Gymnasium Könnern entsteht in Trebitz
Trebitz/MZ. - "Wir werden ein evangelisches Gymnasium in freier Trägerschaft aufbauen", erklärte Panneck-Conradi. Für Sachsen-Anhalt sei die Gründung eines evangelischen Gymnasiums eine Neuheit: "Es gibt in Magdeburg das ökumenische Dom-Gymnasium, in Dessau ein katholisches Gymnasium." Thüringen sei da weiter - dort gebe es mehrere evangelische Gymnasien.
"Wir haben nach Alternativen zu den staatlichen Bildungseinrichtungen gesucht", erklärte Panneck-Conradi. Große Lernfabriken wie das Bernburger Gymnasium seien keine idealen Bildungsstandorte. Hinzu komme der lange Fahrweg für Gymnasiasten aus dem ländlichen Bereich. Für seine Tochter, die die evangelische Grundschule in Köthen besucht, stelle sich die Frage, wohin sie wechseln soll. Gymnasien, die seinen Vorstellungen entsprechen in Magdeburg, Halle oder Dessau, seien vom Wohnort Edlau zu weit entfernt.
Als Vorsitzender des Fördervereins der evangelischen Grundschule Könnern habe er sich bereits intensiv mit dem pädagogischen Konzept beschäftigt, sagte Panneck-Conradi. "Dann hatte ich ein Gespräch mit Pfarrer Johannes Hillger. Dabei fragte ich, ob es nicht eine Idee sei, in Könnern ein Gymnasium zu gründen - in evangelischer Trägerschaft." Die Idee kam bei Pfarrer Hillger gut an, auch der Gemeindekirchenrat fand Gefallen an dem Vorhaben.
"Dann sind wir zum Bürgermeister nach Könnern gefahren", ergänzte Pfarrer Hillger. "Herr Sempert hatte sofort ein offenes Herz für unsere Idee. Für das, was hier in Könnern mit dem Schulzentrum bereits entstanden ist, wäre das Gymnasium eine sinnvolle Ergänzung."
Nach der Besichtigung mehrerer Standorte habe sich Trebitz als idealer Standort für das Gymnasium erwiesen, berichtete Bürgermeister Rainer Sempert. Das Grundschulgebäude biete genügend Platz, der auch ausbaufähig sei. Es gebe eine Sporthalle, eine große Sportanlage und eine gute Infrastruktur: die Bahnstation sei 420 Meter und die Bushaltestelle 110 Meter von der Schule entfernt. Die Grundschule selbst wird in den kommenden Jahren auslaufend beschult. Vom Gymnasium erhofft sich Pfarrer Hillger auch eine Belebung der Trebitzer Kirche, die in unmittelbarer Schulnähe steht.
Das pädagogische Konzept, dessen erste Fassung bereits vorliegt, lehne sich an den Jenaplan an, erklärte Pfarrer Hillger. Das Gymnasium könnte als Modellprojekt für Sachsen-Anhalt entwickelt werden, als Gymnasium im ländlichen Raum mit enger Anbindung an Industrie- und Landwirtschaftsunternehmen der Region, fügte Sempert hinzu.
Die Finanzierung des Gymnasiums soll in enger Zusammenarbeit mit der Kirchenprovinz Sachsen und der Landeskirche Thüringen gestaltet werden. Die ersten drei Jahre müsse sich das Gymnasium selbst tragen, ehe das Land mit eintritt. "Wir werden nicht umhin kommen, Schulgeld von den Eltern zu verlangen." Dies werde zwischen 100 und 150 Euro pro Monat liegen, sagte Panneck-Conradi, jedoch mit der Möglichkeit von Stundung und Ermäßigung bei sozialen Härtefällen. Begleitet wird der Aufbau des Gymnasiums vom Evangelischen Schulwerk. "Wer der Schulträger sein wird, steht noch nicht endgültig fest - vielleicht eine GmbH", so Panneck-Conradi.
Das Gymnasium will den Schülern eine Ganztagsbetreuung anbieten. In der ersten Gymnasiumsklasse sollen 2009 25 Schüler aufgenommen werden. "Interessierte Eltern können ihre Kinder bereits jetzt bei uns anmelden", sagte Panneck-Conradi. Dabei spiele es keine Rolle, ob Eltern und Kinder einer Konfession angehören.
"Wir suchen auch noch einen Schulleiter für das Gymnasium." Diese Stelle werde man wohl bundesweit ausschreiben. Der künftige Schulleiter soll bei der endgültigen Erarbeitung des Schulkonzeptes aktiv mitarbeiten. Die Lehrkräfte werden anfangs auf Honorarbasis beschäftigt. Der Antrag auf Erteilung einer Betriebserlaubnis werde vorbereitet, so Panneck-Conradi.