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Frisches Gesicht für alte und neue Autos

Von SUSANNE BERNSTEIN 29.09.2008, 20:05

BERNBURG/MZ. - Wobei die Bezeichnung Autolackiererei für das, was in der Werkhalle gemacht wird, viel zu eng gefasst ist. "Wir lackieren alles, von der Kühlschranktür bis zum Lkw", versucht der Lackierermeister das Spektrum seines Unternehmens zu beschreiben.

Heute sind vor allem Unfall- und kleinere Schönheitsreparaturen an Fahrzeugen ein Standbein des Unternehmens. 1978 - als sich der frisch gebackene Lackierermeister mit seiner Frau Eva in der Firma seines Vaters selbstständig gemacht hatte - war das noch anders. Damals ließ der Großteil der Kundschaft die Autos aus Erhaltungsgründen komplett lackieren. Die Auftragslage war ausgezeichnet, Wengorz hatte gut zu tun. Doch als Selbstständiger in der DDR hatte der Bernburger vor allem eines - Personalprobleme. "Wir wurden doch als selbstständige Handwerker nur geduldet. Mitarbeiter zu bekommen, war so gut wie unmöglich", erinnert sich Wengorz. Deshalb hat auch seine Frau nicht nur die Buchführung gemacht, sondern auch des Öfteren in der Produktion geholfen.

Mit der Wende standen die Wengorz vor der Entscheidung die Firma aufzugeben, oder sich als Selbstständige am Markt neu zu profilieren. Die Familie entschied sich für Zweiteres. "Wir wussten aber, dass dazu eine Rieseninvestition nötig ist", sagte Wengorz. Er zog aus der Werkstatt des Vaters am Kustrenaer Weg aus und ließ am Stadtrand von Bernburg eine neue, moderne Werkhalle bauen. Seit 1993 sitzt der Unternehmer mit seiner Lackierei in der Halleschen Landstraße. Damals startete der Chef mit vier Mitarbeitern in das moderne Zeitalter. Heute beschäftigt der Bernburger zwölf Angestellte.

Neben dem klassischen Lackiergeschäft haben sich Wengorz und sein Team auch auf die Oldtimerrestauration spezialisiert. Beispielsweise pflegt der bekennende Morganfan engen Kontakt zur Werkstatt des englischen Sportwagenherstellers in Sulingen. Historische Lkw erhalten in der Wengorzschen Werkstatt ein frisches Gesicht. Aber auch Boote, alte Möbel, Motorräder mit Beiwagen, Flugzeuge oder eben Kühlschranktüren werden "aufpoliert".

Zunehmend gefragt sind auch optische Verschönerungen und Spielereien, die das geliebte Fahrzeug zum Unikat werden lassen. Viele frische Ideen hat Sohn Johannes Wengorz Junior mit in die Firma gebracht. Der Wengorzsche Spross ist mittlerweile der vierte Lackierermeister in der Familie und soll in naher Zukunft den Fachlackierbetrieb übernehmen.

Gelernt hat der 30-Jährige aber nicht beim Vater, sondern bei Becker Design in Niederolm bei Mainz. Den "Blick über den Tellerrand" hatte die Familie bewusst gewählt. Denn wenn Wengorz Senior eines nicht will, dann, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt. "Er muss an meinen Fußstapfen vorbei", sagt er. Ohne neue Ideen und Anregungen sei das aber nur schwer möglich.