1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Kunsthalle: Kunsthalle am Schloss Bernburg: Initiatorin Erika Magdalinski-Götze kündigt Ausstieg an

Kunsthalle Kunsthalle am Schloss Bernburg: Initiatorin Erika Magdalinski-Götze kündigt Ausstieg an

Von Torsten Adam 16.08.2018, 07:56
Erika Magdalinski-Götze, Stifterin der Kunsthalle, erhebt schwere Vorwürfe gegen Museumsdirektor Roland Wiermann.
Erika Magdalinski-Götze, Stifterin der Kunsthalle, erhebt schwere Vorwürfe gegen Museumsdirektor Roland Wiermann. Engelbert Pülicher

Bernburg - „Ich widme die Kunsthalle Bernburg meinem Schutzengel, meinen Eltern, meiner Geburtsstadt Bernburg und der Sehnsucht nach der Schönheit.“ Diese Zeilen schrieb Erika Magdalinski-Götze im Jahr 2013 zur Eröffnung der Ausstellungsreihe „Es ist an der Zeit“ mit eigenen Werken.

78-Jährige legte mit 55.000 Euro die Basis für Kunsthalle

Nun, fünf Jahre und viele weitere hochkarätige Ausstellungen später, steht die Initiatorin des ambitionierten Projektes vor dem Ausstieg.

Die 78-Jährige, die mit einer Investition von 55.000 Euro die Basis für die Kunsthalle legte, hat Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) vor wenigen Tagen in einem Brief um die Schließung nach der aktuellen Schau „Vogelfrei“ gebeten.

„Ihre Entfaltung hinterhältig boykottiert"

Die seit 50 Jahren in Frankreich lebende Künstlerin erhebt in dem Schreiben schwere Vorwürfe: „Leider muss ich feststellen, dass der Verantwortliche der Freizeit GmbH, Bereich Museum Schloss Bernburg, nicht den Kriterien der Betreibung einer Kunsthalle für zeitgenössische Kunst Genüge leistet, auch nicht an ihrer Existenz interessiert ist, sondern sogar des Öfteren ihre Entfaltung hinterhältig boykottiert hat.“ Wen sie damit meint, ist auch ohne Namensnennung eindeutig: Museumsdirektor Roland Wiermann.

Museumsdirektor Wiermann bedauert den Entschluss

Was sie ihm konkret ankreidet, darauf will Erika Magdalinski-Götze auf MZ-Nachfrage allerdings nicht im Detail eingehen. Sie sagt lediglich: „Es ist vieles vorgefallen, ich stieß immer wieder auf Widerstände.“ Eigentlich wolle sie das alles nicht an die große Glocke hängen.

Und auch der Gescholtene hält sich bedeckt, will eine öffentliche Schlammschlacht vermeiden. Roland Wiermann bedauert den Entschluss. „Die Kunsthalle ist eine Erfolgsgeschichte. Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt und Erika Magdalinski-Götze professionell gearbeitet“, sagt der Museumschef gegenüber der MZ.

Neun Ausstellungen sowie weitere Veranstaltungen

Auch die Künstlerin blickt mit Stolz auf die Qualität der bisher neun Ausstellungen sowie weiterer Veranstaltungen zurück. Dennoch sei sie immer wieder nur enttäuscht und verärgert worden und möchte deshalb nicht unter diesen Bedingungen fortfahren.

Sie sieht deshalb keine positive Zukunft für ihr „Kind“ und meint: „Ohne meine großzügige Zuarbeit kann dieser Ort für zeitgenössische Kunst nicht in dem von mir angestrebten Niveau überleben.“

„Ohne meine Zuarbeit kann dieser Ort für Kunst nicht überleben"

Die Stadtverwaltung ist da allerdings anderer Meinung. Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos), der nach eigenen Angaben beim Lesen des Briefes aus allen Wolken fiel, will auch bei einem Ausstieg von Erika Magdalinski-Götze an der Kunsthalle festhalten.

Die Künstlerin habe ein vertraglich zugesichertes Mitsprache-, aber kein Bestimmungsrecht. Er hatte versucht, die Wogen zu glätten, traf sich zu zwei Gesprächen mit der 78-Jährigen. „Von ihrem Entschluss, sich aus der künstlerischen Betreuung der Kunsthalle zurückzuziehen, war sie nicht abzubringen“, teilt er mit.

OB Schütze spricht von „leider auch falsche Behauptungen"

„In ihrem Schreiben sind, nach unserer Auffassung, leider auch falsche Behauptungen und persönliche Anschuldigungen formuliert, die jeder sachlichen Grundlage entbehren“, sagt Henry Schütze weiter.

Alle vertraglichen Vereinbarungen seitens der Stadt, der Bernburger Freizeit GmbH (BFG) und des Museums Schloss Bernburg seien eingehalten worden.

Auch andere Unterstützer der Kunsthalle, mit denen er Kontakt aufgenommen habe, hätten die Anschuldigungen von Erika Magdalinski-Götze nicht nachvollziehen können.

Kulturamt und Freundeskreis wollen weitermachen

Eine Schließung der Kunsthalle stehe nicht zur Debatte. Das Museum, das Kulturamt der Stadt und der Kunsthallen-Freundeskreis werden auch in Zukunft dort Ausstellungen organisieren, heißt es in einer Stellungnahme der Stadtverwaltung.

Zwar sei man im Rathaus der Meinung, dass die Behauptungen von Erika Magdalinski-Götze überzogen sind und nicht der Realität entsprechen. Aber man möchte ganz deutlich sagen, dass „wir Frau Magdalinski-Götze sehr dankbar sind, dass sie der Stadt die Kunsthalle Bernburg für zeitgenössische Kunst gestiftet hat“.

„Wir bedauern den Entschluss von Erika Magdalinski-Götze“

Ebenso unstrittig seien ihre Verdienste und ihr Engagement für das Kulturleben in Bernburg. „Die bisherigen Ausstellungen waren künstlerisch sehr wertvoll und überregional von großer Bedeutung.

Wir bedauern den Entschluss von Erika Magdalinski-Götze“, heißt es von der Stadtverwaltung. Für 2019 hatte sie eine hochkarätige Ausstellung zum Bauhaus-Jubiläum in Planung. Ob diese auch ohne sie realisiert wird, ist offen.

200 Besucher in sieben Monaten

Die Kunsthalle hatte mit Ausstellungen solch renommierter Künstler wie Moritz Götze immer wieder überregionales Publikum nach Bernburg gelockt. Insgesamt aber blieben die Besucherzahlen mau.

Gerade einmal 201 Eintritt zahlende Gäste wurden im Vorjahr zwischen April und Oktober an den vier Öffnungstagen pro Woche dort registriert. Das sind durchschnittlich nicht mal zwei pro Tag.

Vor drei Jahren wollte die Freizeit GmbH schon mal hinwerfen, weil sich die Kunsthalle im Rathaus II nicht wirtschaftlich betreiben lässt. Andererseits wurde Kritik laut, dass die BFG zu wenig für das Angebot geworben hat. (mz)