Fahrplan-Umstellung sorgt für Ärger Fahrplan-Umstellung sorgt für Ärger: HEX hält kaum noch in Baalberge

Baalberge - Erst glaubte Reinhard Weiser an einen Druckfehler, als er im neuen Fahrplanheft des Harz-Elbe-Expresses (HEX) die Seite mit der Fahrstrecke Bernburg - Halle aufschlug. Doch das Beobachten eines im Bahnhof durchfahrenden Zuges belehrte ihn eines Besseren: Sein Heimatort Baalberge ist mehr oder weniger abgehängt worden von der HEX-Linie 47, die auf direktem Wege zwischen den beiden Saalestädten verkehrt.
Seit Inkrafttreten des neuen Fahrplans vor zwei Wochen hält die Bahn auf dem Weg von Halle nach Bernburg wochentags nur noch fünfmal in Baalberge: zweimal frühmorgens, einmal nachmittags und zweimal spätabends. Siebenmal passiert sie den etwas außerhalb des Dorfes gelegenen Bahnhof allerdings ohne Stopp. In entgegengesetzter Richtung ist die Situation kein bisschen besser. Wer an einem Sonntag Baalberge in Richtung Halle verlassen will, muss früh aufstehen. Denn es gibt nur einen einzigen Zug, der um 7.28 Uhr hier hält. Und in Richtung Bernburg fährt sonntags auch nur ein HEX: um 23.13 Uhr.
„Ich möchte nicht wissen, wie viele Reisende bisher durchgerauscht sind“, mutmaßt Reinhard Weiser, dass wie er noch andere ahnungslose Passagiere von der Fahrplan-Änderung auf dem falschen Fuß erwischt worden sind. Oder wie der zunächst ebenfalls ungläubige Ortsbürgermeister Heiko Scharf, der erst durch die MZ-Recherchen von dem Dilemma erfuhr.
Reinhard Weiser, der als Erwerbsunfähigkeitsrentner auf den Zug angewiesen ist und oft nach Halle und Leipzig fährt, kann nicht verstehen, warum Baalberge der einzige Ort entlang der Bahnlinie ist, wo der HEX durchfährt. Eine Begründung erhielt er auf telefonische Nachfrage vom Zugunternehmen nicht, nur den Verweis an die zuständige Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa) GmbH, die im neuen Jahr schriftlich Stellung nehmen wolle.
Gegenüber der MZ hat Peter Panitz, Leiter des Geschäftsbereichs Verkehr und Infrastruktur bei der Nasa, die Ursache des Übels bereits benannt: der Umbau des halleschen Hauptbahnhofs trägt Schuld daran. „Die Situation in Baalberge ist misslich“, räumt er ein. Um wegen der Verzögerungen bei der Einfahrt in den halleschen Bahnhof den Fahrplan einhalten zu können, hätte ein Halt unterwegs gestrichen werden müssen - und zwar aufgrund des wartenden Gegenverkehrs im eingleisigen Bereich der Strecke. So hatten nur Trebitz, Bebitz und Baalberge zur Debatte gestanden. Dass die Wahl nach genauer Abwägung auf Baalberge gefallen ist, hänge damit zusammen, dass dieses Dorf auch Anschluss an die Bahnlinie Bernburg-Köthen hat, für die an Werktagen 30 bis 40 Ein- und Ausstiege gezählt wurden, so Peter Panitz. Hingegen seien beim HEX47 nur fünf bis zehn Gäste wochentags zu- oder ausgestiegen. Diese Passagiere müssten nun im Bedarfsfall über Köthen reisen, um nach Halle zu gelangen. Das sei für die Betroffenen sicherlich ärgerlich, aber immerhin könnten sie noch diese alternative Verbindung nutzen. Wären hingegen die Zwischenstopps in Trebitz oder Bebitz gestrichen worden, hätten die Menschen dort überhaupt keinen Zuganschluss mehr gehabt, ergänzt Nasa-Abteilungsleiter Tobias Jensch.
An der Situation wird sich so schnell auch nichts ändern, sagt Peter Panitz. Zwar werde der Fahrplan jährlich überprüft, aber vor-aussichtlich könnten Reisende von und nach Baalberge erst ab Dezember 2018 auf Besserung hoffen. Sehr zum Leidwesen von Reinhard Weiser. Der Umweg über Köthen sei zum einen teurer, zum anderen dauere die Reise länger, weil dort auch keine guten Anschlussverbindungen bestünden.
Ortsbürgermeister Heiko Scharf will die Angelegenheit trotz der nachvollziehbaren Begründung seitens der Nasa nicht auf sich beruhen lassen und zur nächsten Ortschaftsratssitzung im Januar thematisieren. „Vielleicht lässt sich das noch anders regeln“, will er die Hoffnung nicht ganz aufgeben. (mz)