Geburt beim Hochwasser 2013 Geburt beim Hochwasser 2013: Marc ist jetzt schon ein Großer

Güsten/Bernburg - Marc Eric ist kaum zu bremsen. In rasantem Tempo rollt der Dreijährige mit seinem Laufrad durch den heimischen Garten in Güsten. „Das Laufrad ist sein ganzer Stolz“, erzählt Papa Martin Franz. „Damit fegt er immer durch Güsten.“ Und damit der Knirps auch gut zu hören ist, hat er eine Piraten-Hupe am Lenker. Groß ist Marc geworden – und wieder ein Stück selbstständiger. Der kleine Güstener ist heute vor genau drei Jahren, als das Wasser der Saale in Bernburg am höchsten stand, geboren worden.
Weg vom Hochwassergebiet
Seine Eltern haben damals mitten im Hochwasser-Gebiet am Rosenhag gewohnt – wenige Tage zuvor hatten sie ihre Wohnung quasi Hals über Kopf verlassen müssen. Vermutlich aber war die Aufregung für die seinerzeit hochschwangere Diana Franz zu viel und ihr Baby kam vier Wochen früher als geplant zur Welt. Doch Marc Eric entwickelte sich prächtig. Seine Eltern sind dann vor zwei Jahren nach Güsten gezogen, denn sie wollten unbedingt weg aus dem Hochwasser-Gebiet. Weil sie in Bernburg nichts Passendes fanden, ließen sie sich in Güsten nieder. Da sie hier ihre Wurzeln haben und sich sogar Jahre zuvor beim Güstener Karneval kennengelernt hatten, fiel der Abschied aus Bernburg nicht allzu schwer. Und längst fühlt sich die kleine Familie in Güsten im eigenen kleinen Haus mit schönem Grundstück heimisch. Marc Eric besucht die Kita, die nur wenige Meter von seinem Zuhause entfernt ist. Seit kurzem gehört er sogar zu den „Großen“, das heißt, er geht in den Kindergarten, wie er stolz erzählt.
Es war Montag, 3. Juni 2013, als die Entscheidung beim Krisenstab fiel, das Seniorenpflegeheim Pro Vita auf der Bernburger Saale-halbinsel am Rosenhag zu evakuieren. Nur einen Tag später wurden auch die benachbarten Wohnungen evakuiert. Unter den Betroffenen waren Diana und Martin Franz. Kurz nach Marc Erics Geburt hat die MZ die Familie kennen gelernt. Seitdem erscheint einmal im Jahr ein Beitrag über sie.
Am 6. Juni 2013 hatte die Saale am Unterpegel der Bernburger Schleuse den höchsten dort jemals gemessenen Wasserstand (6,50 Meter) erreicht. Trotz der zahlreichen Niederschläge in den vergangenen Tagen, die vor allem in Bayern für Überschwemmungen sorgten und sieben Todesopfer forderten, besteht derzeit keine Hochwasser-Gefahr in Bernburg, liegt der Saale-Pegel doch fünf Meter niedriger als vor drei Jahren.
Beim Besuch der MZ ist er zwar etwas zurückhaltend, aber eigentlich, so berichten seine Eltern, erzählt und plappert der Dreijährige den ganzen Tag. Ja, er könne sogar ein richtiger Faxen-Clown sein, sagt Martin Franz, wobei er sein Temperament vor allem zu Hause heraus lasse. „Im Kindergarten ist er immer ganz brav“, sagt Diana Franz. Marc mag auch Bücher, besonders „Feuerwehrmann Sam“, und Musik. Sein Lieblingslied sei zurzeit „Hänsel und Gretel“. Und er ist nicht nur wie die Mama ein großer Eis-Liebhaber, sondern auch Fußball-Fan. „Das hat er eher von der Mama als vom Papa“, erzählt die 36-jährige Mitarbeiterin im Gesundheitsamt in Magdeburg, die gemeinsam mit Marc schon der EM in Frankreich entgegen fiebert.
In der Handwerkerphase
Seinem Papa, der in der Agentur für Arbeit beschäftigt ist, geht der Blondschopf auch schon mal gern beim Heimwerken zur Hand. Marc hat einen eigenen kleinen Werkzeugkasten, mit Akkuschrauber und Hammer. Wenn der Papa etwas gebaut hat, kontrolliert der Filius mit einem Zollstock immer, ob der Papa auch richtig gemessen hat. Oder er prüft mit der Wasserwaage, ob alles im Lot ist. So gewiss auch beim Bau des neuen Swimming-Pools auf dem Grundstück. Erst vor wenigen Wochen ist er fertig geworden. Sehr zur Freude von Marc, denn – trotz der dramatischen Situation zu seiner Geburt - ist Wasser nach wie vor sein Element.
Schon jetzt freut sich der Dreijährige auf den bevorstehenden Urlaub, den die kleine Familie in Mallorca verbringen wird. Was er dort machen will? „Baden gehen“, sagt Marc voller Vorfreude. Vielleicht, ja vielleicht, sagt sein Papa, kann Marc im nächsten Jahr zu seinem vierten Geburtstag schon schwimmen. Doch neben all der Freude denkt das Ehepaar Franz in diesen Tagen auch immer wieder zurück an die Ereignisse vor drei Jahren. Und natürlich verfolgen sie interessiert die aktuelle Situation in Süddeutschland. Sie können nachvollziehen, wie es den Menschen jetzt dort geht. Dennoch, sagt Martin Franz, sehe er die Bilder inzwischen etwas gelassener, weil er eben ganz weit weg ist von einem Überflutungsgebiet. Bernburg besucht die kleine Familie aber nach wie vor gern. Die Stadt habe einiges zu bieten und man könne gut spazieren gehen, sagt Martin Franz.
Feier im heimischen Garten
Seinen heutigen dritten Geburtstag wird Marc zunächst im Kindergarten feiern. Doch gleich nach dem Mittagsschlaf wollen ihn seine Eltern abholen. Und dann soll zu Hause im heimischen Garten mit Großeltern, Cousin und Freunden weiter gefeiert werden. Martin Franz will dann auch ein kleines Wasserbassin aufstellen, denn laut Wettervorhersage soll es ein schöner Tag werden. „Da können die Kinder dann prima herumplanschen“, sagt der 42-Jährige. Zum Geburtstag wünscht sich Marc unbedingt einen Regenschirm - und zwar mit einem Piraten drauf. Aber, wie die Eltern schon hinter vorgehaltener Hand verraten haben, wird noch das ein oder andere Geschenk dazu kommen. (mz)