Grausame Folterinstrumente reisen nach Neustadt/Orla
Bernburg/MZ. - Bernburg hat einen neuen Exportschlager. Die Ausstellung "Mittelalterliche Folterwerkzeuge" geht auf Reisen. Am Samstag wird Museumsleiter Jürgen Weigelt die Ausstellung in Neustadt an der Orla (Thüringen) eröffnen.
"Diese Leihgabe ist Teil der Erfolgsgeschichte der Ausstellung", sagt Weigelt. Seit November 2004 ist die Ausstellung "Mittelalterliche Folterwerkzeuge" in den Besitz des Museums Schloss Bernburg übergegangen. "Es gehört zur konzeptionellen Absicht, dass die Folterausstellung auf Anfrage als Leihgabe oder als Wanderausstellung auf Reisen geht."
Ein Hintergrund dieser Leihgaben ist, "dass man damit die finanzielle Situation des Museums aufbessern kann", erklärt Weigelt. Die Ausstellung wurde vom 11. Juli bis 29. August 1999 erstmals in Bernburg gezeigt. Danach holte sich das Museum die Ausstellung als Leihgabe und nach dreijähriger Präsentation sowie der Zahlung der Leihgebühren ging die Folterausstellung in den Museumsbesitz über.
In der gesamten Ausstellungszeit sahen rund 40 000 Besucher die Folterwerkzeuge im Bernburger Schloss, berichtet Weigelt.
Das Museum selbst verlangt für die Folterausstellung von Neustadt keine Leihgebühren. "Wir vergeben sie sozusagen zum Null-Tarif." Jedoch nicht ganz: "Das Museum ist an den Einnahmen der Folterausstellung in Neustadt beteiligt." Dieses Modell mache es Interessenten leichter, sich für die Ausstellung zu bewerben, da keine Vorabkosten auftreten. "Risiko und Erfolg sind damit gut verteilt", meint der Museumsleiter.
Sechs Wochen wird die Folterausstellung in Neustadt an der Orla im dortigen Museum zu sehen sein. Weigelt hat sich zuvor die räumlichen Möglichkeiten des Museums angeschaut. "Schließlich geht es dabei um ein ernstes Thema der Rechtsprechung der nachmittelalterlichen Zeit und nicht um ein Panoptikum." Und genau darum werde er bei der Eröffnung in Neustadt auch einige Worte sprechen, sagt Weigelt. Es sei wichtig, das Thema Folter museal darzustellen.
Bis auf ganz wenige Teile wird die Folterausstellung vollständig eingepackt und nach Neustadt / Orla transportiert. Am Mittwoch gehen die Transporter auf die Reise. "Wir haben einen großen Transporter mit Hänger. Sollte dort nicht alles hineinpassen, steht noch ein Kleintransporter bereit." Etwa zwei Tage lang dauert der Aufbau der Exponate. Das Bernburger Museum übernimmt für die Neustädter auch die Werbung für die Ausstellung.
Das Kellergewölbe des Museums wird während der Abwesenheit der Folterinstrumente nicht verwaisen. Eine Spinnenausstellung soll den freien Platz ausfüllen.
Nach Weigelts Worten gibt es bereits einen weiteren Bewerber für die Folterausstellung. Wer das ist, wollte er aber noch nicht bekannt geben.