Helmut Kohl Kalistraße in Bernburg: CDU-Fraktion will Teil nach Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl benennen

Bernburg - Geht es nach der CDU-Stadtratsfraktion, soll demnächst in Bernburg eine Straße an den vor vier Monaten verstorbenen Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl erinnern. Am Donnerstag, 12. Oktober, wird sich der Hauptausschuss während seiner um 16 Uhr im Rathaus I, Schloßgartenstraße 16, beginnenden öffentlichen Sitzung mit einem entsprechenden Antrag der Christdemokraten befassen.
Auserkoren hat die größte Fraktion im Bernburger Stadtrat dafür ein Teilstück der Kalistraße zwischen den Kreisverkehren Kustrenaer Straße und Olga-Benario-Straße in Neuborna. „Helmut Kohl hatte großen Anteil am Zustandekommen der Deutschen Einheit. Sie ist für alle Deutschen ein historischer Glücksfall.
„Die herausragenden Leistungen würdigen”
Mit der Umbenennung der Straße sollen die herausragenden Leistungen des früheren Bundeskanzlers für alle Bürgerinnen und Bürger sichtbar gewürdigt und die Erinnerungskultur in unserem Land weiter gestärkt werden. Je bewusster wir uns der Leistungen der Vergangenheit sind, desto besser können Herausforderungen von morgen gemeistert werden“, heißt es zur Begründung in dem von Fraktionschef Detlef Mannich unterzeichneten Antrag.
Bislang offen ist, wie die anderen Fraktionen auf den Vorstoß reagieren werden, der nach einem Aufruf des CDU-Landesvorsitzenden Thomas Webel momentan in vielen Städten Sachsen-Anhalts diskutiert wird. Der Magdeburger Stadtrat lehnte es bereits mehrheitlich ab, Helmut Kohl eine Straße zu widmen.
In Burg rief die Ausweisung eines Helmut-Kohl-Platzes sogar Widerstand in der Bevölkerung hervor. Im Rahmen eines Bürgerbegehrens werden in der Kreisstadt des Jerichower Landes derzeit Unterschriften gegen den Ratsbeschluss gesammelt. In Dessau-Roßlau will der Stadtrat in diesem Monat entscheiden. Der Altkanzler ist unter anderem wegen der nie aufgeklärten Parteispendenaffäre umstritten.
Straße verbindet seit 2003 Neuborna mit dem Süden Bernburgs
Die „blühenden Landschaften“, die der CDU-Politiker damals den Neuen Bundesländern versprach, ließen sich von einer Helmut-Kohl-Straße in Bernburg durchaus betrachten. Die Asphaltverbindung selbst ist noch relativ neu, verbindet seit 2003 Neuborna auf direktem Wege mit dem Süden der Stadt.
Von hier bietet sich in Richtung Norden ein herrlicher Blick auf die Stadtsilhouette, auf der anderen Seite auf das Esco-Salzwerk, das den wirtschaftlichen Zusammenbruch der ostdeutschen Wirtschaft überstand. Lediglich die mit Graffiti beschmierten Garagenwände sind einer Straße, die vielleicht bald den Namen eines Kanzlers trägt, nicht angemessen.
Besuch am 31. März 1998
In Bernburg ist Kohl ein einziges Mal gewesen - im Wahlkampf am 31. März 1998, wenige Monate vor der verlorenen Bundestagswahl. 70 Minuten lang spricht er vor rund 4.000 Zuhörern auf dem Rheineplatz, erntet freundlichen, kurzen Beifall. Obwohl sein Auftritt zur „peinlichen Lachnummer“ wird, wie das Nachrichtenmagazin Spiegel damals schreibt. Zur Verwunderung der Bernburger lobt er die acht Millionen neuen Telefonanschlüsse im Osten mit den Worten: „Sie wissen doch noch, wie das war, wenn Sie zu DDR-Zeiten mit Freunden in Bonn telefonieren wollten.“
Von den Zuhörern weiß es kaum einer, denn wer kannte schon einen in der Hauptstadt des Klassenfeindes? Ein paar Sätze später erklärt Kohl, was für Bernburg gut sei: „Die Südharzautobahn“. (mz)
