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Kanzler von Pfau'sche Stiftung in Bernburg Kanzler von Pfau'sche Stiftung in Bernburg sucht Hospizhelfer für Sterbende

Von Maximilian Mühlens 01.03.2017, 06:45
Hospizhelfer begleiten Schwerkranke. Die Kanzler von Pfau’sche Stiftung sucht Mitstreiter. Im März beginnt ein neuer Kurs.
Hospizhelfer begleiten Schwerkranke. Die Kanzler von Pfau’sche Stiftung sucht Mitstreiter. Im März beginnt ein neuer Kurs. dpa

Bernburg - Wenn Ines Eschberger von ihrer letzten Begleitung erzählt, wird ihr ganz schwer ums Herz. „Sie war wirklich eine ganz tolle Omi - so lieb und nett“, berichtet die 49-Jährige. Ihren Tod, der erst ein paar Wochen zurückliegt, hat sie noch nicht richtig verarbeitet.

Obwohl die Hospizhelferin die alte Dame gerade einmal drei Wochen kannte, ist sie ihr sehr ans Herz gewachsen. „Sie gab mir immer Handküsschen - sie konnte aufgrund eines Schlaganfalles nicht mehr sprechen, sie äußerte sich nur über ihre Mimik und Gestik“, so Eschberger.

Begleitung auf dem letzten Weg

Ines Eschberger, die als Arzthelferin arbeitet, engagiert sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich beim Hospizdienst Bernburg und Umgebung der Kanzler von Pfau’schen Stiftung. Seit 2013 besteht der Dienst, dessen Mitarbeiter sich um schwer kranke Menschen kümmern und sie auf ihrem letzten Weg begleiten.

„Manchmal dauert eine solche Begleitung nur drei Stunden, in einigen Fällen aber auch Monate“, erklärt Angelika Börstler, Leiterin des Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst der Kanzler von Pfau’schen Stiftung. Aktuell besteht das Team der Ehrenamtlichen aus 20 engagierten Männern und Frauen. Der Älteste ist 81 Jahre alt, die Jüngsten sind um die 30 Jahre alt. „Derzeit haben wir auch die Anfrage einer 22-Jährigen, die uns tatkräftig unterstützen möchte - das ist besonders toll“, freut sich die Leiterin der Hospizdienste.

Keine Pfleger, sondern Zuhörer

Die Ehrenamtlichen helfen den Kranken in Würde und vor allem in ihrem vertrauten Umfeld zu sterben. „Sie vermitteln menschliche Nähe, führen jedoch keine pflegerischen Tätigkeiten aus, strahlen Ruhe und Zuversicht aus und hören zu“, so Börstler. Vor allem versuchen sie Wünsche zu erfüllen und den Tagesablauf durch ihre Anwesenheit angenehmer zu gestalten.

„Weil es in ihrem Zimmer sehr trist war, habe ich meiner Dame Tulpen mitgebracht und die Vase auf einer farbenfrohen Serviette abgestellt - ich habe ihr also Anfang Februar schon den Frühling gebracht“, erzählt Ines Eschberger über ihre letzte Begleitung. Die Dame, deren Verwandte in Amerika lebten, habe sich sichtlich gefreut und immer wieder zu den Pflanzen hingesehen.

Manche Familien brechen Kontakte ab

Doch nicht immer ist - wie in dem Fall - die räumliche Distanz das Problem: „Es ist erschreckend, wie der Kontakt in manchen Familien auseinandergebrochen ist“, sagte die Diplom-und Palliativ-Medizinerin Christina Huschenbett. Oftmals habe sie schon innerhalb von Familien vermittelt, so dass es zu einer Versöhnung gekommen sei. Manch Schwerkranke sind komplett allein.

Umso wichtiger ist es, dass es Ehrenamtliche gibt, die sich die Zeit nehmen und den Kranken ihre Aufmerksamkeit schenken und sie unterstützen. Aber sie kümmern sich auch um die Angehörigen. Die Begleitungen seien intensiv und auch fordernd, sagt Angelika Börstler. In der Regel verbringt ein Ehrenamtlicher bis zu zwei Stunden in der Woche bei seinem Patienten. „Nach den Begleitungen brauchen einige Ehrenamtliche eine Pause - daher ist es wichtig, dass wir genug Freiwillige haben, die sich bei uns engagieren wollen“, so Angelika Börstler.

Einmal im Monat treffen sich die Ehrenamtlichen und tauschen ihre Erfahrungen aus. Bevor jedoch ein Ehrenamtlicher eine Begleitung übernehmen darf, werden die Interessenten eingehend geschult. Ärztin Christina Huschenbett wünscht sich vor allem, dass sich auch Ehrenamtliche in Aschersleben und Staßfurt finden könnten - denn beide Städte seien „weiße Flecken“ und Freiwillige fehlten.

Wer sich im Hospizdienst engagieren möchte, kann sich am Mittwoch, 15. März, ab 18 Uhr in der Kapelle der Kanzler von Pfau’schen Stiftung, Kustrenaer Straße 9, informieren. Der neue Kurs für künftige Ehrenamtliche im Hospizdienst beginnt am 22. März und erstreckt sich über zehn Monate. Informationen dazu gibt es bei dem Info-Abend am 15. März. (mz)