Kurhaus Kurhaus in Bernburg: Warum im größten Saal der Stadt weniger gefeiert wird

Bernburg - Eine 18. Auflage der Bernburger Musiknacht wird es nicht geben. Zumindest in diesem und wohl auch im nächsten Jahr nicht. Es ist nicht die einzige Traditionsveranstaltung im größten öffentlichen Saal der Saalestadt, die in diesen Tagen geplatzt ist.
Auch die Silvesterparty fand nicht statt - zum ersten Mal seit Jahrzehnten nicht. Der Ruderclub verlegte seinen Ball bereits im Vorjahr erstmals ins Serumwerk. Was sind die Gründe dafür?
Der Generalpachtvertrag für die Gastronomie hat offenkundig Vor- und Nachteile. „Unterm Strich blieb für uns kaum noch was übrig“, erklärt Andreas „Slapper“ Koch, Bassist von „Tänzchentee“. Die Lokalmatadoren hatten 17 Jahre lang im Januar die Musiknacht mit großem Aufwand organisiert.
„Tänzchentee“ verzichtet auf traditioneller Musiknacht im Januar
Die eingeladenen Bands verzichteten freiwillig auf ihr Honorar, damit die Eintrittspreise erschwinglich blieben. „Uns war immer wichtig, dass jeder sich das Konzert leisten kann“, sagt Andreas Koch.
Dennoch stiegen die Preise schrittweise von anfangs sechs auf zuletzt zehn Euro, um damit die Saalmiete begleichen zu können. Aber selbst 500 Besucher wie im Januar 2017 waren laut den Musikern zu wenig, um die fehlenden Einnahmen aus der Bewirtung des Publikums zu kompensieren.
„Die Leute trinken ja bei der Musiknacht nicht wenig. Wir als Veranstalter gehen aber leer aus“, erklärt Andreas Koch, warum „Tänzchentee“ sich entschied, in diesem Januar keine Musiknacht mehr auf die Beine zu stellen. Es sei aber kein genereller Abschied von der Veranstaltungsreihe. Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, könne sich die Band eine Wiederauflage in den nächsten Jahren vorstellen.
Theater- und Veranstaltungs gGmbH veranstaltet keine Silvesterparty
Den Jahreswechsel hätte Rainer Klabes gern im Kurhaus gefeiert. Von der Absage der obligatorischen Silvesterparty mit Livemusik ist der Bernburger überrascht - und entsetzt. Keine Feier im größten Saal der Stadt - das wollte er kaum glauben. Und doch entschied sich die Bernburger Theater- und Veranstaltungs gGmbH (BTV) zum Verzicht, nachdem die Zahl der Besucher immer weiter zurückgegangen war.
„Wir wollten am Ende nicht auf den Kosten sitzen bleiben“, sagt Geschäftsführerin Anita Bader. Auch für die BTV selbst rechnet sich eine solche Veranstaltung nur bei gut ausgelastetem Haus. Denn zu Silvester sind die Bandhonorare deutlich höher als an anderen Tagen.
Neben dem schlechten Parkett waren der Streit mit dem Wirt um Preise und Rechnung der Knackpunkt, weshalb der Bernburger Ruderclub sich 2018 aus dem Kurhaus verabschiedete. Dafür nahm der Verein sogar in Kauf, dass in den Serumwerk-Saal deutlich weniger Besucher passen.
Ruderclub und Gastronom uneins über Preise und Leistungen
Gastronom Enrico Tylinski bestätigt die atmosphärischen Störungen mit den Ruderern, die aber eine Ausnahme seien. Qualität habe auch ihren Preis, betont er. „Ich zahle den doppelten Mindestlohn, habe deshalb gutes Personal.“
Generell seien die Kosten in der Gastronomie gestiegen. Dass wegen des Verlustes der drei Traditionsveranstaltungen im Kurhaus „tote Hose“ ist, verneint Tylinski. Er habe stattdessen viele neue Veranstaltungen hinzugewonnen. Als Beispiel nennt der Wirt das im Dezember 2018 ausverkaufte Bernabeum-Revival. „Ich organisiere auch viel für Unternehmen.“
Statt Miete führt Tylinski einen Teil des Umsatzes ab an BTV
Der aktuelle Pachtvertrag, der noch bis 2023 läuft, sieht vor, dass der Wirt keine Miete und Betriebskosten zahlt, dafür aber einen gewissen Prozentsatz des Getränkeumsatzes an die BTV abführt. Zu dessen Höhe will sich Anita Bader nicht äußern. „In seiner Preisgestaltung ist der Wirt frei“, betont sie.
Die BTV-Chefin wünscht sich die drei verlorenen gegangenen Veranstaltungen zurück. Dies werde aber frühestens nach der bevorstehenden Sanierung des Kurhauses möglich sein.
Sie ist überzeugt, dass vieles nach Wiedereröffnung besser läuft. Da der für 2019/2020 ins Auge gefasste Baustart noch nicht exakt terminiert ist, gibt es allerdings Planungsunsicherheit. Fürs nächste Jahr würden keine Veranstaltungsmeldungen angenommen. (mz)
