Hobbywinzer bringen ihren «Blauen» zum Keltern
BERNBURG/MZ. - Die Anzahl derer, die Trauben zur Baumschule Nordmann brachten, war erstaunlich. Auch Bernhard Gremler, der Vorsitzende der Bernburger Weinbaufreunde war überrascht. "Im vergangenen Jahr haben 29 Kleinanbauer ihren Wein keltern lassen", so Gremler. Am Samstag standen 49 Namen auf seiner Liste, auf der er peinlich genau jedes einzelne Kilogramm der Trauben notierte. Allerdings, so Gremler, sei die diesjährige Ernte nur von der Menge her beachtlich. Der Zuckergehalt und damit die Qualität sei in diesem Jahr wegen der fehlenden Sonne gerade in der Reifezeit schlechter als im vorigen Jahr.
Eine große Menge Trauben brachte Felix Landgraf aus Könnern nach Bernburg. Er hat von zwei Weinstöcken mehr Trauben geerntet als er selbst verwerten kann. "65 Kilo gebe ich ab", so Landgraf zu Gremler, der sich im Bernburger Heimatkreis umhören will, wer den Wein möchte. Bisher, so Gremler, habe er noch immer Abnehmer gefunden.
Den meisten der Hobbywinzer geht es beim Anbau des Blauen Bernburger Weins um den Erhalt einer uralten Tradition im Saaletal. Wollten sie nur Wein trinken, könnten sie ihn wirklich billiger kaufen. Aber es ist eben schon etwas Besonderes, wenn man eigenen Wein und noch dazu von der Bernburger Traditionstraube auf den Tisch stellt, weiß auch Helmut Rieche. Und so hebt er sich von jedem Jahrgang eine Flasche auf. "Die kriegen irgendwann mal meine Kinder", sagt er.
2000 Kilogramm dürfen die Bernburger in diesem Jahr zur Kelterung bringen. Mehr hat das Landwirtschaftsministerium den Hobbywinzern nicht erlaubt. Den die Auflagen der EU für den Weinbau und die Aufrebung alter Weinberge sind streng. Aber daran denke in Bernburg niemand, sagt Rieche.
Dass der Blaue Bernburger eine ganz besondere Rebe ist, davon ist Bernhard Gremler überzeugt. "Die Rebe ist resistent gegen die Reblaus und Mehltau", weiß er. Deshalb müsse der Wein im Gegensatz zu allen anderen Sorten nicht gespritzt werden. "Das ist echter Bioweinbau", sagt Gremler.