Heimatgeschichte Heimatgeschichte: Der Kriegsrecke

Bernburg - Fürst Emanuel von Anhalt-Köthen stammte eigentlich aus Plötzkau, erwarb als Militär in schwedischen und venezianischen Diensten zahlreiche Verdienste und übernahm nach dem söhnelosen Tod des Fürsten Wilhelm Ludwig von Anhalt- Köthen die Herrschaft über das Fürstentum von Anhalt-Köthen.
Seine Herkunft, sein Werdegang und sein Ableben waren durch einige Besonderheiten gekennzeichnet, die über seinen Tod vor 350 Jahren hinaus für eine Nachwirkung sorgten. Die letzte Leistung des Kriegsrecken bestand in der Zeugung seines posthum geborenen Erben.
Burg ab 1566 umgebaut
Der Fürst wurde am 6. Oktober 1631 im Schloss von Plötzkau geboren. Der Ort liegt an der Saale in der Magdeburger Börde und im historischen Gebiet von Anhalt, wurde 1049 erstmals urkundlich erwähnt und war mit der Burg ab 1435 längere Zeit Sitz einer Nebenlinie des Askanier, der Fürsten von Anhalt-Plötzkau. Die Burg wurde ab 1566 zum repräsentativen Renaissance- Schloss ausgebaut, das bis heute mit dem umgebenden Auenwald, der als EU- Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist, als touristische Sehenswürdigkeit gilt.
Emanuel war der jüngste Sohn des Fürsten August von Anhalt-Plötzkau, der mit der Grafentochter Sibylle zu Solms-Laubach verbunden war. Vater August hatte sich bei der Landesteilung von Anhalt im Jahre 1606 unter seinen vier Brüdern ohne Land mit einer finanziellen Abfindung begnügt. Erst 1611 hatte ihm sein Bruder Christian I., der nun über Anhalt-Bernburg herrschte, mit einer noblen Geste aus seinem Landesteil das Amt Plötzkau überlassen. So nannte sich August fortan Fürst von Anhalt-Plötzkau. Sohn Emanuel bekam mit seinen Brüdern Ernst Gottlieb sowie Lebrecht eine standesgemäße Erziehung und trotz leerer Kassen nach dem Dreißigjährigen Krieg auch eine Grand Tour ermöglicht. 1653 starb der Vater.
Im Dienst des schwedischen Königs
Die drei Söhne verwalteten nun gemeinsam das Amt Plötzkau. Wegen der leeren Kassen und seiner Vorliebe für das Militär trat Fürst Emanuel 1657 in die Dienste des schwedischen Königs. Das war zu dieser Zeit Karl X. Gustav, der eigentlich als Pfalzgraf aus Pfalz- Zweibrücken stammte, im Dreißigjährigen Krieg als Feldherr für Schweden Erfolge feierte und nach der Abdankung seiner Cousine Christina auf den schwedischen Thron gelangte.
Der König beschäftigte den Fürsten Emanuel im Krieg gegen Dänemark- Norwegen. Der Plötzkauer sorgte für Erfolge bei der Erstürmung von Kopenhagen und geriet dann aber in Gefangenschaft.
Nach seiner Freilassung wechselte er den Dienstherrn. Der Fürst aus Plötzkau heuerte in der Republik Venedig an, die in der Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich schwächelte und auf dem Kriegsschauplatz in Kreta fähige Offiziere brauchte. So war er jahrelang an der Belagerung von Candia beteiligt. Aber dann starb 1665 Fürst Wilhelm Ludwig von Anhalt- Köthen ohne einen männlichen Erben. Er wurde in der Köthener St. Jacobskirche beigesetzt.
Fürst Emanuel gab die Militärlaufbahn auf
Die nächsten Anverwandte mit einem Anspruch auf die Nachfolge waren die noch lebenden Plötzkauer Fürsten Lebrecht und Emanuel. Da war die Freude groß. Fürst Emanuel gab die Militärlaufbahn auf, wechselte mit seinem Bruder von Plötzkau nach Köthen und regierte mit ihm Anhalt-Köthen. Plötzkau gaben die Brüder an Anhalt-Bernburg zurück.
Als Bruder Lebrecht verstarb, hatte Emanuel die Alleinherrschaft. Neben Regierungsmaßnahmen pflegte er auch engen Kontakt zur Fruchtbringenden Gesellschaft, die in Köthen ihr Zentrum besaß. Er erhielt den Gesellschaftsnamen „Der Strebende“ und heiratete im März 1670 in Ilsenburg Anna Eleonore zu Stolberg-Wernigerode, die 20 Jahre jünger war. Er wollte die Erbfolge sichern.
Hoffnung auf den Thronfolger
Seine Frau war bald schwanger und nährte damit die Hoffnungen auf einen Thronfolger. Doch die Freude im Köthener Schloss bekam einen Dämpfer. Fürst Emanuel von Anhalt-Köthen starb völlig überraschend am 8. November 1670 in seiner neuen Residenz. Der Askanier fand in der Fürstengruft der St. Jakobskirche seine letzte Ruhe.
Mutter 19 Jahre an der Macht
Die schwangere Witwe war nun die Regentin. Alle Welt wartete auf die Geburt. Am 20. Mai 1671 kam ein Junge zur Welt: Fürst Emanuel Lebrecht von Anhalt-Köthen. Er war letztlich der einzige posthum geborene Fürst der Askanier. Seine Mutter führte für ihn 19 Jahre die Regentschaft bis zu ihrem eigenen Tod.
Anschließend verwaltete Fürst Johann Georg II. von Anhalt-Dessau bis zur Volljährigkeit des Thronerben Anhalt-Köthen. Emanuel Lebrecht ging dann recht eigenwillige Wege. Er heiratete gegen allen Widerstand der Verwandtschaft Gisela Agnes von Rath aus einer anhaltischen Landadelsfamilie. (mz)
