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Grabungen nahe Cörmigk Grabungen nahe Cörmigk: Friedhof aus Jungsteinzeit

Von katharina thormann 04.05.2017, 13:13
Grabungsleiter Thomas Kubenz zeigt vor einem der entdeckten Steingräber zwei Becher, die ebenfalls gefunden wurden.
Grabungsleiter Thomas Kubenz zeigt vor einem der entdeckten Steingräber zwei Becher, die ebenfalls gefunden wurden. Pülicher

cörmigk - Archäologen haben auf einer Anhöhe bei Cörmigk Teile eines rund 4500 Jahre alten Friedhofs freigelegt. Insgesamt sechs Gräber, darin die Überreste zweier Skelette, konnten die Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege in Halle in den vergangenen Wochen zu Tage bringen. Das Besondere daran: Die Toten lagen nicht ausgestreckt in den Gräbern, sondern auf der Seite liegend mit angewinkelten Beinen und Blick in Richtung Osten. „Das hat wahrscheinlich religiöse Gründe“, sagt der stellvertretende Projektleiter Martin Planert.

Grabung wegen Leitungsbau

Seit März waren er und 13 weitere Mitarbeiter vom Landesamt auf einer Fläche von 1600 Quadratmetern beschäftigt, um zu dokumentieren, was sich vor Tausenden von Jahren in der Region abgespielt haben könnte.

Dass der 20 Meter breite Streifen quer über den Acker freigelegt wurde, hängt mit der geplanten Investition der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH zusammen, die bis zum Jahr 2018 zwischen Güsten und Hammelberge bei Halle eine neue, 49 Kilometer lange Trinkwasserfernleitung verlegen will. Aus diesem Grund waren die Archäologen bereits im Herbst vergangenen Jahres bei Probeuntersuchungen im Einsatz. Sie haben dabei insgesamt 17 Fundstellen entdeckt, unter anderem bei Cörmigk auch eine Grubenreihe, die in dieser Art ausschließlich in Mitteldeutschland und Großbritannien zu finden ist und über deren Zweck noch immer gerätselt wird - und eben die ersten Gräber.

Um wen es sich bei den Toten handelt, darüber können die Experten nur mutmaßen. Möglicherweise waren es Bauern, die dort wegen der fruchtbaren Böden siedelten. Es könnten aber auch Krieger gewesen sein. Darauf deuten zumindest die Grabbeigaben hin. Denn in den Gräbern wurden gleich mehrere, teilweise gut erhaltene Gefäße gefunden. „In den Bechern wurde den Toten vermutlich Essen und Trinken mitgegeben“, sagt Planert. Weil sie umgedreht aussehen wie Glocken, sind sie der Glockenbecherkultur zugeschrieben. „Das war eine kriegerische Kultur, sie wanderten von der iberischen Halbinsel ein“, sagt Planert. Viele von ihnen waren Reiter, die auch schon mit Pfeil und Bogen ausgestattet waren. Doch derlei Funde haben die Archäologen an dieser Stelle nicht machen können. Sie gehen aber davon aus, dass sich nahe des jungsteinzeitlichen Friedhofs auch eine Siedlung befunden haben muss. Um das herauszufinden, hätten noch weitere Teile des Ackers geöffnet werden müssen.

Weitere Funde erwartet

Höchstwahrscheinlich werden sie aber in den nächsten Wochen nur wenige hundert Meter weiter wieder Entdeckungen machen. Denn während das Grabungsfeld bei Cörmigk nun abgeschlossen ist und die Funde nach Halle gebracht worden sind, gehen die Arbeiten nahtlos weiter. Und zwar in Richtung Norden nach Baalberge. Und man darf gespannt sein, denn so Planert: „Wir wissen schon, dass da noch einiges kommt.“

(mz)