Klosterweihnacht: Klosterweihnacht der Hochschule Anhalt Bernburg: Tausende Besucher im Kloster - nur die Böllerschüsse nerven

Bernburg - Standesgemäß fällt die Begrüßung zur Bernburger Klosterweihnacht aus: In Mönchskutten gehüllt, geben Studenten den Besuchern am Klostereingang das Programm mit auf den Weg. Diese pilgern am dritten Adventswochenende wieder zu tausenden in das historische Gemäuer in der Talstadt, das eine perfekte Kulisse für diese Veranstaltung der Hochschule Anhalt abgibt.

Der Hof ist trittsicher mit Stroh ausgelegt - und erinnert damit irgendwie an eine Jesus-Krippe im Großformat. Einen Schafstall wie vor über 2.000 Jahren in Betlehem gibt es zwar nicht, dafür können die kleinen Gäste die wuscheligen Esel der Hochschule und die Alpakas der Lebenshilfe streicheln.

Und was passt besser zu Weihnachten, als ein Märchen-Klassiker der Gebrüder Grimm wie „Schneeweißchen und Rosenrot“, der mehrmals im Zeichensaal aufgeführt wird. In der warmen Stube können die Kinder auch den Weihnachtsmann und seinen Wichteln begegnen.

Die rund 50 Stände bieten derweil so ziemlich alles, was einen guten Weihnachtsmarkt ausmacht: draußen neben einem breitgefächerten Musikprogramm Leckeres für den Gaumen wie Glühwein, Bratwurst, Puffer oder Handbrot, drinnen Anregungen für die letzten Geschenke. In den Klostergängen drängen sich die Besucher dicht an dicht im Gänsemarsch. Töpferware, Schmuck, Fairtrade-Lebensmittel, Bilder oder Kinderbücher gibt es unter anderem zu erwerben.

Erstmals verkauft hier Annekatrin Braunstedter vom 1. Kunstkreis Sachsen-Anhalt Brotbüchsen mit Bernburg-Motiven. Sie weiß: „Die Gäste sind sehr an Geschenken mit Bernburg-Motiven interessiert.“ Deshalb offeriert sie solche Stadtansichten auch auf gläsernen Küchenschneidebrettchen, Kaffeetassen und Postkarten.

Gehäckeltes und Gestricktes ist nebenan bei Rosemarie Greye gefragt. Die Rentnerin aus Quellendorf ist seit zwölf Jahren bei den Festen der Hochschule mit einem Stand dabei und ebenso inzwischen ein Stammgast wie Dorit Birkholz. Die Magdeburgerin verkauft Weihnachtsdekoartikel. „Vor 14 Jahren hat meine Mutti hier angefangen, seit sechs Jahren betreue ich nun den Stand und bin sonntags immer ausverkauft.“

Begonnen hatte das zweitägige Fest mit der Bootsparade auf der Saale und dem folgenden Umzug samt Traktor-Oldtimer zum Kloster. Hunderte Schaulustige verfolgten am Samstag zur Mittagsstunde die Ankunft der Weihnachtsfiguren aus aller Welt am Anleger unterhalb der Marktbrücke, die sich vom Maritimen Club flussabwärts treiben ließen. Chinesische Studenten hatten ihr Boot mit einem großen Drachen geschmückt, ihre russischen Kommilitoninnen verteilten Blumenblüten an die Zuschauer und erinnerten damit an ein altes Volksmärchen aus ihrer Heimat.

Ein Teil der Bootskorso-Tradition kam aber nicht bei jedermann gut an. Laute Böllerschüsse jagten in Zeiten von Terrorangst auf Weihnachtsmärkten so manchem einen Schrecken ein und wollten auch so gar nicht in die besinnliche Weihnachtsstimmung passen.

Zuschauer Sebastian Holst, dessen zweijähriger Sohn Julian in Tränen ausbrach, zürnte: „Wie kann man so laut knallen, wenn das ganze Ufer voller kleiner Kinder steht?“ Der vom Veranstalter seit Jahren verpflichtete Kanonenschütze Siegfried Kohn zeigte sich hinterher ebenso überrascht wie einsichtig: „Das ist natürlich nicht meine Absicht gewesen. Ich muss das nächstes Jahr auch nicht mehr machen.“

Stephanie Eckstein, die zusammen mit Katrin Grey für die Organisation der 14. Klosterweihnacht verantwortlich zeichnet, kündigte an, zu prüfen, ob der Kanonendonner in den nächsten Jahren fortgeführt wird. Mit Weihnachtsmelodien dürfte die Hochschule wohl den passenderen Ton anschlagen. (mz)