Frühjahrswanderung Frühjahrswanderung: Hase hoppelt durch Unterholz

Nienburg/MZ - Wo für Laien auf den ersten Blick ein öder, trister Wald ist, da verbirgt sich für den Naturkundigen ein Kleinod voller Leben. Das zeigte Siegfried Walter, ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter im Salzlandkreis, am Samstagmorgen in der Nienburger Saaleaue.
Der Bernburger Experte für Vögel, Pflanzen und Lurche wusste trotz anhaltender Kälte die Teilnehmer der Frühjahrswanderung für ganze Experte für Vögel, Pflanzen und Lurche in den Bann zu schlagen. Er tat den suchenden Augen regelrecht ein Universum auf.
Beinahe 40 Naturliebhaber hatten sich zuvor an der Saalebrücke eingefunden, um diesen Ausflug in die Sprohne zu unternehmen. Und das, obwohl es keine Hoffnung gab, tatsächlich Lerchensporn, Gelbes Windröschen und Waldgoldstern blühen zu sehen, wie in der Ankündigung versprochen. So ähnelte der Samstagmorgen dem Osterspaziergang von Johann Wolfgang von Goethe, der da geschrieben hatte: „Doch an Blumen fehlt’s im Revier, Sie (die Sonne) nimmt geputzte Menschen dafür.“
Fernab der Stadt
Eingeladen hatte die Arbeitsgruppe „Stadtrundgang“ des Nienburger Vereins zur Förderung der Kultur und Denkmalpflege sowie Heimatpflege. Vereinsmitglied Hannelore Regel erklärte das Vorhaben. „Eigentlich sollten wir in der Stadt bleiben, aber dort sind wir ja immer. Da ist es schon etwas Besonderes, zu dieser Jahreszeit heraus in die Natur zu kommen.“
Es gestaltete sich zu Beginn etwas schwierig, die Exkursion zu starten. Denn bereits nahe dem Parkplatz, wo man einen guten Blick über den alten Saalearm hat, gab es vieles zu entdecken. So zeigte sich ein Mink - ein amerikanischer Nerz - und ließ sich nicht von den zahlreichen Fernrohren stören. Auch Graureiher und Kormoran waren im Rohrkolben zu sehen, wo später Schwan und Haubentaucher brüten werden.
Viele der Teilnehmer waren auch von weither gekommen. Die Nienburger rekonstruierten dabei den zeitlichen Ablauf der Umleitung der Saale. Die Arbeiten hatten an dieser Stelle in den 1930er Jahren begonnen und fanden in der späten 1950ern ihre Vollendung. Walter präzisierte die heutige Gewässer-Situation. „Die Altwässer sind wertvolle Reproduktionsstätten“. Er sprach von einem gesunden Fischbesatz, den er in seiner zwölfjährigen Tätigkeit im Gewässerschutz des Umweltministeriums verfolgt hatte.
"Wald der Spechte"
Die Reste der einstigen Streuobstwiesen, die wertvolle Biotope darstellen, waren das Thema weiterer Diskussionen. Walter bedauerte, dass die alten Obstsorten nicht EU-tauglich seien. Vorbei an stehendem und liegendem Totholz und Heister - das sind junge, aber bereits zweimal verpflanzte Laubbäume - ging es weiter ins untere Saaletal, wo über 65 Vogelarten zu Hause sind.
„Der Auenwald ist der Wald der Spechte“, so Walter. So gibt beispielsweise Schwarzspecht, Buntspecht, Kleinspecht und Wendehals. Schwarzpappeln und vor allem Eichen werden von den Höhlenbauern bevorzugt. Aber auch der Kleiber meldete sich zu Wort, so dass die Naturfreunde seiner Stimme lauschen konnten.
Siegfried Walter war sich auch nicht zu schade, weitere Vogelarten zu imitieren. Es herrschte heitere Stimmung als der Ornithologe zum Federkleid der Tiere erklärte: „Die Männer müssen imponieren“. Gertrud Pfannkuchen aus Gröna und ihr Partner Eckard Unnasch erzählten, dass beide bereits an weiteren Exkursionen im Landkreis teilgenommen haben. Unterdessen erläuterte Walter, dass das Scharbockskraut eine „Vitamin-C-Bombe“ ist und zeigte auf die noch unscheinbaren kleinen Pflanzen.
Zur Beobachtung der Tiere gab er wertvolle Tipps. „Einfach stehenbleiben, dann kommen die Tiere von alleine.“ Und als wolle er das Gesagte bestätigen, hoppelte ein Feldhase dicht an der Gruppe vorbei durchs Unterholz. Faul lag ein Waschbär über den Köpfen der Beobachter in einer Astgabel. Doch dieser Gefährte sei weniger nützlich, räume er doch die Nester der Singvögel aus, erklärte Walter.
