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Kabarett in Bernburg Kabarett in Bernburg: Reise in die goldenen 20er

Von herbert jeschke 30.11.2014, 15:40
Caroline Bungeroth (rechts) begeisterte als Chanson-Sängerin in ihrer Geburtsstadt.
Caroline Bungeroth (rechts) begeisterte als Chanson-Sängerin in ihrer Geburtsstadt. engelbert pülicher Lizenz

bernburg - Wenn heute von Kabarett die Rede ist, dann denkt fast jeder Theaterfreund an vorwiegend kritische Worte zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation mit harten Seitenhieben gegen Politiker und die Offenlegung von Missständen. Wer das am Freitagabend im „Metropol“ erwartet hat, wurde enttäuscht. Die beiden feschen Damen vom Berliner „Duo Scheeselong“, die aus Bernburg stammende Caroline Bungeroth als Sängerin „Fräulein Mitzi“ und Valerie Wildemann als ihre Klavierbegleitung namens „Frau Rosenroth“ griffen mit ihrem Programm „Marlene, Mitzi und Rosenroth“ in den musikalischen Fundus der 20er und 30er Jahre. Als zentrale Figur diente die legendäre Marlene Dietrich, als deren glühende Verehrerin sich Mitzi präsentierte.

Marlene Dietrich hieß eigentlich Maria Magdalena von Losch. In Berlin geboren, studierte sie hier das Fach Schauspiel. Mit kleineren Rollen begann sie 1922 ihre schauspielerisch Laufbahn in Filmen und im Kabarett.

Mit dem Film „Der blaue Engel“ wurde sie entdeckt und begann damit ihre Weltkarriere. Im Jahr 1930 ging sie als Gesangsstar nach Hollywood.

Ab 1933 widmete sie sich vorwiegend der Interpretation von Kompositionen der vor dem Nazi-Regime emigrierten Kollegen.

Sie adaptierte auch das Lied von der „Lili Marleen“ ins Englische, das sie während des 2. Weltkrieges mit anderen Melodien vor amerikanischen Soldaten in deren Camps sang.

Ein ebenso bekanntes Lied ist auch „Sag mir, wo die Blumen sind“. Mit ihrem Gesangsrepertoire zählt Marlene Dietrich zu der wohl bekanntesten Chansonniere des deutschen Sprachraumes und kann getrost auch als eine der bedeutendsten internationalen Sängerinnen des Chansons bezeichnet werden. (je)

Daher auch ihr Einleitungssong des Dietrich-Schlagers aus dem Film „Der blaue Engel“ mit der Behauptung, sie sei von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. Allerdings ist es keine einfache Wiederholung, sondern eine fein abgestimmte Replik, eingebunden in eigene Ergänzungen des Textes und eine brillante gesangliche, melancholisch gefärbte Interpretation dieses weltbekannten Chansons. Frau Rosenroth ist dagegen von dieser idealisierenden Einstellung zu Marlene nicht erbaut und und setzt ihre strenge Einstellung zum Idol dagegen. Gelegenheit für beide, mit geschliffenen und witzigen Dialogen diesen Streit auszutragen, ohne sich gegenseitig zu überzeugen. Die bestehende Rivalität zieht sich durch das ganze Programm.

Die Liebe zu Berlin beweist Bully Buhlan

Aber Marlene Dietrich ist nicht die einzige Person, die mit ihren Liedern mehr oder weniger deutlich zu Wort kommt. Der Ausflug in das kulturelle Geschehen dieser Epoche bietet fein pointierte Operettenparodien, auch heute noch bekannte Chansons der 20er Jahre werden mit adaptierten Texten ins Programm eingebunden. Die Liebe zu Berlin beweist Bully Buhlan mit seinem Koffer, der noch in Berlin ist und ihn zur Rückkehr dorthin bewegt. Weiteres Thema für die Mitzi ist die Putzsucht, von dramatischem Gesang begleitet. Mit schwarzem Humor wird auch Georg Kreisler bemüht. Und ihr schauspielerisches Geschick demonstriert Mitzi mit einer Luftbalalaika. Sie scheut sich auch nicht, ein Fußbad zu nehmen, um ihre Beine zu enthaaren.

Mit eingeschlossen sind humorvolle Ausflüge ins und mit dem Publikum, immer begleitet von wortwitzigen eigenen Kompositionen. Hierbei beweist Caroline Bungeroth einen außerordentlich variablen Sopran, der sich besonders in den Höhen brillant klar hält. Diese feinsinnige Unterhaltung begeisterte das Publikum, wie etwa Solveig Brandauer: „Das war ein witziges Programm mit bekannten Liedern. (mz)