegen und pflegen. Wer vorbildlicher sei - Männer oder Frauen? Költsch will diplomatisch bleiben, sagt nur, dass „Frauen mit ihren Fahrzeugen nicht so umgehen wie Männer, aber Ausnahmen ja die Regel bestätigen.“ Überraschungen erleben die Werkstattmitarbeiter aber in beider Fahrzeugen: „Was wir schon alles gefunden haben...“ Personalausweise und Scheckkarten, die sich in den Sitzschienen verklemmt haben und seither als verschollen galten; erst vor ein paar Tagen förderten sie einen Führerschein zu Tage, der zwischen die Polsterschlitze gerutscht war.
Regelmäßige Weiterbildung
Um der Verantwortung gerecht zu werden, die die Fahrzeugpflege mit sich bringt, setzt Költsch auf Weiterbildung. Regelmäßig besuchen er und die anderen Schulungen. Und Messen. Auch der Gruppendynamik tut das gut. Wenngleich das Team schon so funktioniert - auch zwischenmenschlich. „Wir lachen viel“, aber das sei auch wichtig. „Ohne Humor macht Arbeit keinen Spaß“, findet der Chef. Das Verhältnis untereinander bezeichnet er als harmonisch. Man kenne sich, der harte Kern habe den gesamten Entwicklungsprozess seit 2007 mitgemacht - „und das verbindet natürlich.“
Eine vollautomatische Waschanlage gibt es in der Werkstatt in Baalberge übrigens nicht. „Wir waschen unsere Fahrzeuge noch alle mit der Hand“, sagt Költsch. Denn dabei fange die eigentliche Begutachtung an. Und dann heißt es: „Retten, was zu retten ist.“
Alles Weitere kann unter der Rufnummer 03471/362966 erfragt werden. Es empfiehlt sich, Termine mit 14 Tagen Vorlauf zu vereinbaren. Eine Intensivreinigung dauert zwei Tage. (mz)
