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Gymnasium Carolinum und Campus Technicus Gymnasium Carolinum und Campus Technicus: Der Putz bröckelt an Bernburger Schule

Von Torsten Adam 01.12.2015, 07:26
Die Kreistagsmitglieder Jürgen Weigelt (links) und Thomas Gruschka begutachteten die Schäden im Musikraum des Gymnasiums.
Die Kreistagsmitglieder Jürgen Weigelt (links) und Thomas Gruschka begutachteten die Schäden im Musikraum des Gymnasiums. Engelbert Pülicher Lizenz

Bernburg - Der Putz bröckelt von den Wänden, die einst weiße Tapete ist jetzt eher mausgrau, der Linoleum-Fußboden löst sich vereinzelt, die Heizungsabdeckungen sind verbogen: Der Musikraum des Bernburger Gymnasiums Carolinum im Gebäude Friedensallee gibt alles andere als ein zum Lernen einladendes Bild ab. Und ist beileibe keine Ausnahme in dem altehrwürdigen Gebäude, wie der stellvertretende Schulleiter Christoph Riesner betont. „Seit der Sanierung vor 20 Jahren ist hier eigentlich nichts mehr passiert“, erklärte er den Mitgliedern des Kreisschul-, Kultur- und Sportausschusses während eines Rundganges durch das Haus.

Ab 1906 ist das heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude an der Bernburger Friedensallee, am Ostrand des Schlossbezirks, nach Entwürfen von Franz Stoye und dem späteren Bernburger Bürgermeister Friedrich Gothe (1919-1933) erbaut worden. Am 8. Januar 1909 folgte die Eröffnung als neue höhere Töchterschule. Die repräsentative und stadtbildprägende Friederiken-Schule, benannt nach der 1902 verstorbenen Herzogin Friederike von Anhalt-Bernburg, wurde 1923 in ein Oberlyzeum umgewandelt und diente 1945 kurzzeitig auch als Lazarett.

Von 1950 bis 1990 war hier die Polytechnische Oberschule „Friedrich Engels“ untergebracht. Mit der Wiedervereinigung wurde das Haus zum Friederiken-Gymnasium, neben dem Carolinum (vorher EOS „Karl Marx“) das zweite Gymnasium in Bernburg.

Mit dem Schuljahr 2003/04 fusionierten die drei existierenden Gymnasien der Stadt (seit 1995 gab es auch das Hellriegel-Gymnasium) zum Carolinum - mit 1876 Schülern damals das größte in ganz Sachsen-Anhalt. Inzwischen ist die Schülerzahl auf 865 gesunken, von denen 410 in den jüngeren Jahrgängen (Klassenstufen fünf bis acht) am Standort Friedensallee unterrichtet werden.

Und an diesem Zustand wird sich wohl auch so bald nichts ändern, sagt Kreistagsmitglied Thomas Gruschka (CDU). Denn die Kreisverwaltung habe auf seine Nachfrage mitgeteilt, dass für eine grundlegende Sanierung der Unterrichtsräume kein Geld vorhanden ist. Ist dies tatsächlich so? Auf direkte Nachfrage bei Alexandra Koch, Sprecherin der Kreisverwaltung, erhielt die MZ gestern keine Antwort.

Immerhin ist während der jüngsten Herbstferien in den drei renovierungsbedürftigsten Räumen Hand angelegt worden. Die Sockelbereiche wurden jeweils saniert und mit Holzleisten versehen, damit Tische und Stühle die Tapete nicht mehr beschädigen können.

Während die Defizite an den Wänden noch verkraftbar wären, sind es jene an den Sonnenschutz-Vorhängen nicht. Diese sind nach Angaben von Christoph Riesner in sechs Räumen derart porös, dass einzelne Lamellen bereits herausgefallen sind und ihre eigentliche Funktion - dem Schutz der lernenden Schüler vor Sonneneinstrahlung - nicht mehr gerecht werden.

Der Sanierungsstau aufgrund fehlender finanzieller Mittel ist die eine Seite, der Umgang der Schüler mit dem ihnen zur Verfügung gestellten Gebäude eine andere. Das verdeutlicht auch ein Blick in den Neubau der benachbarten Sekundarschule Campus Technicus. „Es gibt dort einen recht großen Verschleiß, insbesondere in den Gängen“, stellte Kerstin Schannor vom städtischen Hochbauamt im Bernburger Bau- und Sanierungsausschuss fest. „Die Architekten waren erschrocken über den Zustand“, berichtete sie vor dem Gremium weiter. Dabei ist der gut zehn Millionen Euro teure Neubau gerade einmal vor gut zwei Jahren in Betrieb genommen worden. (mz)