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Grönaer auf Spuren der Geschichte

Von Susanne Weihmann 24.04.2007, 16:57

Gröna/MZ. - Organisiert wurde die Exkursion vom Arbeitskreis Archäologie Bernburger Land und dem Verein für Anhaltische Landeskunde. Gut 80 interessierte Teilnehmer waren an diesem sonnigen Vormittag zum jungsteinzeitlichen Grabhügel "Stockhof" gekommen, den Ausgangspunkt der Exkursion in die Geschichte. Die letzte archäologische Grabung fand hier im Jahr 1996 statt.

Gröna, dessen Name sich aus dem slawischen gora (Berg) ableitet, sei erstmals 1174 urkundlich erwähnt worden, so Karsten Falke. Allerdings könne man aufgrund der archäolischen Funde, unter anderem mehreren Skeletten und Gefäßen am Stockhof, sicher sagen, dass der Ort seit mindestens 7000 Jahren durchgehend besiedelt ist, ergänzte Andreas Neubert.

An der Grenze des alten Landes Anhalt gelegen, weckte der Ort die Begehrlichkeiten verschiedener Landesherren. So gehörte der nördliche Teil Grönas zunächst dem Fürsten von Anhalt, der südliche Teil, früher als Schlewip bezeichnet, zum Erzbistum Magdeburg. Ab 1522 ging dieser Teil schließlich in den Besitz der von Krosigks über, die durch ihre zahlreichen Besitztümer über Jahrhunderte großen Einfluss in Gröna hatten.

Erst mit dem Staatsvertrag zwischen Preußen und Anhalt im Jahr 1739 wurde Gröna Anhalt zugesprochen. Vom "Stockhof" ging es in die Ortsmitte, zur St. Petri Kirche. Eine eigene Kirche besitzt Gröna erst seit Anfang des 18. Jahrhunderts, so Falke. Der heutige Bau stammt aus dem 19. Jahrhundert. Als Besonderheit hob Falke die hängenden Glocken aus dem 13. Jahrhundert hervor, die ursprünglich aus der Burg Pfuhle stammen, wie eine Inschrift verrät. Weil die Grönaer lange Zeit keine eigene Kirche hatten, gingen sie zuvor immer nach Zernitz zum Gottesdienst.

Dort, wo heute der Friedhof ist, stand früher jene Kirche. Die alte Familiengruft der Krosigks auf dem Friedhof war ebenso Ziel der Exkursion wie die Gedenktafel für Johann Christoph Horst, dem Besitzer des Horstschen Freigutes. Davor ging es direkt vor die Tore des Horstschen Freigutes, dessen Gemäuer zunehmend verfällt. "Mit dem Verfall der historischen Gebäude geht die Seele der Gemeinde verloren", sagte Bürgermeister Henry Schütze, der zu den interessierten Zuhörern gehörte. Doch der Gemeinde sind die Hände gebunden, erklärte Schütze. Das Land sei für die Objekte zuständig. Zuletzt wurde das Horstsche Gut vor etwa vier oder fünf Jahren verkauft. "Noch immer warte ich auf einen Investitionsplan", so Schütze. Inzwischen habe er keine Hoffnung mehr, dass das Gut zu retten ist. Das gleiche gilt für das das Krosigksche Rittergut und das Schloss.

Auf der letzten Etappe des über dreistündigen Ausflugs ging es zu den Überresten der mittelalterlichen Burg Pfuhle bei Kustrena. Karsten Falke und Andreas Neubert sorgten an diesem Vormittag mit interessanten Fakten, Übersichtskarten, und Legenden, zum Beispiel von unterirdische Gängen, die man im 19. Jahrhundert entdeckt hatte, und von denen erzählt wurde, dass sie bis zum Schloss Plötzkau führten, für eine lebendige Geschichtsführung. Zudem hatten sie die wesentlichen Punkte bereits auf einem Handout zusammen gefasst.