Gemeinschaftsunterkunft Gemeinschaftsunterkunft: Erster Flüchtlingsunterkunftsbeirat Sachsen-Anhalts in Bernburg gegründet

Bernburg/MZ. - Die Migrantenselbstorganisation hat die Gründung des Heimbeirats unterstützt, indem sie über Monate hinweg Workshops für die Heimbewohner organisiert hat. „In fünf Monaten hat sich viel getan“, sagte Mamad Mohamad, der Sprecher des Netzwerks, bei einem Vorstellungstermin. Bei einer Befragung wurde von Heimbewohnern der Wunsch geäußert, einen Sprachkurs besuchen zu können. Nach einem Aufruf des Landkreises fanden sich zehn Ehrenamtliche, die bereit sind, den Migranten über mehrere Monate beim Erlernen von Alltagsbegriffen zu helfen. Ende Februar haben an der Kreisvolkshochschule in Bernburg bereits zwei Kurse begonnen. Auch in Aschersleben sollen bald Kurse stattfinden. Sprecher des Heimbeirats ist der 37-jährige Ibrahim Toe aus Burkina Faso. Sein Stellvertreter ist Ibrahima Jakite aus Nord-Mali. Außerdem gehört noch Ibrahim Feissal zur Vertretung der Flüchtlinge. Die ursprüngliche Idee, einen fünfköpfigen Beirat zu bilden, konnte noch nicht verwirklicht werden.
„Ein Heimbeirat, der im Namen der Heimbewohner sprechen kann, ist besser, als einzeln mit der Heimleitung zu sprechen“, erklärte der 37-Jährige. Es seien bereits spürbare Verbesserungen erzielt worden. So habe sich das Problem mit Ungeziefern in der Unterkunft deutlich vermindert. „Der Heimbeirat hat gute Arbeit geleistet, um für mehr Sauberkeit und Ordnung im Haus zu sorgen“, bestätigte Heimleiterin Karin Lucke vom Heimbetreiber Arbeiterwohlfahrt.
Die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft werden ermuntert, ihre Probleme direkt dem Heimbeirat vorzutragen. Nicole Marcus von der Freiwilligenagentur Halle, die das Projekt ebenfalls begleitet, erläuterte, dass es erst einmal darum gehe, Arbeitsstrukturen aufzubauen. Wichtig sei es, dass die Bewohner der Unterkunft Informationen bekommen, wer für welche Belange zuständig sei und an welche Stellen man sich mit einem Problem wenden könne. Versammlungen der Heimbewohner sind im Rhythmus von drei Monaten geplant. Alexander Dexbach vom Netzwerk Migrantenselbstorganisation sprach davon, dass außerdem ehrenamtliche Mentoren gewonnen werden sollen. Sie sollen die Flüchtlinge in Alltagssituationen begleiten, ihnen aber auch den Zugang zu Vereinen erleichtern. „Die Mentoren sollen als Scharnier wirken“, erklärte Dexbach.
Der Mitarbeiter der Migrantenselbstorganisation nannte ein weiteres konkretes Thema: Bei einem gemeinsamen Termin zwischen dem Landkreis und dem Heimbeirat soll über die neuen Leitlinien des Landesinnenministeriums zur Flüchtlingsunterbringung gesprochen werden. Auch Ibrahim Toe nannte ein weiteres konkretes Ziel. „Wir wollen versuchen, mit unseren Partnern Juristen zu finden, die uns mehr Informationen über unsere Pflichten und Rechte geben“, erklärte der Vorsitzende des Heimbeirats.