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Henryk Willms Cycles Ilberstedt Henryk Willms Cycles Ilberstedt: Eine eigene Motorradmarke aus Sachsen-Anhalt

Von andreas braun 07.08.2014, 09:02
Henryk Willms baut sich sein Motorrad zusammen: Die „Zero One“ mit Einarmschwinge für das Hinterrad und dem Zero-Down-Tube-Rahmen.
Henryk Willms baut sich sein Motorrad zusammen: Die „Zero One“ mit Einarmschwinge für das Hinterrad und dem Zero-Down-Tube-Rahmen. e. pülicher Lizenz

Ilberstedt - 1321 - das sind die Ziffern, die aus einem einfachen Motorrad eine eigene Marke machen. Die vier Ziffern stehen für ein Fahrzeug der Marke HWC. Und HWC steht für Henryk Willms Cycles. Hauptsitz Ilberstedt, Sachsen-Anhalt, Deutschland. Sowie eben Harley Davidson, Milwaukee, USA.

Die 1321 ist die Schlüsselnummer, die in den Fahrzeugpapieren eingetragen ist. Zusammen mit der Fahrgestellnummer, die vom Kraftfahrtbundesamt vergeben wird, sind die Marken HWC und HWC ZDTM dort eingetragen, die meist nach Deutschland, der Schweiz und Österreich verkauft werden. ZDTM steht für die von Willms entwickelte Rahmenkonstruktion Zero Down Tube Machine. Das ist das Markenzeichen des Ilberstedter Konstrukteurs und Herstellers, der sein Unternehmen seit 1996 als Ein-Mann-Firma betreibt.

Das Kraftfahrtbundesamt ist den meisten Fahrzeugführern nur als Verkehrssünderkartei bekannt. Doch das KBA hat weitaus umfangreichere Aufgaben. Es erteilt Typgenehmigungen und die Allgemeine Betriebserlaubnis für Kraftfahrzeuge und Fahrzeugteile. Es führt also neben dem Fahreignungsregister (Verkehrssünderdatei) das Zentrale Fahrzeugregister, das Zentrale Fahrerlaubnisregister und stellt das Zentrale Verkehrs-Informationssystem (Halterdatei) bereit. Auf Grundlage des Fahrzeugregisters werden unter anderem die Kraftfahrzeug-Zulassungsstatistiken erstellt. (ab)

Down Tube ist das Unterrohr, das üblicherweise unterhalb des Tanks zum Rahmen läuft, auf dem der Motor liegt. Doch das Rohr hat Willms eingespart und diese Rahmenkonstruktion zum Patent angemeldet. Sie darf damit auch als Einzelteil verkauft werden. Diese Idee ist nicht neu, aber in der Gesamtkomposition eben eine Eigenentwicklung.

Alles Hochleistungsmaschinen

Dass aus der Motorradwerkstatt des Kfz-Meisters einmal ein Bike der eigenen Marke rollt, das einfach mal ein Hingucker ist, hatte Willms vor zehn Jahren nicht gedacht. Da war das erste selbst konstruierte Bike entstanden. Die Roughneck I, ein Design-Traum in Weinrot. Einen Nachfolger gab es auch und danach noch die R 666 und die Black Marlin. Alles Hochleistungsmaschinen, die ihresgleichen suchen.

Mittlerweile sind gut 15 Maschinen aus der Ilberstedter Ideenschmiede nach diesem Muster raus. Unter der eigenen Fahrgestellnummer ist derzeit die vierte Maschine in Bau. „Die muss im September fertig sein - und das wird sie. Dann will sie der Kunde abholen“, so Willms. Mittlerweile sind einige Arbeitsschritte vereinheitlicht. Doch wer bei Willms ein Bike bestellt, der bekommt eins, das genau auf ihn zugeschnitten ist. Das ist nicht billig, denn wer so etwas haben möchte, muss mit etwa 30 000 Euro rechnen.

Dabei sind solche Einzelstücke wie die Roughneck für mehr als das Doppelte weggegangen. Doch es steckten da auch 400 bis 500 Arbeitsstunden drin. An Aufträgen mangelt es derzeit nicht, so dass Willms überlegt, einen Mitarbeiter einzustellen. „Ich bin an der Grenze des Machbaren bei mir angelangt“, sagt er. Ein Kfz-Mechaniker, der Arbeit sucht, oder auch ein Schlosser, der beim Formen der Bauteile helfen kann, wären gut, so Willms.

Normale Serienfahrzeuge veredelt

„Es gibt ja auch das ganz normale Tagesgeschäft mit Reparaturen und Durchsichten. Allerdings muss ich da sagen, wer zuerst kommt, der wird auch zuerst bedient“, so Willms. „Es gibt aber Leute, die wollen alles sofort und rufen kurzfristig an. Doch da muss man auch mal sagen, es geht nicht. Ich will nichts mal zwischendurch machen. Da leidet die Qualität“, sagt der Kfz-Meister.

Denn neben den Serviceleistungen stehen auch Umbauten an. So entstehen die Custombikes. „Da werden normale Serienfahrzeuge veredelt. Also von mir entwickelte Schutzbleche, Tanks oder auch Auspuffanlagen angebaut“, beschreibt der Mann, der sich mittlerweile in der Branche einen Namen gemacht hat. Er hatte sogar in einer der größten Motorradzeitschrift Europas, der „Easyriders“, eine Titelstory. Sein Stand auf Messen ist stets dicht umlagert.

Was aber seit Dezember liegen geblieben ist, ist sein eigenes Motorrad. Die „Zero One“ wird Neuheiten haben, was bei dem Grübler allererster Güte nicht verwundert. So wird der Rahmen gleichzeitig der Öltank. „Es ist immer Ziel, etwas wegzulassen, ohne dass die Funktion wegfällt.“

Und noch eins will Willms endlich in die Tat umsetzen. Seine langjährige Freundin will er heiraten. „Sie hat gesagt, sie wolle mal geheiratet werden. Es gibt keinen Grund, den Wunsch nicht zu erfüllen“, freut sich Willms auf das Ereignis. (mz)