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Hausordnung Sozialarbeiter Flüchtlingsunterkunft Ameos-Klinik Bernburg: Staatssekretärin Tamara Zieschang vermittelt mit Anwohnern

Von Torsten Adam 16.05.2019, 07:56
Das frühere Bettenhaus auf dem Gelände der Ameos-Klinik in Bernburg dient als Unterkunft für Flüchtlinge.
Das frühere Bettenhaus auf dem Gelände der Ameos-Klinik in Bernburg dient als Unterkunft für Flüchtlinge. Pülicher

Bernburg - Der Ärger von Bewohnern der Straße Fourmies in Bernburg über die Lärmbelästigung aus dem angrenzenden Flüchtlingsheim auf dem Ameos-Klinikgelände ist noch nicht verraucht. Doch Reimund Grahl konstatiert: „Seit den Gesprächen ist es besser geworden.“

Vor einem Monat hatte sich Tamara Zieschang, Staatssekretärin im Innenministerium, vor Ort mit den Betroffenen getroffen. Auch weil die Nachbarsfamilien nicht lockergelassen hatten. Seit Anfang März die ersten der bis zu 150 Flüchtlinge in das ehemalige Bettenhaus eingezogen waren, hatten sie über unerträglichen Lärm in den Mittags- und Abendstunden geklagt.

„Das Gebrüll und Geschrei war so laut, dass man es auch bei laufendem Fernseher hörte“, sagt Reimund Grahl der MZ. Die Tonaufnahmen auf seinem Handy von jenem Abend hätten den Heimleiter, der nachmittags seinen Dienst beende, entsetzt.

Innenministerium hat nach Beschwerden eine Hausordnung mit Ruhezeiten erlassen

Das Innenministerium hat reagiert. „Für die Einrichtung wurde eine Hausordnung erlassen. Danach ist an Werktagen eine Ruhezeit von 22 bis 6 Uhr einzuhalten. An Sonn- und Feiertagen ist die Ruhezeit ganztägig. Diese Festlegungen entsprechen der Gefahrenabwehrordnung der Stadt Bernburg“, teilte die stellvertretende Pressesprecherin Nancy Eggeling mit.

Der Heimleiter habe den Nachbarn ferner zugesichert, dass der Spielplatz nur noch bis 20 Uhr zur Verfügung stehe. Das Wachpersonal sei so sensibilisiert, dass nach 20 Uhr im an die Eigenheimsiedlung angrenzenden Aufenthaltsbereich nur noch in Zimmerlautstärke miteinander kommuniziert wird.

Das klappte aber auch in den vergangenen Wochen nicht immer, sagen die Nachbarn. „Die Tür zum Heim steht ständig offen, man hört den Lärm aus dem Treppenhaus“, sagt Gerhard Warthemann.

Das Tor des umzäunten Geländes werde laut zugeschmissen, die Kinder würden des Öfteren mit ihren Fahrrädern und Dreirädern scheppernd dagegen fahren, obwohl zugesichert wurde, dass sie ausschließlich den etwas weiter entfernten Spielplatz nutzen dürfen.

Nachbarn schlugen Verlegung des Aufenthaltsbereichs auf die andere Gebäudeseite vor

Ab Juni sollen sich Sozialarbeiter rund um die Uhr um die Flüchtlinge kümmern

Das klappte aber auch in den vergangenen Wochen nicht immer, sagen die Nachbarn. „Die Tür zum Heim steht ständig offen, man hört den Lärm aus dem Treppenhaus“, sagt Gerhard Warthemann.

Das Tor des umzäunten Geländes werde laut zugeschmissen, die Kinder würden des Öfteren mit ihren Fahrrädern und Dreirädern scheppernd dagegen fahren, obwohl zugesichert wurde, dass sie ausschließlich den etwas weiter entfernten Spielplatz nutzen dürfen.

Nachbarn schlugen Verlegung des Aufenthaltsbereichs auf die andere Gebäudeseite vor

„Wie früher mittags raus in den Garten setzen, die Beine hochlegen und mal ein Buch lesen, das geht leider nicht“, sagt Elke Warthemann. Die Ideallösung für die Nachbarn wäre eine Verlegung des eingezäunten Aufenthaltsbereiches auf die andere Seite der Flüchtlingsunterkunft, wo ohnehin der Haupteingang ist.

„Von dort wären es über 100 Meter bis zum Krankenhausgebäude“, sagt Elke Warthemann. Die Staatssekretärin habe sich offen für diesen Vorschlag gezeigt. Auf MZ-Anfrage heißt es aber, dass „die Organisation des Klinikgeländes nicht durch das Ministerium beeinflusst werden kann.“

Ameos-Sprecherin Alexa von Dossow sagt, dass keine gesetzliche Regelung bekannt sei, die eine Verlegung des eingezäunten Bereiches wegen der Einhaltung eines Mindestabstandes zur Nachbarschaft nötig machen würde. „Uns hat Klinikdirektor Hirsekorn mehr oder weniger zu verstehen gegeben, dass ihm das Patientenwohl wichtiger sei als die Nachbarn“, sagt Reimund Grahl.

Ab Juni sollen sich Sozialarbeiter rund um die Uhr um die Flüchtlinge kümmern

Er und seine Nachbarn haben Hoffnung, dass sich ab kommendem Monat die Situation weiter bessert, wenn die European Homecare GmbH die soziale Betreuung der Flüchtlinge übernimmt. Ab 1. Juni sollen tagsüber zwei und nachts ein Sozialarbeiter vor Ort sein. Zudem versprach Tamara Zieschang den Nachbarn, sich für einen frühestmöglichen Umzug in die dauerhafte Landesunterkunft für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge in Stendal einzusetzen.

Vorausgesetzt, der Baufortschritt lässt dies vor der für Juli 2022 geplanten Fertigstellung zu. Der Vertrag des Landes mit Ameos in Bernburg läuft bis mindestens Dezember 2020, mit Option um jeweils dreimonatige Verlängerungen. (mz)